Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Artikel gesperrt. Über die Professorin Claudia Kemfert, die FAZ und vieles andere

Hadmut Danisch
22.3.2010 20:40

Ich habe meinen Blog-Artikel vom Mittwoch über die Professorin Claudia Kemfert (er basierte auf einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung über eine Sache mit Wikipedia) bis auf weiteres gesperrt.

Nein, bisher habe ich außer einem kruden Brief eines Anwaltes nichts juristisches bekommen, keine eA oder sowas. Anders als der Anwalt behauptete, bin ich nach bestehender Rechtsprechung nämlich nicht verpflichtet, über die gefundenen Presseartikel hinaus eigene Recherchen zu betreiben. Es greift das sogenannte Laienprivileg (LG Berlin 27 O 829/08 vom 11.9.2008, bestätigt durch KG Berlin, 10 W 73/08 vom 29.1.2009), wonach die Meinungsfreiheit unzulässig verengt wäre, wenn auch der private Blogger Recherchen anstellen müßte, die er nicht leisten kann. Denn dann könnte man die Meinung gar nicht mehr äußern.

Der Blogger kann seine Meinung äußern, solange die zugrundeliegenden Presseartikel unzweifelhaft bestehen. Nun ist der Artikel in der Süddeutschen aber weg. Also mußte ich meinen Artikel auch erst einmal wegnehmen.

Für bezeichnend halte ich es, wenn mir ein Anwalt – angeblich auf Bitte der Frau Kemfert – erhebliche Sorgfaltspflichten für mein privates Blog auferlegen will, während sie selbst im Impressum ihrer kommerziellen Webseite erklärt:

Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität,Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Information kann daher nicht übernommen werden.

Abgesehen davon, daß es ohnehin unwirksam ist, und eher in eine AGB als in ein Impressum gehören würde, deutet es auf ein Phänomen hin, das ich an deutschen Universitäten schon so oft beobachtet habe, nämlich daß Professoren für sich selbst ganz andere Rechte in Anspruch nehmen als sie anderen zugestehen wollen. Zu oft habe ich schon gehört, daß Professoren alles dürfen und nichts müssen, während es bei allen anderen umgekehrt sei.

Seltsamerweise hat man von mir verlangt, ich hätte dazu doch das Dementi der Frau Kemfert einholen sollen, fügte es aber nicht bei. Ich habe es bis heute auch nicht erhalten. Insofern ist dem Anwaltsschreiben nicht zu entnehmen, was denn jetzt eigentlich konkret falsch ist. Man legt Wert auf die Feststellung, daß sie selbst nicht aus Wikipedia abgeschrieben habe. Der Unterton läßt aber erkennen, und das war ja der Kern meines eigenen Artikels, daß der fragliche Text anscheinend von einem Mitarbeiter irgendwie vorbereitet wurde. Ich habe deshalb zu näherer Erklärung aufgefordert. Denn sich als Professor seine Texte von Mitarbeitern zuarbeiten zu lassen und sie ohne deren Nennung unter eigenem Namen hinzustellen, erscheint mir, wie ich in diesem Blog schon öfters geschrieben habe, als ein größeres Problem als wenn mal jemand was aus Wikipedia übernimmt und „vergißt” die Quelle anzugeben. Denn erstens kann jeder Leser so etwas relativ leicht selbst feststellen, und zweitens hat ein Autor der Wikipedia seine Arbeit freiwillig und bewußt ohne Autorenangabe eingestellt, und damit ziemlich freiwillig seine Arbeit zur Übernahme ohne Angabe seiner Autorenschaft freigegeben. Man verletzt damit vielleicht akademische Pflichten, aber nicht die Rechte des Wikipedia-Autors. Anders sieht es aus, wenn man sich von einem wissenschaftlichen Mitarbeiter zuarbeiten läßt (wie ich aus eigener Erfahrung weiß). Denn der macht das dann nicht freiwillig, sondern in einer Zwangssituation. Und weil der selbst Karriere machen oder promovieren will, ist er eigentlich darauf angewiesen, daß er selbst als Autor gelistet wird. Eine solche Praxis wird als in Deutschland übliche angesehen, aber wie so vieles, was an deutschen Universitäten üblich ist, ist es rechtswidrig.

Die Nennung als Autor gehört zu den Urheberpersönlichkeitsrechten. Zwar kann man darauf durch Rechtsgeschäft verzichten, wie es etwa manchmal in Arbeitsverträgen in der Industrie explizit oder konkludent gehandhabt wird, wenn etwa Firmen Handbücher oder ähnliches herausgeben und darin nur der Firmenname auftauchen soll. Um ein solches Arbeitsverhältnis handelt es sich bei wissenschaftlichen Mitarbeitern aber gerade nicht, denn deren Absicht und Zweck ist ja, unter eigenem Namen aufzutreten. Außerdem kann ein solches Rechtsgeschäft immer nur den Verzicht auf die Nennung als Autor beeinhalten, aber nicht die Nennung einer anderen (natürlichen) Person als Autor. Autor eines (Text-)Werkes kann man in Deutschland nicht durch Rechtsgeschäft werden, sondern nur, indem man es selbst schreibt. Es gibt keinen anderen Weg, rechtmäßig als Autor eines Textes dazustehen.

Daher ist diese an deutschen Universitäten durchaus übliche (und mir selbst mehrfach begegnet und widerfahrene) Praxis rechtswidrig, und meist auch mit explizitem oder stillschweigendem Druck verbunden. Die Rolle vieler Professoren ähnelt dabei der eines Zuhälters: Die Mitarbeiter machen die Arbeit und der Professor kassiert. Besonders perfide finde ich es dann, wenn wie im Darmstädter Fall der Professor zwar die Meriten unter eigenem Namen einsammelt, solange es gut geht, aber dann, wenn an der Sache etwas faul ist, sofort diesem Mitarbeiter die Schuld zuweist und man diesen hängt. Das ist so eine Raub-mit-Vollkasko-Mentalität. Und zudem Untreue gegenüber dem, der den Mitarbeiter bezahlt, ob nun Staat oder privat Drittmittelgeber. Denn irgendwer bezahlt den Mitarbeiter, während der Professor für die Einnahmen kassiert.

Nun bin ich sehr gespannt, wie das Dementi der Professorin Claudia Kemfert ausfallen wird und was denn aus ihrer Sicht da gelaufen ist.

Schon das seltsame Auftreten über einen Anwalt rufen bei mir Zweifel an ihrer wissenschaftlichen Ausrichtung hervor. Denn Wissenschaft heißt auch Streiten und argumentieren, und die Wissenschaftsfreiheit umfaßt laut BVerfG auch das Recht, die Methoden anderer zu kritisieren. An den Universitäten beobachte ich aber immer mehr Professoren und sonstige „Wissenschaftler”, die zu einem solchen Disput, zum argumentativen Abwiegen unterschiedlicher Thesen, überhaupt nicht mehr in der Lage sind, dies nie gelernt haben. Viele Leute an den Universitäten existieren allein auf der Grundlage, daß sie plakativ irgendetwas behaupten und man die Kritik abgeschafft hat. Und, wie ich hier schon oft und besonders auch in den diversen Buchkritiken geschrieben habe, ich habe den Eindruck, besonders Frauen diese Eigenschaft aufweisen. Nicht weil Frauen schlechtere Wissenschaftler wären, sondern weil man unter den Frauen die schlechteren aussucht. Das Universitätsbiotop verkommt zum sozialen Gefüge, in dem nicht mehr der wissenschaftliche Disput, sondern die Abwesenheit jeglichen Disputs zur Regel wird. Dies führt zwangsläufig dazu, daß Leute die Oberhand gewinnen, die Thesen aufstellen, und sich dabei daran gewöhnen, daß diese nicht hinterfragt und nicht verteidigt werden, und die ihrerseits nichts hinterfragen. Es ist naheliegend, daß diese Leute, in dieser Beliebigkeit gepaart mit dem immer stärker erzwungenen Opportunismus, die optimalen Meinungszuträger für eine Politik sind, die immer stärker an Gefälligkeit und immer weniger an wissenschaftlicher Substanz interessiert ist, denn letztere könnte den Interessen ja auch widersprechen.

Im männlichen Umfeld herrscht dabei nach meiner Beobachtung eher ein striktes, feudal-klerikales Rangsystem, das man am ehesten in Anspielung auf das Sicherheitsmodell von Bell-LaPadula beschreiben kann: Nach oben zitieren, nach unten kritisieren. Bei Frauen scheint mir eher ein Freundinnen zitieren, niemanden kritisieren vorzuherrschen. Daher auch die zunehmende Sitte, Leuten nicht mehr fachliche Argumente entgegenzuhalten oder die eigene Position zu überprüfen, sondern alles nur noch über Anwälte und Unterlassungsansprüche zu unternehmen. Viele Professoren betrachten ihrer Tätigkeit nur noch als Einbahnstraße: Jeder hat ihre Meinung zu hören und entgegenzunehmen, keiner hat eine Widermeinung zu äußern. Meines Erachtens ist das das Gegenteil von Wissenschaft, deren Abwesenheit.

Ich bin deshalb sehr gespannt, wie das vom Anwalt erwähnte Dementi der Frau Kemfert ausfallen wird.

Abgesehen von der Frage der Wissenschaft stellt sich auch die der Meinungsfreiheit. Der Grad dessen, was jemand an Kritik und öffentlicher Erwähnung aushalten muß, richtet sich danach, in welchem Maße er selbst die Öffentlichkeit sucht. Professoren gelten im Rahmen ihrer Tätigkeit schon als relative Personen der Zeitgeschichte, denn durch ihr Amt, ihre Vorlesungen, ihre Veröffentlichungen exponieren sie sich gewollt selbst und stellen sich damit auch bewußt widerstreitenden Sichtweisen. Professoren müssen daher – rechtlich gesehen – weit mehr Kritik aushalten können als normale Leute. Frau Kemfert sucht die Öffentlichkeit sogar in extensiver Weise. Und sie sucht sie in einem Thema, nämlich dem Klima, das Gegenstand aktueller Diskussion ist und mehr oder weniger jeden angeht, direkt oder zumindest indirekt über Steuergelder. Gerade deshalb kommt der Meinungsfreiheit und damit der politischen Meinungsbildung ein besonders hoher Stellenwert zu. Wer sich selbst so weit zum Fenster herauslehnt, darf sich nicht über das Wetter beschweren. Oder anders gesagt: Wer die Hitze nicht verträgt, sollte die Küche meiden.

Gerade vor dem Hintergrund der Klimadebatte und deren starken politischen Verflechtung kommen mir langsam Zweifel an der Wissenschaftlichkeit. Schon seit längerer Zeit schreiben mich Leser an und weisen mich auf diverse Seltsamkeiten und Verdachtsfälle in der Klimaforschung hin. Bisher habe ich das nicht aufgegriffen, weil ich Klimafragen nicht aus eigener Sachkunde beurteilen kann. Viel mehr als was ich selbst in meiner Lebenszeit, beim Reisen und beim Fliegen beobachte, weiß ich über das Klima und dessen Änderung nicht. Ich mißtraue aber zunehmend unserer Politik und allem, was damit zu tun hat.

Am vergangenen Samstag (20.3.2010) erschien in der FAZ, Seite C2, unter dem Titel „Die Frau fürs richtige Klima” ein ganzseitiger (!) Artikel über Claudia Kemfert, bei dem ich mich beim Lesen fühle, wie von der Dampfwalze überfahren. Wenig Substanz im Text, dafür ein Frontal-Portrait über 2/3 der Seite, und eine Spalte „Ich über mich”. (Ein ähnlicher Artikel ist online hier zu finden.)Bei solchen Artikeln habe ich den Eindruck, als wollte mir jemand mit Gewalt die Meinungsmacher einhämmern. (Oder vielleicht hat man auch einfach nicht genug zu schreiben gefunden und dann das Portrait so lange hochskaliert, bis die Seite endlich voll war.) Auf mich wirkt eine solche (Selbst-)Darstellung extrem abstoßend. Und dann findet sich darin, sowohl in der Papier, als auch in der Online-Version:

Wer ihr vorwirft, die wissenschaftliche Exaktheit auf dem Altar der Schlagzeilen zu opfern, dem entgegnet sie, dass sie es für die Pflicht der akademischen Welt halte, Forschungsergebnisse unter die Menschen zu bringen. […]

Wer derart in der Öffentlichkeit steht, dem bläst der Wind manchmal frontal ins Gesicht. Gerade erst musste Claudia Kemfert das erfahren, als eine Zeitung veröffentlichte, sie habe für einen Aufsatz aus dem Online-Lexikon Wikipedia abgeschrieben. Der Vorwurf traf Claudia Kemfert hart. Sie verteidigte sich: Diese Beiträge seien grundsätzlich Gemeinschaftswerke, die umstrittene Passage stamme nicht von ihr, sondern von einem anderen Mitarbeiter, und sie selbst habe mit dafür gesorgt, dass der Text wegen seiner Mängel gar nicht erst erschienen sei. Doch das wollte niemand hören. Viel reizvoller war es, der Strahlefrau mit den blonden Locken dabei zuzusehen, wie ihr ein Kratzer verpasst wurde. So viel zu den Risiken und Nebenwirkungen medialer Präsenz.

Aha. Beiträge seien grundsätzlich Gemeinschaftswerke. Spinnen die jetzt alle? Wie ich schon sagte, die Arbeit eines Mitarbeiters als eigene auszugeben halte ich für noch viel schlimmer, als aus der Wikipedia abzuschreiben. Und wenn man das so liest, scheint sie das nicht selten so zu machen. Und die FAZ stellt das – ebenso wie die Staatsanwaltschaft Darmstadt im oben zitierten Fall – als völlig üblich und normal dar.

Ich kann das nicht anders verstehen als daß man Schwindel und Urheberbetrug an deutschen Universitäten inzwischen als normalen Vorgang ansieht. Der Professor als Zuhälter der Mitarbeiter. Die Ludenschleuder mit den dicken Reifen könnte man so gesehen auch als „Gemeinschaftswerk” ansehen.

Ich finde das grotesk: Seit Jahren hämmern uns Urheberindustrie und Politik ein, daß man die Urheberrechte stärken und Urheberrechtsverletzer mit allen Mitteln gnadenlos verfolgen muß, selbst wenn nur mal irgendein Teenie eine Musik-CD kopiert. Immer härter werden die Maßnahmen. Und gleichzeitig installiert man einen ganzen Berufs- und Beamtenstand von Leuten, die die Urheberrechte der Mitarbeiter geschäftsmäßig verletzen, und jeder hält das für normal. Weil die Mitarbeiter keine Lobby haben (und kein Schmiergeld bei der Politik einwerfen). Während die Politik im Interesse der Urheberindustrie Urheberrechtsverletzungen maßlos und gnadenlos verfolgt, macht sie sich die Urheberrechtsverletzung zunutze, wenn es um ihre eigenen Interessen geht. Hauptsache, der Durchsatz an politikförderlichen Veröffentlichungen stimmt, selbst wenn (Zitat oben) die wissenschaftliche Exaktheit geopfert wird.

Und es scheint insbesondere so zu sein, als wäre der FAZ-Artikel so als Brandlösch-Artikel erschienen. Die Süddeutsche zieht zurück, dafür prescht die FAZ vor und stellt die – anscheinend für die Politik so wichtige – Professorin schnell als mutige und verfolgte Kämpferin hin. Wissenschaftliche Exaktheit geopfert? Artikel von Mitarbeitern schreiben lassen? Ist der FAZ egal, Schuld sind die anderen. Wer hat eigentlich die politische Kontrolle über die FAZ, daß die uns einen solchen Mist auftischen? Ist das auch wieder die hessische CDU? Irgendwer hat da versucht, die Klima-Professorin in der Süddeutschen abzusägen, dann hat es irgendwo politisch gekracht, und von irgendwoher kam jemand anderes, um sie in der FAZ wieder aufzubauen. Ich komme mir langsam vor, als könnte man in Deutschland überhaupt nichts mehr glauben, nur noch Propaganda und Interessengebrüll.

Hatte ich nicht erst am Samstag in meinem Blog-Artikel über einen Angriff auf mein Blog geschrieben, daß ich inzwischen die Vorratsdatenspeicherung für wichtiger als deren Abwesenheit halte, weil ich die Gefahr durch staatliche Desinformation und Sabotage für inzwischen größer als die der staatlichen Schnüffelei halte? Ich hatte doch erwähnt, daß ich schon viele geschönte Artikel über Professoren gesehen habe, die durch Mitarbeiter, Agenturen oder wen auch immer ständig geschönt, überwacht, zensiert werden. In der Wikipedia gibt es jede Menge selbsternannte Religionswächter, die alle Artikel und Inhalte rausschmeißen, die ihnen nicht in den Kram passen. Nur diese Selbstbeweihräucherungen scheinen in der Wikipedia geduldet zu werden. Systematische Desinformation. Und nun lest mal zu diesem Thema die Diskussionsseite zum Artikel über die Professorin Claudia Kemfert. Ich wüßte ja zu gerne, wer die ursprünglich viel zu lange Seite erstellt hat und wer da die Seite schönt und positiv darstellt. Nichts kann man in diesem Lande mehr glauben.

Und mittlerweile fange ich an, auch über das Klima immer weniger zu glauben.

Wissenschaft muß sich um die Sache, nicht um Personen drehen. Wer sich selbst vor der Sache in den Vordergrund spielt, kann kein Wissenschaftler sein. Richtig abstoßend, richtig unappetitlich, wirkt auf mich die Presse-Service-Seite der Professorin Claudia Kemfert. Wer auf einer kommerziell-pseudowissenschaftlichen Presse-Service-Seite statt Inhalten nur 24 Bilder von sich selbst in Großaufnahme anbietet, hinterläßt bei mir den Eindruck eines weit übersteigerten Selbstdarstellungsdranges und ganz anderer Probleme als die fachlichen Gegenwindes. Wer sich selbst so dar- und herausstellt, der ist meines Erachtens völlig unglaubwürdig und als Wissenschaftler unseriös. Schauspieler und Models können sowas tun, weil es bei denen auf die körperliche Darstellung ankommt. Wissenschaftler können sowas nicht tun. Es ist mir unverständlich, wie eine Universität jemanden mit einer solchen Selbstdarstellung als Professor berufen kann.

Noch eine fotographische Anmerkung: Ich hatte in dem Blog-Artikel, den ich bis auf weiteres gesperrt habe, erwähnt, daß wenn man sich schon so darstellt, man sich wenigstens jemanden leisten sollte, der fotographieren kann.

Ich habe mir inzwischen einige der Webseiten der genannten Fotographen angesehen. Einige sind wohl Berufsfotographen, und auf deren Webseiten habe ich einige wirklich tolle und hervorragende Reise- und Landschaftsfotos gesehen. Und als Berufsfotographen haben die allgemein auch deutlich mehr Erfahrung im Fotographieren als ich.

Das ändert alles nichts daran, daß ich diese Zusammenstellung von Portraits der Frau Kemfert ziemlich schlecht und handwerklich lausig finde. Jeder halbwegs ordentliche Fotograph hätte meines Erachtens von der Verwendung der Mehrzahl dieser Bilder abraten müssen. Obwohl: Vielleicht haben sie das ja getan und sind nicht beachtet worden.

Die meisten der Bilder wirken künstlich, gestellt, albern, das aufgesetzte angespannte Lächeln gerät zur Grimasse. Es ist für professionelle Fotographie durchaus üblich, Leute vorher zu schminken und zu pudern, aber das sollte moderat passieren. Ziel der Maske bei dem Portrait für den Geschäftszweck sollte sein, daß das Bild natürlich aussieht. (Weshalb man beispielsweise pudert, um die Einflüsser der normalerweise nicht vorhandenen künstlichen Fotobeleuchtung zu neutralisieren, also den Normalzustand wieder herzustellen.) Man fotographiert Leute aber nicht so, daß man sieht, wie dick die Schminke aufgetragen ist, es sei denn, man will sie karrikieren.

Ein Portrait mit kürzerer Brennweite als mindestens einem kurzen Tele zu machen ist gerade dann ein Fehler, wenn dadurch eine zu große Nase noch mehr herausgestellt wird. Von dem Einsatz einer Brille, die wie ein Rammbock wirkt, ist abzuraten (was ja auch in dem Artikel der Süddeutschen schon angesprochen worden war). Wenn ich diese Portraits hätte machen sollen, hätte ich weniger Schminke, dafür aber mal einen Kamm eingesetzt, das wäre meines Erachtens wichtiger gewesen. Man fotographiert Leute im professionellen Bereich einfach nicht so, daß die Haare wie bei einem Wischmop dahängen.

Und wenn schon gestellt, geschminkt und mit Softbox, dann sollte man das Licht so kontrollieren, daß es auf den Hautreflektionen nicht zu ausgefressenen Spitzlichtern kommt.

Und diese neumodischen, immergleich gestellten Fotos, bei denen man Leute in Geschäftskleidung in steif-erläuternder Geste, überzogenem Gesichtsausdruck und herausgestellter Schärfentiefe in einem Kreis nachdenklich lauschender Zuhörer-Models sieht, ist das Standard-Foto für Politiker und kommunikative Berufe. Das Standard-Foto für Wissenschaftler ist das nachdenklich am Tisch sitzende mit auf die Hand gestütztem Kinn. Oder wenigstens vor einer Tafel mir irgendwelchen Formeln. Damit es wenigstens so aussieht, als habe man mehr mit Denken als mit Schminken zu tun.

Nein, da haben die Fotographen keine gute Arbeit geleistet. Nur so als Anmerkung.

11 Kommentare (RSS-Feed)

quarc
22.3.2010 21:56
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Jetzt bin ich etwas verwirrt.

| […]und sie selbst habe mit dafür gesorgt, dass der Text wegen
| seiner Mängel gar nicht erst erschienen sei.

Man reicht also einen Text zur Veröffentlichung ein, und sorgt dann
mit dafür, dass er wegen seiner Mängel nicht erscheint? Einmal abgesehen
davon, dass (sofern der Autor den Text nicht zurückzieht) die Entscheidung
über Erscheinen oder Nichterscheinen doch wohl bei den Editoren der
betreffenden Zeitschrift oder Schriftenreihe liegt, hat sie denn die
Mängel vorher nicht gekannt? Muss ich jetzt annehmen, dass sie den
Text vielleicht vorher gar nicht gelesen hat?

Jedenfalls könnte das der Beginn einer unterhaltsamen Geschichte werden.


Hadmut Danisch
22.3.2010 22:12
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Das habe ich auch nicht verstanden.

Aber ich warte ja auf anwaltliche oder professorale Erleuchtung. Das könnte wirklich unterhaltsam werden.

(Eine der Fragen, die ich diesem Anwalt gestellt habe, war die, ob der schon mal auf die Idee gekommen ist, daß seine Version für seine Mandantin nachteiliger sein könnte als meine…)


lbra
22.3.2010 22:33
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Warum hast du den Artikel bis auf weiteres gesperrt, wenn du dich im Recht wähnst? Und wann wirst du ihn wieder freischalten?


Hadmut Danisch
22.3.2010 22:41
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Weil ich mich, entsprechend den beiden zitierten Entscheidungen, solange im Recht wähne, wie ich mich als Privatmensch auf einen Presseartikel stützen kann. Wenn der weg ist, kann ich das nicht mehr so. Obwohl hier nur einer von zweien weg ist.

Außerdem finde ich die Richtigung, in die sich die Sache entwickelt, letztlich viel besser und interessanter. Wie gesagt halte ich die Variante, Mitarbeiter-Werke unter eigenem Namen rauszugeben für viel derber als nur von Wikipedia abzuschreiben. Wikipedia abschreiben ist eine einmalige kleine Fehlleistung, die auch nicht ohne weiteres immer durchführbar ist. Wenn aber so Aussagen wie in der FAZ auftauchen, daß solche Veröffentlichungen “grundsätzlich Gemeinschaftswerke” seien, dann ist die gesamte Befähigung in Frage gestellt. Da ist mehr Schwung drin.

Nun warte ich erst mal ab, was die mir da noch schreibt und was so passiert. Letztlich habe ich ihn ja auch nicht nur gesperrt, sondern durch diesen hier ersetzt.


Sefan W.
23.3.2010 5:46
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Tja – der Auftakt: “Wer derart in der Öffentlichkeit steht, dem bläst der Wind manchmal frontal ins Gesicht.” klingt ja, als ginge es jetzt um mutige Äußerungen, die irgendwelchen Mächtigen unbequem seien, und die dann Gegenwind erzeugen.

Und dann kommt, daß sie sich Plagiatsvorwürfen gegenübersieht. Sehen so unsere Helden aus? 😉


pepe
23.3.2010 15:04
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Die von dir genannte Praxis dass Mitarbeiter Arbeiten im Namen der jeweiligen Profs erledigen hat durchaus auch Vorteile und wird daher zumindest in meiner Umgebung akzeptiert. Die Praxis muss natuerlich dort Enden wo der Prof einseitig profitiert, das ist klar.

Ich hab in meinem ersten Jahr als PhD-Student in Deutschland direkt in grossen renomierten Projekten mitgearbeitet, den Prof und andere Mitarbeiter hier und da vertreten und Kommentare fuer aktuelle Projekte, Projektvorschlaege und entstehende Paper gegeben.

Dadurch, dass mein Prof fuer mich “gebuergt” hat, habe ich schnell auf Augenhoehe diskutieren und vortragen koennen.

Jetzt bin ich im zweiten Jahr an einer Uni in einem anglo-amerikanischen System. Hier bin ich wieder Student. Ich mache meinen PhD-Kram und sonstige Paper die unterwegs so anfallen, habe aber mit den Projekten des Lehrstuhls ueberhaupt nichts zu tun. Hin und wieder bekomm ich bescheid wenn der Betreuer gerade auf Uebersee ist. Wenn ich hier fertig bin habe ich eine Gesamtarbeit erstellt, die kaum ueber dem Niveau einer guten(!) deutschen Diplomarbeit anzusiedeln ist. In einem begleitenden Kurs “Doing a PhD” lernt man wie ein Paper zu strukturieren ist, wie man latex bedient und richtig zitiert. Ich will nicht sehen wie die master thesis hier aussieht. Und wenn die Leute hier ihren PhD bekommen kennen sie noch immer so gut wie keinen aus der Szene, abgesehen vom eigenen Lehrstuhl. Fuer all das zahl ich noch 10.000 Dollar im Semester, statt wie bei uns fuer meine Arbeit bezahlt zu werden.

Soviel nur um mal auch die Grundlegenden Vorteile herauszustellen. Sie waren mir noch nie so deutlich wie jetzt. Ein Glueck dass ich hier wenigstens noch Sommer und Meer hab. 🙂


quarc
23.3.2010 17:20
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@pepe: wenn Deine Abschlussarbeit am Ende nicht viel mehr enthält, als
eine gute Diplomarbeit, könnte das an der betreffenden Uni oder an dem
Department liegen. Sie sollte nämlich einen Beitrag zur Forschung
liefern und im Prinzip publikationsfähig sein, und das ist eben mehr,
als von einer Diplomarbeit erwartet wird, die zwar zeigen soll,
dass man Probleme mit den wissenschaftlichen Methoden des jeweiligen
Faches bearbeiten kann, bei der man aber nicht selbst das Forschungsrisiko
trägt. Dass Du auch noch selbst bezahlen musst, anstelle z.B. über
eine “teaching assistantship” (die meist einen Gebührenerlass beinhaltet)
Geld zu verdienen, macht mich auch stutzig. Das ist eher selten.

Meiner Ansicht nach hört bei einer Publikation der Spaß auf.
Entweder erwähnt man dankend die Zuarbeit des Mitarbeiters (falls sie
wirklich gering war) oder man macht ihn gleich zum Koautor.


Hadmut Danisch
23.3.2010 18:58
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@pepe: Dem kann ich so nicht folgen.

Mag sein, daß einige von Dir angesprochene Punkte zum Unterschied Deutschland/Ausland stimmen, aber das ist doch ein anderes Thema. Selbst wenn das ein Vorteil von Deutschland wäre, hat das doch überhaupt nichts damit zu tun, daß unrichtige Autorenangaben gemacht werden.

Zumal ich das ganz anders erlebt habe, als Du. Ich war bei einem Professor, bei dem sich im Lauf der Zeit herausgestellt hat, daß der mit immer dreckigeren Methoden, immer krankhafterer Selbstüberhöhung und Selbstherrlichkeit, und immer stärkerer Mißachtung seiner Mitarbeiter deren Forschungsleistung abgezogen, unter seinem Namen herausgegeben und jeden abgeschlachtet hat, der da nicht mitspielt. Anfangs habe ich das nicht gemerkt, weil er nie da war, aber die Auseinandersetzungen am Institut wurden dann immer schlimmer und die Methoden immer dreckiger. Irgendwann merkte man dann, daß der außer Abgreifen wie die Mafia bei der Schutzgelderpressung fast nichts konnte. Der hat mehrfach Leute einfach so kaputtgemacht. Und die Fakultät hat das stets gedeckt. Und die DFG, bei der der Gutachter war, wollte auch nichts wissen, der ist Gutachter geblieben. Und gelogen hat der, daß sich die Balken biegen.

Und dann bekommt man das später noch reindgedrückt, daß man nicht genug eigene Veröffentlichungen hätte.

Und richtig übel wird das dann, wie es mir auch passiert ist, wenn man vor Gericht streitet und das Gericht einen Professor als Sachverständigen beruft, weil der sich als Kryptoexperte ausgibt, der dann richtig falsche Aussagen trifft und sich im Laufe der Vernehmung herausstellt, daß der von Kryptographie kein bischen Ahnung hat, und sich nur als Kryptologe ausgibt. Und daß er im Hörsaal nur Folien vorliest, die ihm jemand anderes geschrieben hat, ohne sie zu verstehen.

Und schließlich und letztendlich haben wir ja auch ein Urhebergesetz, gegen den diese Praxis verstößt. Warum sollte gerade für Professoren dieses Gesetz nicht gelten? Auf welcher Rechtsgrundlage soll denn das passieren können?

Welchen vernünftigen und nachvollziehbaren Grund soll es geben, daß ein Professor die Leistungen von Mitarbeitern unter eigenem Namen herausgibt?

Bei jedem Buchautor ist das Geschrei groß, wenn er einen Ghostwriter verwendet.

Bei Milli Vanilli war das Geschrei groß, als herauskam, daß die nur Tanzen und den Mund bewegen, aber nicht selbst singen.

Warum also wird das bei Professoren als normal angesehen?


pepe
24.3.2010 10:43
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@quarc: Sorry, ich meinte das natuerlich allgemein fuer das Institut oder gar die Uni bzw das Bildungssystem hier. Die Anforderungen sind meiner Meinung nach im Vergleich zu dem, was ein gutes Ingenieursdiplom liefern kann, nicht allzu hoch. An mich selbst stelle ich selbst und mein Betreuer in Deutschland andere Anforderungen.

Ich selbst zahle auch keine Gebuehren, aber der default ist erstmal dass man Gebuehren zahlt. Dh die Forschungsarbeit wird ganz offiziell nicht als Arbeit fuer die Uni gesehen sondern man argumentiert halt mit diesem Human-Kapital-Schwachsinn.

@hadmut: Deinen Beschreibungen nach bleibt da nur der Wechsel des Betreuers. Das ist ja nun wohl zu spaet :-).

Es ist ja ein Unterschied ob man Review macht, Gedankenaustausch betreibt oder mal nen Abschnitt in einem Projektproposal schreibt, oder ob wissenschaftliche Ausarbeitungen ohne Angabe des Authors still und heimlich uebernommen werden. Wie ich schon sagte, das kann es natuerlich auch nicht sein. Die Praxis muss auch unbedingt gebrandmarkt werden, aber man darf dabei auch nicht zu sehr verallgemeinern. Ich wollte nur erwaehnt haben, dass es in einem gewissen Rahmen zu beider Seiten Vorteil ist.


pepe
24.3.2010 10:56
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Nachtrag@quarc

Eine gute Diplomarbeit ist meinem Verstaendnis nach auf jeden Fall eine wissenschaftliche Arbeit die eine Publikation wert ist. Und zwar nicht so eine die in Asien gegen Geld veroeffentlicht wird. Oder andersrum: In einer Methodik-Vorlesung in Norwegen wurde gesagt, wenn die master thesis zu einer wissenschaftlichen Publikation fuehrt, sollte sie mit “A” bewertet werden.

Zu meiner Zeit haben noch 3 andere an dem Lehrstuhl ihr Diplom gemacht, sie alle wurden nachtraeglich in Paper zusammengefasst und auf mittelmaessigen bis in Europa recht renomierten Konferenzen akzeptiert. Zwei davon waren dann noch Kandidaten fuer den deutschen IT-Sicherheitspreis(jaja…).

Es waren sicherlich keine bahnbrechenden Forschungsergebnisse und es gibt auch weniger aufregende Arbeiten. Aber es sollte sich auch nicht um dummes Geschwaetz und die ersten Gehversuche in LateX handeln.


quarc
24.3.2010 20:52
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Sorry Hadmut, dass ich den Blog noch ganz kurz zur Diskussion entführe,
aber nur ganz wenig.

@pepe: mein Punkt war nur, dass (auch eine gute) Diplomarbeit zwar
auch neue Forschungsresultate enthalten darf, dies aber nicht zwingend
gefordert ist. Wenn also zufällig jemand in Tokyo die gleichen Ergebniss
auch schon gefunden hat, macht das nichts (sofern man nicht abgekupfert hat).
Eine Dissertation kann Dir aber dadurch pulverisiert werden. Wobei ich
zugebe, dass die Standards von Fach zu Fach variieren. Die von Dir
beschriebenen Schwätz- und LaTeXkurse halte ich im PhD Programm auch
für überfüssig (ich kenn das noch so, dass man das selbstständig gelernt hat).
In dieser Form haben ich es aber auch noch nicht erlebt.