Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Master in Computer Science, Cambridge oder sowas

Hadmut Danisch
2.4.2010 15:11

Zwei herzerwärmende Blogartikel.

(Danke an den Leser für die Links!)

Zwei kuriose Blog-Artikel über gefälschte Titel und die Geschäftstüchtigkeit in Taiwan:

Sehr nett zu lesen, wie die dort mit gefälschten Diplomen um sich werfen und man mit einem unbekannten aber echten deutschen Diplom schon ganz mickrig daherkommt. Wer nicht fälscht, hat keine Chance mehr. Bischen hart ist allerdings folgendes Zitat:

Ich weiß schlichtweg nicht, was real und was Lug und Trug ist. Asien – oder Taiwan – ist für mich ein undurchschaubarer Dschungel aus verschlagenen Menschen mit falschem Lächeln und Lug und Trug und Kulissen geworden. Das ist die “normative Kraft der Fälschung”, von der ich in dem anderen Artikel rede, Lug und Trug und Fälschungen bestimmen die Maßstäbe in Taiwan, auch Ehrlichkeit und echte Titel verlieren ihre Bedeutung vor dem Hintergrund der vielen Hochstapeleien und Betrügereien. Distanz ist da wichtig, auch emotionale.

Ich war noch nicht in Taiwan. So ganz unrecht hat er dann allerdings auch nicht – siehe meine eigenen Erfahrungen. Und ich kann mich auch an eine kuriose Begebenheit auf meiner Malaysia-Reise 1990 erinnern, wo ich mit einem echten (!) internationalen Studentenausweis der Uni Karlsruhe dort in eine Unterkunft kam, um den Studententarif bat und schroff abgewiesen bzw. zum Normaltarif berechnet wurde, weil das eine Fälschung sei. Ich möge mir doch bei einem der Flurgenossen den echten Ausweis ansehen, damit ich erkennen möge, wie schlecht meine Fälschung sei. Der internationale Studentenausweis war damals eine grüne Plastikkarte im Kreditkartenformat, auf die die ausgebende Stelle – in Karlsruhe der UStA wenn ich mich recht entsinne – einfach mit Kugelschreiber handschriftlich die Daten eintrug und dann eine fälschungs- und abreißsichere Klebefolie mit vielen Sollbruchstellen aufbrachte. Einfach, pragmatisch, idiotensicher, brauchte keinen Computer, dezentral – aber eben rustikal und handgeschrieben. (Sah ziemlich genau so aus wie das hier dargestellte „traditionelle Design”, aber Bild von Hand eingeklebt, und Datenfelder mit dem Kugelschreiber ausgefüllt, war halt Stand der Technik 1990. Und wenn ich mich richtig erinnere, noch hochkant und nicht Querformat.)

Wir trafen dann auch den Typen und fragten ihn nach seinem Ausweis. Ich glaub, der war Kanadier oder sowas und lachte sich damals halb tot, als er das hörte. Er erklärte freimütig, daß sein Ausweis eine der plumpsten Fälschungen sei, die er je gesehen habe. War so mit dem Laserdrucker auf buntes Papier gedruckt, so ungefähr zwischen A5 und A4. Freie Phantasieurkunde, sah aus wie die amerikanischen Approbationsurkunden, die die dort in die Arztpraxen hängen. US-barock, so mit Schnörkeln, Verzierungen und Zertifikatserscheinungen. Ja, sagt er, er wäre gerade in Hong Kong gewesen. Und habe, weil es mit Studentenausweis halt billiger sei und man manchmal ohne auch nicht reinkommt, eben einen Studentenausweis gebraucht. Und da gebe es ganz viele Läden in den Straßen, die einem alles drucken, was man nur haben will. Dabei haben die nicht mal ein Unrechtsbewußtsein, bei denen gibt es einfach diesen Echtheitsbegriff nicht. Was soll daran unecht sein, die sieht doch mindestens so schön aus wie das Original? Und so ging er halt in so einen Laden und bestellte für Kleingeld einen Studentenausweis. Im Laden hatten die keine Ahnung, wie sowas aussehen könnte, sie verstanden sich aber als Künstler. Also haben sie flugs aus ihren Vorlagen mal ein Studentenzertifikat erfunden. (Offenbar hatten die sich da künstlerisch schon auf die typisch amerikanischen Urkunden eingerichtet.) Das so richtig nach offiziell und Robe und überhaupt aussah. Und das den Herbergs-Heini so beeindruckte, daß ich mit meinem kleinen, grünen, mickrigen, handbeschrifteten (aber eben echten) Studentenausweis dagegen nicht mehr anstinken konnte.

Da kam es überhaupt nicht darauf an, was echt war. Es kam allein darauf an, was mehr hermachte. Und da war der andere eben viel größer und ordentlich gedruckt. Und hatte Verzierungen.

Manchmal frage ich mich aber, ob es bei uns überhaupt besser ist.