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Rechtsextremer als Jura-Professor?

Hadmut Danisch
11.9.2010 11:52

Manchmal bin sogar ich noch erstaunt.

Laut der ZEIT hat die Universität Greifswald jetzt kraft Hausrecht auf dem Campus das Tragen von Kleidung der Marke Thor Steinar verboten. Thor Steinar wird stark bevorzugt (oder fast ausschließlich?) von Rechtsextremen getragen und als Erkennungszeichen verwendet.

Auf den ersten Blick ein Widerspruch in sich, denn, so der erste Gedanke, eigentlich braucht man ja Abitur um in die Uni reinzukommen. Der zweite Gedanke ist dann allerdings, hoppla, wir haben ja die gelegentlich stramm rechts orientierten Burschenschaften und Corps. Und die Entziehung von Doktorgraden wegen Unwürdigkeit geht auf rechtsextreme Studentengruppierungen im Dritten Reich zurück.

Jetzt aber der Hammer, Zitat ZEIT:

An der Greifswalder Universität war im Frühsommer ein Jura-Professor aufgefallen, weil er Thor Steinar-Kleidung trug. Laut Hausordnung sind die “Verwendung von Kennzeichen mit verfassungswidrigen, rassistischen, fremdenfeindlichen, gewaltverherrlichenden oder anderen menschenverachtenden Inhalten” untersagt. Dies gilt auch für “Verhaltensweisen, die geeignet sind, diesbezügliche Missverständnisse hervorzurufen”.

Wenn ein Professor an einer Uni in Thor Steinar-Klamotten rumläuft, dann gibt es drei Möglichkeit: Er ist rechtsextrem. Oder dumm. Oder beides. Mindestens dumm ist er, weil die Bedeutung dieses Modelabels inzwischen so bekannt ist, daß man wissen muß, wie das aufgefaßt werden muß. Und als Professor ist man Beamter und Prüfer, und hat gegenüber Studenten als jemand, der Staatsgewalt ausübt, eine gewisse Neutralität zu wahren. In beiden Fällen – rechtsextrem oder dumm – wäre so jemand aber als Professor untragbar. Ich darf mal so nebenbei daran erinnern, daß Professoren als Beamte eine Eid auf unsere Verfassung ablegen. Ein Rechtsextremer würde als Beamter also einen Meineid ablegen – und das, wo doch gerade die Rechtsextremen und Ewiggestrigen so hohe Stücke auf Eid und Verpflichtungen legen. Wieder mal Doppelmoral.

Was steckt also dahinter? Welcher Professor könnte das gewesen sein?

Googelt man danach, kommt man auf eine Webseite, die das beschreibt – die aber zu einer rechtsextremen Organisation gehört und auch so aufgemacht ist und krude Thesen verbreitet. Obwohl ich großen Wert auf Quellenangaben lege – das ist mir einfach viel zu widerlich um es zu verlinken. Wenn man den Namen dann aber kennt, findet man beispielsweise auch diesen Artikel in der Ostseezeitung.

Schon erstaunlich, wer in Deutschland alles Professor wird.

Und wenn man dann noch Einblick darin hat, wie konspirativ, korruptiv und ignorant die Auswahlverfahren bei Berufungen laufen, kann man sich durchaus mal seinen Teil über die Jura-Fakultät in Greifswald denken (oder Rostock – im Artikel wird sowas angesprochen, daß man die Juristenausbildung in Rostock dicht gemacht hat, das könnte natürlich zu Versetzungen ohne Neuberufung geführt haben, aber irgendwann muß der ja mal erstmalig berufen worden sein).

Ach ja: Professoren als Beamte sind unkündbar und werden auf Lebenszeit vom Steuerzahler leistungsunabhängig dick alimentiert.

7 Kommentare (RSS-Feed)

Eigentlich ist Weber nicht tragbar. Er fiel hier schon in der Vergangenheit durch seine frauen- und fremdenfeindlichen Ressentiments auf. Die Sache mit der Beschwerde wegen des NPD-Verbots, sein Engagement als Abtreibungsgegner, seiner Kleiderwahl und das Vorhaben, eventuell eine neue rechte Partei mitzugründen, sprechen Bände.

Interessant ist außerdem, wer alles so im Greifswalder StuPa sitzt und den Thor Steinar-Antrag verwässert hat.

Grüße aus Greifswald!


Flash
12.9.2010 12:07
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Ist denn D jetzt übergeschnappt? Jeder Gegner von Abtreibung => rechtsextrem? Leute, das sind Zustände wie bei einer Hexenjagd.

In jedem europäischen Land existiert eine Rechtspartei analog der Haider-Partei, mindestens eine. Und das ist auch richtig so. Sind Frankreich,Italien, Österreich, Belgien, Niederlande, GB, Polen, Ungarn jetzt alles undemokratische Staaten oder was??

Die fortschreitende Tabuisierung aller Themen, die auch nur entfernt “nicht links” sind, macht Deutschlands Demokratie kaputt. “Rechts” ist nicht das Böse schlechthin, rechts muß im Spektrum unbedingt vertreten sein.

Dieser Professor wirkt auf dem Foto harmloser als harmlos. Und seine Aussagen bestätigen das. Er kritisiert die NPD, weil sie den Nazis zu nahe steht. Er ist Mitglied der CDU. Er hat mal eine Textzeile der “Böhsen Onkelz” zitiert – ach du liebe Güte! Soo weit sind wir schon in Deutschland?? Diktatur und Hexenjagd.

Ich möchte gerne mal wissen, warum man sich nicht mit der gleichen Hysterie auf Linke stürzt. Da gibt es tatsächlich Staatsfeinde und ein Potential, das man bekämpfen müßte. Immerhin legen sich Linksradikale regelmäßig mit der Polizei an, verletzen Polizisten, verwüsten Innenstädte, fackeln Autos ab.

Aber sie sind ja pro Abtreibung, daher also die “guten Radikalen”.

Dieser Tatbestand gehört m.E. mit in die Rubrik “Deutschland schafft sich ab”.


pepe
12.9.2010 12:55
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> Mindestens dumm ist er, weil die Bedeutung dieses Modelabels
> inzwischen so bekannt ist, daß man wissen muß, wie das aufgefaßt
> werden muß.

Sorry, aber ich hab von diesem Label in meinem Leben noch nicht gehoert. Und ich hab auch echt andere Probleme als mich darum zu kuemmern was irgenwelche Punks fuer Marken bevorzugen.

Mag an meinem Umgang mit den Medien liegen. Ich bin in Deutschland vermutlich der letzte, der davon erfaehrt wann wieder Weltmeisterschaft ist und ich bin stolz darauf nicht zu wissen was in Sachen Big Brother und DSDS derzeit angesagt ist.

Wenn du meinst dass sowas zur Allgemeinbildung gehoert, sollten wir DSDS vielleicht auf die oeffentlich-rechtlichen ausweiten. Aber bezahlen tust du das dann bitte selbst.


Hadmut Danisch
12.9.2010 13:47
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@Flash:

Das ist egal wie harmlos der wirkt. Thor Steinar ist nun einmal eine bevorzugte Marke und Erkennungssymbol von Rechtsextremen. Und damit könnte beispielsweise ein ausländischer Student in der Prüfung ein mulmiges Gefühl bekommen. Befangenheit muß nämlich gar nicht objektiv vorliegen, sondern es genügt, wenn die subjektive nachvollziehbare Befürchtung besteht.

Und ein Professor, der durch Kleidung, Äußerungen usw. ausländische Studenten beeinträchtigt, ist nun einmal als Prüfer untauglich und damit als Professor ungeeignet.

Geht einfach nicht.


Hadmut Danisch
12.9.2010 13:48
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@pepe: Anscheinend habe ich da eine andere Auffassung vom Verfolgen des politischen Geschehens im eigenen Land. Und ich würde das Beobachten rechtsextremer Tendenzen auch nicht mit DSDS vergleichen. Aber bitte, jeder nach seiner Gewichtung.


Matthias Klose
5.10.2010 11:51
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Ich denke dieser Professor versucht jetzt durch gespieltes Unwissen seine politische Richtung zu verdecken. Die Marke Thor Steine kauft man nicht mal eben im Kaufhof oder Karstadt. In jedem Laden bzw. Online-Shop, der TS vertreibt, stößt man gleich auf visuelle und deutliche Signale welche politische Richtung diese Marke vertritt. Darüber hinaus schützt Unwissenheit nicht vor Strafe.


Hadmut Danisch
5.10.2010 18:29
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Daß Unwissenheit nicht vor Strafe schützt ist auch eine dieser Bauernregeln und Volksweisheiten, die überhaupt nicht stimmen.

Der Verbotsirrtum schützt nicht vor Strafe.

Der Tatbestandsirrtum schützt aber sehr wohl vor Strafe, falls nicht doch noch grobe Fahrlässigkeit oder bedingter Vorsatz hinzukommt.