Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Ein Ehrendoktor ist kein akademischer Grad, sondern eine Promi-Auszeichnung

Hadmut Danisch
17.10.2010 21:08

Mehr Unklarheiten zum Ehrendoktor der Universität Mainz für den Schauspieler Mario Adorf.

Über den Fall hatte ich hier ja schon mehrfach geschrieben. Die Uni Mainz verteilt ohne gesetzliche Grundlage Ehrendoktoren, aktuell an den Schauspieler Mario Adorf, ohne daß da irgendeine wissenschaftliche Leistung ersichtlich wäre.

Auf meine Anfrage an die Uni Mainz, wie sie überhaupt zu sowas kommen, bekam ich nun folgende Antwort von deren Rektorat:

Hinsichtlich der Ehrendoktorwürde haben wir Ihnen bereits mitgeteilt, dass die Verleihung dieser Würde an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in § 69 der Grundordnung der Universität geregelt ist.

Dabei ist zu beachten, dass der Ehrendoktor kein akademischer Grad ist. Vielmehr handelt es sich um eine Ehrung für Verdienste, ohne dass ein durch eine Hochschulprüfung abgeschlossenes Studium vorliegen muss.

Die Johannes Gutenberg-Universität verleiht die Ehrendoktorwürde an herausragende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.

Da werden die Ehrendoktoren also nicht, wie sonst üblich, für besondere wissenschaftliche Leistungen sondern an Prominente vergeben – wen auch immer man gerade für „herausragend” hält.

Dafür sind sie aber nicht zuständig, das ist nicht deren Aufgabe. Orden und allgemeine Laber-Würdigungen sind Aufgabe des Bundespräsidenten und der Selbstbeweihräucherungsorgane der Film- und Fernsehbranche. Selbst bei extremster und inhaltslosester Auslegung des Hochschulgesetztes von Rheinland-Pfalz kommt man immer noch höchstens zu der Auffassung, daß die Universität ihre Angelegenheiten selbst regelt. Und Schauspieler auszuzeichnen ist nicht deren Angelegenheit. Mangelnde Zuständigkeit ist im Verwaltungsrecht eine der häufigsten Ursachen für Rechtswidrigkeit.

Ich habe sie mal gefragt, woher sie ihre Zuständigkeit dafür nehmen. Keine Antwort.

Es zeigt aber wieder mal:

  1. Ein Ehrendoktor ist nicht mehr wert als eine Narrenkappe im Mainzer Karneval.
  2. Universitäten kümmern sich nicht um Gesetze, sondern tun und lassen gerade, was sie wollen. Die Aufsicht funktioniert überhaupt nicht mehr. Das ist das Ergebnis vom Abbau der Kontrolle und der „Autonomie der Hochschulen”.
  3. Man muß Universitäten in ihrer Handlungsweise als verfassungswidrige Organisationen einstufen.
  4. Der akademisch-wissenschaftliche Anspruch deutscher Universitäten, jedenfalls der von Mainz, ist gleich Null. Die geben sich für alles her. Geistige und tatsächliche Verwahrlosung.
  5. Die Gewaltenteilung ist außer Funktion. Die Uni Mainz ist hier Normgeber, Exekutive und Richter in einem.

2 Kommentare (RSS-Feed)

Frank Meyer
28.2.2011 23:17
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Und das ärgerliche ist:

Bei zu Guttenberg wird wochenlang diskutiert, dieses Problem aber ignoriert. Und die Professoren tun jetzt auch noch so, als hätten sie nichts mit der Sache zu tun.

Dabei hätten die doch die Arbeit LESEN müssen!


marita.schmidt
2.3.2011 8:34
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Vor über 40 J war ich an der Univ.-Klinik angestellt, meine Stelle war von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft bezahlt. Die Gelder der DFG wurden von Prof. eingeworben um bestimmte Fragestellungen zu erforschen. Geräte, Arzt- und Krankenschwesternstellen
wurden davon bezahlt. Wir sollten Forschungsergebnisse liefern. In Wahrheit wurden wir
für Klinikzwecke eingesetzt, Da die Kliniken selbst kein Geld für Koperpapier hatte,
wurden auch diese Arbeitsmittel von der DFG zweckentfremdet. Als dann nach jahrelangem
Dahinwursteln die Professores Ergebnisse aufweisen sollten, ließen sie ihre Assistenten
und Doktoranden im Regen stehen. Da nur in wenigen Fällen wissenschaftlich gearbeitet
wurde, konnten auch keine belastbaren Ergebnisse gezeigt werden. Im Vorfeld dieser
Überprüfung durch die DFG brach damals eine nicht zu beschreibende Hektik aus.
Wenn in der Münchner Runde dem Doktorvater von Herrn Guttenberg vorgeworfen wird,
in 7 Jahren sich die Arbeit wohl nicht einmal durchgelesen zu haben,seine Assistenten wohl auch nicht), wundert mich das nicht. Aber daß Herr Leyendecker für Mittelmaß ist und sagt, aber
der Prof. Häberle ist doch international so renommiert und so ein liebenswürdiger alter
Mann. Noch entlarvender kann man nicht argumentieren.