Schlechte Neuigkeiten für bayerische Doktoranden
Die Erpressung und Behinderung durch die eigenen Doktorväter wird massiv zunehmen.
Ursache ist, daß die bayerische Regierung als Sparmaßnahme die Wiederbesetzung von Planstellen an bayerischen Hochschulen von 3 auf 12 Monate angehoben hat.
Wenn also ein Mitarbeiter auf einer Planstelle geht, bleibt die Stelle ein Jahr unbesetzt, bis wieder jemand kommt. Das bedeutet, daß die Besetzungsquote dieser Stelle umso niedriger ist, je kürzer die Mitarbeiter im Schnitt bleiben. Bleiben Mitarbeiter im Schnitt 5 Jahre, so ist die Stelle zu 5/6 = 83% besetzt. Bleiben die Mitarbeiter nur 3 Jahre, ist sie nur zu 3/4=75% besetzt, und bei 2 Jahren dann eben nur zu 66%.
Damit haben die Professoren ein noch stärkeres Interesse als bisher, ihre Mitarbeiter möglichst lange zu halten – und das erreichen sie, indem sie ihre Forschungsarbeit und Promotion so weit wie möglich verschleppen, ausbremsen, sabotieren.
Ich habe das zu meiner Zeit als Mitarbeiter in Karlsruhe selbst erlebt und in vielen anderen Fällen miterlebt und beobachtet: Veröffentlichungen wurden verhindert oder ausgebremst, Promotionsverfahren mit den absurdesten Ausreden verzögert, um die guten Leute so lange wie möglich zu halten, und nicht selten noch weit über die gesetzliche Obergrenze von 5 Jahren hinaus. Bis zu 8 Jahren. So war/ist das in Karlsruhe (und wie wir viele Leser schrieben) auch anderen Universitäten üblich und gängige Praxis, die Leute nach der Promotionsprüfung die Dissertation nicht veröffentlichen zu lassen, sondern sie noch 1-2 Jahre mit Änderungswünschen zu schikanieren um sie länger an der Uni zu halten. Mitarbeiterstellen sind so niedrig bezahlt (in der Informatik gab es immerhin ganze Stellen, in mindestens einem anderen Fach mußten sich 3 Leute eine Stelle teilen, trotz Hungerlohns 60-70 Stunden arbeiten, bis es wirklich nicht mehr länger ging, um sich dann arbeitslos zu melden und auf Sozialhilfe/Hartz IV zu promovieren). Bei Mitarbeitern, die vorzeitig gegangen sind, hat man mit allen dreckigen Mitteln versucht, sie zum Bleiben zu erpressen. Doktoranden, die an andere Universitäten wechselten, hat man mit Verleumdungen nachgestellt. Mit juristischen Tricks und betrügerischen Formulierungen in den Verträgen hat man versucht die Gerichte zu täuschen, indem man unzutreffende Vertragsbedingungen vorgetäuscht hat um die Höchstdauer aus dem Hochschulrahmengesetz zu überschreiten.
(Auf der anderen Seite habe ich es auch einige Male miterlebt, daß man völlig unfähige Mitarbeiter schnell promoviert hat, um sie endlich loszuwerden. Wir hatten einen am Institut, der war eine unglaubliche Nervensäge, stinkend faul, hat seine Aufgaben nie erledigt, hat – als Informatiker!- nicht mal seinen eigenen Rechner hochgekriegt, und ständig und aufdringlich seine Kollegen genervt, bis sie ihm endlich seine Arbeiten erledigt haben. Doof wie Holz, und hat damit auch noch kokettiert. Zu großen Übungen, die er halten sollte, ist er einfach nicht hingegangen. Nichts hat der gemacht. Ihr hättet mal sehen sollen, wie schnell, leicht und einfach der promoviert hat und weggelobt wurde…)
Der Umgang der Universitäten mit ihren Wissenschaftlichen Mitarbeitern und deren Leistungen hat große Ähnlichkeit mit Zuhälterei. Mitarbeiter erledigen die Arbeiten der Professoren, schreiben deren Vorträge, Papers, Bücher, halten deren Vorlesungen. Außerdem ist die Zahl der Mitarbeiter ein Statussymbol im Universitätszirkus. Der Professor wird also mit allen erdenklichen Mitteln versuchen, die Mitarbeiterquote hoch und damit die Promotionsdauer so lange wie möglich zu halten – und vor allem dafür zu sorgen, daß sich die Promotionen gleichmäßig verteilen und nicht zu sehr häufen.
Das hat natürlich aber auch den lustigen Nebeneffekt, daß die Mitarbeiter sich absprechen und alle gleichzeitig kündigen und gehen können. Dann sitzt der Professor alleine da und muß ein ganzes Jahr lang selbst arbeiten.
5 Kommentare (RSS-Feed)
Das hängt von der Vertragsart ab.
Bei mir war es damals so, daß ich zunächst für zweieinhalb Jahre auf einer Planstelle war. Weil die Uni keinerlei Verpflichtungen eingehen will, waren die Verträge immer auf das Kalenderjahr beschränkt, was an sich schon eine Sauerei und einseitige Ausnutzung der Machtposition ist. Man weiß nie, ob man im nächsten Jahr noch einen Vertrag bekommt. Immer erst ziemlich spät habe ich erfahren, ob ich im nächsten Jahr noch Mitarbeiter bin.
Dann bin ich auf eine andere Stelle gerutscht (was für mich keinen Unterschied in der Tätigkeit machte), nämlich eine DFG-Stelle. Die eigentlich auch nur für Post-Docs bestimmt war, aber da hat man mich einfach als einen „der kurz vor der Promotion steht” draufgepackt (da wird gelogen und betrogen, wo es nur geht), weil die Finanzierung nur solange steht, wie jemand auf der Stelle sitzt. Dann habe ich einen Vertrag bekommen, der über mehrere Jahre ging (aber deshalb eigentlich rechtswidrig war, weil das HRG damals die befristeten Verträge für unpromovierte Mitarbeiter in der Summe auf 5 Jahre beschränkte. Und als ich diesen Vertrag dann zum vereinbarten Promotionsprüfungstermin ein Jahr vor Ablauf gekündigt habe, ist der Prof ausgerastet.
Es ist also durchaus normal, daß man als Mitarbeiter seine Stelle und Finanzierung mehrfach wechselt.
Allerdings ist es eigentlich auch (an seriösen Fakultäten) so gedacht, daß man innerhalb von 2-3 Jahren promoviert, insofern sind diese Ausschreibungen eigentlich genau passend.
Bei mir war es so, daß ich im Februar 1994 angefangen habe und die Promotion für 1995 vereinbart war (was zu den kurzen Verträgen paßte). Das habe ich aber zu spät gemerkt, daß die in Karlsruhe (und vielen anderen Universitäten) die Mitarbeiter mit der versprochenen schnellen Promotion ködern (insofern werden die einen Teufel tun, die Promotionsstelle auf 5 Jahre auszuschreiben, wer will das schon…) und das dann auf 5 (bei mir, bei zwei Kollegen sogar auf 7) Jahre rausziehen wollen, wenn der Mitarbeiter gut ist.
Das ist alles ein einziger großer Beschiß.
Das heißt, dass man quasi Schrödingers Mitarbeiter spielen muss.
Wo der Prof. nie weiß ob man Grottenschlecht oder Genial ist?
Oder besser noch, es erst rauskriegt wenn man schon mit Promotion über alle Berge ist…
@Hr. Danisch:
Ich studiere selbst am KIT, daher finde ich Ihre Darstellungen zum Promotionsbetrieb am KIT sehr bemerkenswert.
Hätten Sie denn nicht erst nach Ihrer Promotionsprüfung den Vertrag kündigen können, um so dem Ausrasten des Professors vorzubeugen?
Haben Sie ihre Promotion letztendlich noch abschließen können?
Mit freundlichen Grüßen
Jan
@Jan:
Im Nachhinein betrachtet, wäre das alles nicht passiert, wenn ich nur einfach 3 Monate später, also nach der Promotionsprüfung, gekündigt hätte. (Bemerkenswerterweise hätte ich auch 6 Monate früher kündigen können und Beth mit dem Bundestagsgutachten, das er selbst nicht hinbekommen hat, alleine sitzen lassen, dann hätte ich auch locker promovieren können.)
Der Haken an der Sache ist, daß ich das alles erst hinterher gemerkt und herausgefunden habe. Hätte ich das vorher gewußt, hätte ich genug dagegen unternehmen können – oder wäre nie in Karlsruhe Mitarbeiter geworden.
Dazu muß man wissen, daß ich damals der jüngste – und letzte – Mitarbeiter im EISS war, und die anderen Mitarbeiter schon gegangen waren, weil sie längst über Obergrenze waren. Beth war damals damit einverstanden, daß die erst nach ihrem Weggang in die Industrie (Xlink, damals direkt gegenüber der Informatik-Fakultät) noch promovieren. Hat bei einem ja auch problemlos geklappt.
Ich hatte Beth schon 2006 und 2007 klar gesagt, daß ich keine 5 Jahre Doktorand bleiben will, zumal die Promotion mit Beth ursprünglich schon für 1995 geplant war. Ich habe ihm mehrfach gesagt, daß ich mit seiner Verschleppungstaktik nicht einverstanden bin, und daß ich spätestens im Sommer 1998 da weg will. Damit war er auch einverstanden und hatte das auch verstanden, denn im SFB 414 hat er ja selbst schon darauf hingewiesen, daß ich ab 1998 nicht mehr im SFB bin.
Deshalb erschien mir das damals völlig ungefährlich, normal und plausibel. Zumal das Angebot von Xlink für den Arbeitsvertrag auf März oder Juli lautete, das wollte ich nicht gefährden. Das war ja auch eine finanzielle Frage, denn da habe ich ja viel mehr verdient als an der Uni – und Urlaub wollte ich auch endlich mal machen, den ich an der Uni nicht bekommen habe. Außerdem hat Beth die Promotion ja verschleppt, weil er einen Vorteil daraus hatte, mich am Institut zu halten. Nach der Erfahrung mit den anderen Doktoranden war es immer günstig, diese Verschleppung zu beenden, weil Beth dann zur Promotion auch bereit war, weil er dann nicht mehr von der Verschleppung, sondern von der erfolgreichen Promotion profitierte. Und daß Beth mir den Prüfungstermin 1.7. gegeben und schon mit dem geplanten externen Zweitgutachter vereinbart hatte, habe ich damals auch so interpretiert, daß er von meiner Kündigung zu diesem Termin ausging.
Das Problem war ja, daß Beth sich selbst erst Ende 1997/Anfang 1998 heimlich umentschieden hatte, mich da noch länger festzunageln, und daß Beth und Zorn – ohne mir das zu sagen – die Fakultät belogen haben, ihr gesagt haben, ich würde diese dusselige „Virtual Department Architecture” gutheißen und implementieren. War halt nötig, weil Zorn sich blamiert hatte und die Fakultät eine „Speerspitze” zur Rehabilitation forderte. Das haben die sich so gedacht, weil mein Vertrag ja noch ein Jahr weiter lief und in Karlsruhe die (nicht seltene) Unsitte herrscht, Doktoranden auch nach der Prüfung noch mit Änderungswünschen an der Dissertation zu schikanieren und erpressen. Also dachten die, wenn sie mir den Doktor geben, mich aber einfach noch ein Jahr festhalten, würde ich das Zeugs dort bauen, um Zorn zu rehabilitieren (was ja von einem Promovierten noch mehr Gewicht hätte) und denen die Firmengründung zu ermöglichen.
Und der damalige Dekan Schmid, der dieses Versprechen Beths und Zorns angenommen hatte, hat da ja voll mitgemacht bei dieser Erpressung. Dann haben die versucht, Xlink zu erpressen, daß Xlink mich auf deren Kosten für ein Jahr an die abstellt. Und richtig schiefgegangen ist das dann, als die merkten, daß weder Xlink noch ich uns erpressen lassen, und sich Zorn deshalb an der Fakultät terminal blamiert hat.
Nur hab ich das ja alles nicht gewußt, sondern erst im Nachhinein durch Akteneinsicht herausgefunden. Hätte ich das damals gewußt, hätte ich einfach noch drei Monate die Klappe gehalten und hätte mit Xlink gesprochen, daß die mir den Vertrag warmhalten.
Und nein, ich habe meine Promotion nicht abschließen können. Übrigens haben fast alle Professoren an anderen Universitäten, bei denen ich mich nach einer Fortsetzung erkundigt hatte, direkt oder indirekt gefragt, wieviel Geld – oder andere Vorteile – sie dafür bekommen.
Gegen genügend Geld hätte ich mir ohne weiteres einen Doktor kaufen können. Aber erstens wollte ich das nicht, zweitens hätte ich damit nur eine Zielscheibe abgegeben, drittens versuche ich mir einen Rest wissenschaftlicher und sonstiger Würde zu erhalten.
Wenn ich bei uns in den neuen Bundesländern Ausschreibungen für Doktoranden sehe, sind diese Plätze meist für 2 bis 3 Jahre ausgeschrieben. Das bedeutet nach meinem Verständnis, dass die Doktoranden bis dahin fertig sein müssen. Werden denn in Bayern Stellen für so lange ausgeschrieben, oder hab ich da jetzt einen Denkfehler drin?