Milliarden: Was ist schon das Griechenland-Desaster gegen die Deutsche Forschungsgemeinschaft?
Die Aufregung ist groß um die Milliarden, die wir den Griechen zahlen (bzw. für sie bürgen) sollen. Das ist geheuchelt, denn an anderen Stellen haben wir blinde Flecken.
Sind es nun 20 oder 30 oder 130 Milliarden, die wir den Griechen auslegen bzw. als Bürgschaft übernehmen sollen? Seit Tagen ist es das Dauerthema in allen Medien. Kommt halt immer drauf an, welche Sau gerade durchs Dorf läuft. Der Betrag als solcher kann es nicht sein.
Die DFG vergibt jährlich über zwei Milliarden Euro. Das macht allein in der Zeit, seit ich mich mit Hochschulkorruption befasse, auch um die 25 bis 30 Milliarden Euro.
Aber hat jemals jemand danach gefragt? Nöh. Interessiert niemanden, was mit dem Geld passiert ist. Keinen Politiker, keinen Journalisten, keinen Wähler. Niemanden. Ich habe vor einiger Zeit mal nach dem Informationsfreiheitsgesetz beim Bundesministerium für Bildung und Forschung nachgefragt, unter welchen Voraussetzungen das Geld an die DFG überwiesen wird. Damals haben die 500 Euro Gebühr von mir verlangen wollen, weil es für das BMBF angeblich so schwierig sei herauszufinden, warum und unter welchen Bedingungen sie jedes Jahr Milliarden überweisen (siehe hier und hier). Eineinhalb Tage hätten sie in den Akten forschen müssen, nur um dann so gut wie nichts dazu zu finden.
Da werden völlig unkontrolliert die Milliarden verprasst – und keinen interessiert’s.
Nur mal zum Vergleich: Die Griechen behaupten wenigstens, daß sie das Geld zurückzahlen, und haben wenigstens noch etwas Insolvenzmasse wie ihre Inseln. Was an die DFG überwiesen wird, ist auf Nimmerwiedersehen verloren, und an Substanz ist da gar nichts da. Im Gegenteil, mit den Pensionslasten für die Professoren noch jede Menge Zukunftsschulden.
Würde sich die Presse nur für 10% des Griechenland-Eifers mal um diese Geldsenke kümmern, hätten wir viel weniger Probleme – und eine bessere Wissenschaft obendrein.
5 Kommentare (RSS-Feed)
Ich hab zwar jetzt nicht so wirklich verstanden, was das weitere Vorgehen in Griechenland mit meinem Blog zu tun hat, aber ich stimme Dir völlig zu.
Herr Dänisch, ich bin beeindruckt.
Ich habe gerade durch ihren Blog geforscht (ich suchte bei jedem Artikel eine Stelle zum kommentieren, aber ich fand erst hier eine…) oder sagen wir, ich bin darüber hinweggeschwebt.
ich würde gegen Sie/Dich behaupten, dass das beschriebene systematisch-systemartige von Unviersitäten (inkl. Dummheit, Arroganz, Dekadenz usw.) durchaus auch Auswirkungen auf die Studenten hat (es steht irgendwo, Studenten bekämen davon nicht so viel Wirkung so in etwa…)
Wenn ich mir allein schon überlege, von was man in 15 Jahren nicht mehr den kleinsten blaßen Schimmer haben wird, zumindest in dem “Raum”, den die Universität heute darstellt und mit(/ss)gestalltet; wenn ich mir vorstelle, es weiß niemand mehr so recht, wie die Schul-Medizin funktioniert oder was “Wahnsinn” in der “Psychohygiene” bedeutet hat…
In Psychologie stellt man heute Franchise-Psycho-Therapien vor (auf Grundlage von Ergebnissen der LMU München/Kinderpsychiatrie) und Ergbenisse allerlei Labor-Kamera-Experimente (Psychotechnische Forschungsmethode seit 1920/30…).
Und stelle niemals das Bewertungssystem in Frage (z.B. Infragestellung von “Noten”), außer mit PISA oder SINUS-Studien (die zb gerne 2000€ kosten pro Exemplar; deren Maßstäbe infamer nicht mehr sein könnten…)
Aber die Studenten sind so begeistert dort, es gibt ihnen die Antworten, die sie wollen, die sie erfüllen. Wer das in Frage stellt, wird instinktiv für gestört gehalten. Man lernt sich an der Universität auch nicht mehr kennen, man interviewt sich eher mehr oder weniger häufig, wobei man sich manchmal trifft. Frag niemanden, was Epistemologie heißt – oder gar ist – oder nach dem Unterschied zwischen beidem!!
Früher (vielleicht nur ganz kurz am Anfang…) war das Opium der Universität nicht “die”, aber dennoch Wahrheit, heute ist das Opium der Universität die Universität.
Da ist was dran, aber es dürfte sicherlich vom Fach abhängen und nicht überall gleich sein.
das mit der dfg kann ich nur bestätigen. neue konzepte-geld statt stelle, förderprogramme, deren mittelverwendung niemand prüft, das rumgehampele mit der exzellenzinitiative, unprofessionelle verwendungsvorschriften, ein schlecht verwaltetes milliardengeschäft, bei denen sich professoren selbst bedienen
Die Finanzkrise in Griechenland artet langsam in eine reale Krise aus. Explosion vor Gefängnis in Athen Die Explosion eines Sprengsatzes hat am Donnerstagabend die Vorstadt des Hafens von Piräus-Korydallos erschüttert. Ich frage mich wirklich, wie das wohl weitergeht. Die Griechen sollten wirklich mal das demonstrieren sein lassen und sich darauf konzentrieren, wie sie wieder auf die Beine kommen.