Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Amerikanisch-Chinesischer Titelschwindel

Hadmut Danisch
26.7.2010 19:27

Der einzige Trost in der deutschen Hochschulkorruptionssoße ist, daß wir nicht das einzige Land mit Hochschul- und Titelbetrug sind. Ein amüsanter Artikel über einen amerikanisch-chinesischen Vorfall, der durchaus erheiternd zu lesen ist, ist auf Karriere.de erschienen (sehr lesenswert).

Tang Jun, ein bekannter chinesischer Manager, ehemaliger China-Chef von Microsoft, höchstbezahlter chinesischer Manager, hat gerade ein Problem. Das Problem heißt Fang Zhouzi und ist ein selbsternannter Wissenschaftspolizist (kommt mir irgendwie bekannt vor…). Und jener Fang Zhouzi nimmt sich einfach mal so die Lebensläufe prominenter Unternehmer vor und prüft sie. Und dieser Lebenslauf hat der Überprüfung nicht standgehalten. Ein Doktor von der (ehemaligen) „Pacific Western University”, eine Titelschleuder, an der man den Doktor für ein Wochenendseminar und 3000 Dollar bekommt. Ungefähr die gleiche Preislage, die auch schweizerische Titelmühlen nehmen. Es wird immer deutlicher, warum die deutschen Universitäten so auf diese ausländischen Titelschleudern schimpfen, die machen uns hier ja die ganzen Preise kaputt. Deutschlands Universitäten sind genauso korrupt, aber die Preise sind nicht international marktfähig.

Und nun ist der als Schwindler aufgeflogen, und das passiert dort wohl öfter, es werden ganze Listen von prominenten Schwindlern aufgedeckt. Und es scheint die Leute nicht einmal zu stören. Zitat:

Ein 19-Jähriger Schulabgänger überlegt bereits, ob er es nicht genauso machen sollte. Besonders abschreckend scheint das Beispiel Tangs nicht zu wirken.

Paßt gut zur chinesischen Plagiatsmentalität. Andererseits: Bei uns stört’s ja auch keinen. Und Titelbetrüger stehen bei uns besser da als Leute, die selbst arbeiten.

(Paßt ganz gut zu meinem früheren Artikel über den Titelschwindel in Taiwan. Und danke wieder an den Leser für den Hinweis.)