Vor dem Korruptions-Kollaps
Sparmaßnahmen kommen auf den Hochschulbereich zu.
Auf Telepolis wird berichtet, daß die CDU jetzt, nachdem die Wahlen gelaufen sind, den Katalog mit den drastischen Sparmaßnahmen auspackt. Was bei mir schon mal den Eindruck eines geplanten und systematischen Wählerbetrugs hervorruft. Sparmaßnahmen sind sicherlich notwendig, aber mindestens genauso notwendig ist, daß man weiß, was man wählt. Wir werden von Schwindlern und Gauklern regiert (wenn ich mich richtig erinnere, hat doch irgendein SPD-Politiker mal gesagt, daß es unfair wäre, an seinen Wahl-Aussagen gemessen zu werden. Irgendwie haben Wahlen und Professoren-Berufungen etwas gemeinsam: Der größte Lügner gewinnt.)
Und laut Telepolis gehören dazu auch Kürzungen im Bildungsbereich.
Nicht, daß das per se ein Fehler wäre. Wenn man sieht, wieviel Geld die Universitäten vergeuden und zum Fenster rauswerfen, dann ist da noch viel Sparpotential. Denn wem das Geld wirklich knapp wäre, der würde beispielsweise Professoren bei Berufungen viel sorgfälter auswählen und den Mißbrauch und die Veruntreuung von Forschungsgeldern viel stärker bekämpfen. Insofern könnte eine Verknappung theoretisch heilsam sein.
In der Realität wird es aber nur zu einem weiteren Anstieg von Korruption und Betrug führen – und den Universitäten noch einen Vorwand und eine moralische Rechtfertigung liefern, jetzt erst recht alles zu tun, wofür man Geld bekommt. Schon bisher hat man den akademischen Straßenstrich und die Schutzgelderpressung damit gerechtfertigt, daß es ja sogar zu den offiziellen Dienstaufgaben von Professoren gehört, Drittmittel einzuwerben, egal wie. Und die Menge der eingeworbenen Gelder wird auch langsam zum Hauptberufungsmerkmal und überholt die Länge der – erschwindelten und erlogenen – Veröffentlichungsliste. Das Selbstverständnis deutscher Professoren geht immer mehr in Richtung eines amtlich bestellten Zuhälters, und das wird sich jetzt noch verstärken. Da wird es nur noch ums Geld gehen.
Der Titelhandel wird ansteigen, noch mehr Millionäre werden ihren Doktor für Millionengaben hinterhergeworfen bekommen. Vielleicht wird’s auch billiger. Bei normalen Promotionen, wo es dann (meist) immerhin noch eine Dissertation braucht, kann man schon für unter 3.000 Euro einen Prüfer schmieren. Das wird zunehmen, die Doktorinflation kommt.
Auch die in die Universität reingekauften Pseudo- und Stiftungsprofessoren werden mehr werden. Das kommt jetzt so in Mode, daß wer Geld hat, sich seinen – nach außen hin vorgeblich unabhängigen und wissenschaftlichen – Hausprofessor irgendwo einpflanzt, der als Lobbyist und Gutachtenlieferant dient.
Es wird auch vermehrt dazu kommen, daß ganze Institute aus der Industrie finanziert und damit von deren Wohlwollen abhängig werden. In der Medizin gibt es das oft, aber auch in anderen Bereichen nehmen solche Erscheinungen zu. Immer mehr Forschungsergebnisse werden von Industrieinteressen diktiert werden. Und auch die Auswahl der Forscher wird immer mehr beeinflusst werden.
Und Erscheinungen wie am Hasso-Plattner-Institut, wo man (siehe meine Blog-Artikel dazu) für eine Haufen Geld einen aus dem Rechtssystem herausgelösten Laden gegründet hat, der einfach behauptet, er wäre gut, und fragwürdigen Interessen dient, werden auch zunehmen.
Ich prognostiziere, daß das Hochschulsystem in den nächsten 5 bis 15 Jahren einen Korruptions-Kollaps erleiden wird. So ähnlich wie ein Wirtschaftssystem.
Vermutlich wird dem eine Inflationsfphase des Wissenschaftsbetrugs vorausgehen. Weil immer mehr Professoren auf dem akademischen Strich ihre Dienste anbieten werden, könnte es zu einem Überangebot kommen, was zu einem Preisverfall führen könnte. Kaufe einen Hinkelstein und Du bekommst zwei Gefälligkeitsprofessoren gratis dazu.
Wie bei einer Notwährung wird das womöglich dazu führen, daß die bisherigen akademischen Grade und Maßstäbe (Dr., Dr. h. c. mult, habil, Professor, Direktor von irgendwas, und solches Zeug) völlig wertlos werden und sich irgendwann ein deutlich knapper angesetzter Ersatzmaßstab etablieren, und man letztlich dann nur noch diesem Wert beimessen wird.
2 Kommentare (RSS-Feed)
Interessant, und irgendwo bedenklich.
Nur der Zusammenhang mit dem Blog-Artikel erschließt sich mir nicht so ganz.
Die Pädagogen waren mittlerweile schon so erfinderisch, dass jeder Schüler einer Klasse “Chef” für irgend eine “Klassenaufgabe” ist. Eine Klassenaufgabe kann “Tafel-Chef” sein, oder “Kakao-Chef”, “Kalender-Chef”, “Fenster-Chef”… es gibt für jeden einen Chef-Titel, wofür auch nicht-notwendige Aufgaben erfunden werden können.
Alle sollen gleichwertig werden, außer dem winzigen Element, dass der Lehrer der Kassen-Chef ist und immer das letzte Wort hat (so das Prinzip…).