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Ein Ehrendoktor für Mario Adorf

Hadmut Danisch
22.8.2010 23:32

Die Uni Mainz vergibt einen Ehrendoktorgrad an den Schauspieler Mario Adorf.

Das ist höchst fragwürdig.

Nichts gegen Mario Adorf. Ich halte ihn für einen der besten Schauspieler die wir haben und sehe ihn sehr gerne. Aber ein Wissenschaftler ist der nicht. Wofür also ein Ehrendoktor?

Laut Focus wird Adorf „für sein Lebenswerk ausgezeichnet”. In anderen Presseveröffentlichungen war von „Würdigung” die Rede. Ist der Ehrendoktor jetzt so eine Art Oskar? Oder ist es nur wieder mal die Masche der inversen Würdigung, daß nämlich eine Universität vorgibt, irgendeinen Promi, der gerade vorbeikommt, zu würdigen, sich in Wirklichkeit aber mit dessen Namen selbst schmückt und aufspielt? International agierende Politiker können sich ja kaum noch gegen Ehrendoktorgrade – und den damit verbundenen Mißbrauch und Raub ihres Namens und Ansehens für die Trittbrettfahrerei der Universitäten – wehren.

Jetzt ist der Haken aber der: In der Diskussion hier im Blog über den dubionsen Doktorgrad der Bundesfamilienministerin Kristina Schröder kam ja heraus, daß es in Rheinland Pfalz gar keine richtige gesetzliche Grundlage für die Vergabe von Doktorgraden gibt und es deshalb rechtlich für rheinland-pfälzische Hochschulen eigentlich nicht möglich ist, Doktorgrade zu vergeben. Weil es aber keine gesetzliche Grundlage gibt, glauben die dort, die könnten gerade tun und lassen, wozu sie Lust haben.

Mal nachfragen…

Nachtrag: Von der Webseite Mario Adorfs:

Verleihung der Ehrendoktorwürde der Johannes Gutenberg-Universität Mainz an Mario Adorf

Der Senat der Universität Mainz hat offiziell darüber informiert, Mario Adorf die Ehrendoktorwürde zu verleihen.

Mit dieser Ehrung, die bisher nur einmal anlässlich der 60-Jahrfeier zur Wiedereröffnung der Universität Mainz an den ehemaligen französischen Staatspräsidenten Giscard d`Estaing vergeben wurde, zeichnet der Senat herausragende Personen des öffentlichen Lebens aus, die einen besonderen Bezug zu der Hochschule haben.

“Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz würdigt mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde Ihr beeindruckendes Lebenswerk. Sie haben – um nur einige wenige Highlights herauszugreifen – die deutsche und europäische Filmgeschichte über Jahrzehnte entscheidend mit geprägt und in hohem Maße zum theaterkulturellen Wiederaufbau der Bundesrepublik Deutschland beigetragen. Die Auszeichnung soll aber auch eine Anerkennung dafür sein, dass Sie über Jahrzehnte hinweg den Kontakt zu Ihrer ersten Alma Mater gepflegt haben”, so der Universitätsprofessor Dr. Georg Krausch in seinem Brief an Mario Adorf.

2 Kommentare (RSS-Feed)

Steffen
23.8.2010 14:19
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Ja, klar, natürlich verleiht eine Uni einen Ehrendoktor nicht, um irgendwen zu würdigen. Da stehen knallharte Eigeninteressen dahinter. Gewürdigt wird natürlich nur jemand, dessen Name (oder anderes wie größere Geldzahlungen …) der Uni selbst was bringt.

Vor ein paar Jahren gabs dazu in meinem entfernten Verwandtenkreis eine kleine Episode. Ein Großonkel N-ten Grades war Ingenieur bei einem bekannten Industriebetrieb im Badischen. Er war schon ein schlauer Kopf, und hat während seines Arbeitslebens einige ziemlich clevere Einfälle, die sich für sein Unternehmen ganz direkt ausgezahlt hatten.

Nach seiner Pensionierung kam er eines Tages auf den Gedanken, daß er für seine Erfindungen noch nicht ausreichend gewürdigt worden war. Also hat er sich in den Kopf gesetzt, daß er einen Doktor braucht. Und zwar einen Ehrendoktor der Uni Karlsruhe.

Mich hat er auch dazu konsultiert, ich war erstmal sprachlos, und hatte versucht ihm diplomatisch zu vermitteln, daß ich das ganze Vorhaben für ziemlich utopisch halte.

Er hat sein Anliegen trotzdem eingereicht. Er hat sogar völlig überraschenderweise eine Antwort bekommen, natürlich mit einer Absage. Die Begründung war, daß seine Erfindungen sicherlich eine anerkennenswerte ingenieurstechnische Leistung darstellen, daß das ganze aber nichts wissenschaftliches sei, und daß deshalb ein Ehrendoktor vollkommen unangemessen sei.

Ich will hier nicht fordern, daß mein Großonkel einen Ehrendoktor verdient. Die Begründung der Uni ist natürlich stichhaltig. (auch wenn einem wieder mal sauer aufstößt, daß jegliche praktischen Erkenntnisse an der Uni als minderwertig angesehen werden und daß nur der Elfenbeinturm was zählt)

Es ist klar, warum Mario Adorf einen Ehrendoktor kriegt, und mein Onkel keinen. Mario Adorf ist wer, und mein Onkel ist nur kleiner Ingenieur. Mit ersterem kann man sich schmücken; mit zweiterem nicht. Bei Mario Adorf macht man gerne mal eine Ausnahme, was das wissenschaftliche angeht.


Steffen (ein anderer)
26.8.2010 22:12
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Vielleicht sollte man einmal das Konzept von Ehrendoktorwürden überdenken, sie vielleicht sogar abschaffen … In jedem Fall sollten sie nur für wissenschaftliche Leistungen vergeben werden, ein Dr. h.c. ist eben doch ein Doktor. Für “andersartige” Verdienste gibt es genügend Preise (und, wenn es denn unbedingt sein muss, auch das Bundesverdienstkreuz).