Wissenschaftsdumping: Ist das KIT pleite?
Die Gerüchte um die Finanzschwierigkeiten der Universität Karlsruhe verdichten sich.
Vor einiger Zeit hatte ich schon über Gerüchte um Finanzprobleme in Karlsruhe geschrieben.
Nun schickt mir ein Leser einen Scan eines Zeitungsartikels unter der Überschrift „Frisst der Forschungserfolg die Finanzen des KIT? – Karlsruhes Elite-Einrichtung steht eine Sparrunde ins Haus / Personalrat fürchtet schmerzhafte Einschnitte” von Elvira Weisenburger zu (Danke!). Leider jedoch ohne Datum und Quellenangabe, dürfte sich aber um die BNN handeln. Darin wird berichtet, daß am KIT intern das Gerücht umhergeht, daß sich die Uni finanziell übernommen hat und eine Zahlungsunfähigkeit drohe.
Das sei maßlos übertrieben, wird der Rektor Hippler zitiert. Das KIT sei eine staatliche Einrichtung und könne deshalb überhaupt nicht bankrott gehen, soll er süffisant gesagt haben.
Na toll. Die übliche Masche wieder. Daß die da nach Lust und Laune zwischen staatlichem und privaten Recht wechseln, hab ich da schon oft erlebt. Wenn sie gerade keine Lust auf staatliche Strukturen haben, dann machen sie auf privatwirtschaftlich. Geht es ihnen dann aber mal um verwaltungsrechtlichen Schutz, um Unkündbarkeit, Altersversorgung, oder wenn das mit der privatrechtlichen Geldscheffelei mal nicht funktioniert, dann fällt ihnen plötzlich wieder ein, ach ja, wir sind ja staatlich. Privatmanager mit staatlichem Unfähigkeitsairbag. Best of both worlds. Es stänke nach Insolvenzverschleppung, wenn es nicht, wie Hippler so süffisant gesagt haben soll, eine staatliche Einrichtung wäre. Na, Hauptsache die Stimmung ist gut.
Als Ursache der Probleme wird dargestellt, daß die Uni zu schnell zu viele Forschungsprojekte übernommen habe, und bei jedem Projekt bei den Nebenkosten drauflegt – Vulgo: Miese macht.
Das spricht natürlich Bände.
Das heißt, daß die ein mieses Projektmanagement haben. Was auch nicht verwundert, denn zum Professor gibt es ja keine Ausbildung, keine Befähigung. Da werden willkürlich Leute nach Konsens zum Professor erhoben. Woher sollen die ein Projekt leiten können?
Das ist natürlich nicht ohne Ironie. Die ganze Zeit spielen die sich als Konzern auf, nennen sich Vorstand und Aufsichtsrat, und setzen alles, was sie haben, in ihr Kommerzportfolio, aber das wichtigste von allem, nämlich ein funktionierendes Controlling, haben die nicht. Wenn man schon auf Kommerz macht, dann muß man jedes Geschäft auch daraufhin überprüfen, ob es Gewinn bringt, und notfalls eben Nein sagen.
Nein sagen gibt es da aber nicht. Die Leute sind so geil darauf, sich mit Prunk und Protz, mit Veröffentlichungs- und Projektlisten aufzuwerten, daß denen das völlig egal ist, ob die drauflegen. Soll halt der Staat, der Steuerzahler drauflegen. Hauptsache, der Ofen heizt.
Und es zeigt natürlich auch, mit welchen Methoden die Uni Karlsruhe sich eine der Spitzenpositionen bei der Drittmitteleinwerbung und den beauftragten Projekten geholt hat: Mit Dumpingpreisen.
Nicht alle Universitäten sind bereit (um nicht zu sagen, so blöd), bei Forschungsprojekten draufzulegen, und werden damit natürlich auch nicht zu solchen Preisen auf dem Markt auftreten. Es scheint, als würde da gerade ein riesiges Betrugssystem zusammenbrechen. Das erinnert mich an die Betrüger, die fiktive Geldanlagen verkaufen und anfangs die angeblichen Gewinne der einen mit den Einnahmen aus den nächsten bezahlen und deshalb immer stärker wachsen müssen, bis der ganze Schwindel zusammenfällt. Nur daß hier bemerkenswerterweise gar nicht mal die Projektgeber die Betrogenen sind – sie zahlen ja weniger als normal. Wer sind also die Gelackmeierten? Andere Universitäten, die mit seriösen Kalkulationen keine Projekte mehr bekommen. Die Mitarbeiter. Der Steuerzahler. Und natürlich solche Geldgeber wie Hans-Werner Hector, der den Wahnsinn begangen hat, dieser Universität 200 Millionen Euro zu schenken – und damit vielleicht das Betrugssystem verlängert und am Leben gehalten hat.
Die Quintessenz ist, daß die vielgepriesene Exzellenz nicht auf wissenschaftlicher Qualität, sondern ganz profan auf der Bereitschaft beruht, zu viele Negativgeschäfte zu machen. Und daß es einfach nicht funktioniert, ein Riesending wie eine Universität völlig aus der Kontrolle zu entlassen, und es dafür – Autonomie der Hochschulen – Leuten zu überlassen, die damit nicht umgehen können, weil sie es nie gelernt haben. Eigentlich müßte man zu Ehren der Universität Karlsruhe den Begriff der akademischen Insolvenz einführen. Vermutlich wird deren Unsitte, für Doktorgrade Schmiergeld zu nehmen, gerade ausufern.
Und wißt Ihr, was der größte Hohn ist? In Karlsruhe wird auch Betriebswirtschaft gelehrt…