Scharlatane im Wissenschafts-Bordell Deutschland
Der SPIEGEL schreibt über Homöopathie und wie sie sich an deutschen Universitäten ausbreitet.
Man könnte sich jetzt natürlich über Homöopathie als solche streiten. Wobei mir die Homöopathie schon in ihrer Grundstruktur als extrem dubios erscheint, weil sie überhaupt keine wissenschaftliche Entstehung hat, sondern sich da mal einer spontan – so ala Sektenguru – einen pseudoplausiblen Mumpitz ausgedacht hat, wonach gleiches mit gleichem zu heilen sei und Wasser ein Gedächtnis habe. Bisher konnte mir noch keiner erklären, wie das gehen soll. Man muß halt feste dran glauben. (Aber in unserem Wissenschaftsbereich hat so vieles mit Glauben und Sektengurus zu tun.)
Viel interessanter finde ich den generellen Umstand, wie man da für jeden beliebigen Unfug Leute als Stiftungsprofessoren in die Universitäten reinkaufen und sie dort im Namen der Wissenschaft irgendeinen Blödsinn erzählen und Lobbyismus betreiben lassen kann.
Zitat:
“Wissenschaftliches Denken kommt in der Praxis oft zu kurz”, kritisiert Jürgen Windeler, Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. “Es wird an den Universitäten zwar gelehrt, aber es wird viel zu wenig mit der praktischen ärztlichen Tätigkeit verknüpft.”
Anders als ihre Kollegen in den USA und in Großbritannien würden deutsche Ärzte nur selten darin geschult, Entscheidungen in einer konkreten Behandlungssituation kritisch zu hinterfragen: Wo ist denn eigentlich der wissenschaftliche Beleg für diese Therapie? Windeler: “Wer aber bei der Schulmedizin nicht nachfragt, tut es auch nicht bei der Homöopathie.”
Wo aufgeklärtes Denken wie in Deutschland fehlt, haben Lobbyvereine wie die Carstens-Stiftung leichtes Spiel. Sie fördert die Homöopathie an deutschen Universitäten mit knapp 1,5 Millionen Euro pro Jahr so massiv wie keine andere Institution. Gegründet wurde die Stiftung 1982 von dem damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens und seiner Frau Veronica, einer homöopathischen Ärztin.
Kritisches Hinterfragen ist im deutschen Wissenschaftsbetrieb gänzlich unerwünscht.
Und alles eine Frage des Geldes. Zahlt man das Schmiergeld nicht, gilt man als unwissenschaftlich und bekommt nicht mal den Doktor. Zahlt man, bekommt man alles, auch die Professur und die Anerkennung als Wahlpflichtfach für Mediziner. Und kann dann sogar mit Astrologen und Reinkarnationsforschern da antanzen (siehe Spiegel-Artikel). Sowas gilt dann an deutschen Universitäten als „wissenschaftlich”, solche Leute läßt man lehren und prüfen.
Wenn man sich das so anschaut, dann muß man die deutschen Universitäten eigentlich für Bordelle der üblen Sorte halten.
Bemerkenswert ist auch diese Textstelle:
Möglich ist dieser Rückfall ins Mittelalter nur, weil es in der Politik genügend Unterstützer der Alternativmedizin gibt. “Es gibt leider auch viele Politiker, die magisch-mystisch denken”, klagt der Marburger Medizinprofessor Happle. “In allen deutschen Parteien ist das verwurzelt.”
Zu den glühendsten Anhängern der Alternativmedizin gehören die Grünen. Die grüne Gesundheitspolitikerin Biggi Bender etwa will “Anthroposophie, Homöopathie oder Akupunktur gleichberechtigt in der medizinischen Versorgung berücksichtigen”. Ärztepräsident Hoppe habe deshalb mit seiner Stärkung der Homöopathie “völlig recht”.
Homöopathiekritiker Happle hingegen sorgt sich ernsthaft um den Ruf der deutschen Universitäten: “Das Antiaufklärertum, das Hoppe fördert, trägt nicht zum Ansehen der deutschen Universitäten bei.”
Und da machen sich die Leute hier so über die Amis lustig, weil die dort die Schöpfungslehre als gleichberechtigt neben die Evolution stellen wollen. Und dann liest man, was hier an den Unis für ein Mist abgeht, und wieviele Leute das noch unterstützen.
Ich sag’s doch: Die Korruption und Inkompetenz an deutschen Universitäten gehen wesentlich von der Politik aus.
4 Kommentare (RSS-Feed)
Ich glaube die Blog-Software hat einen Eintrag geschluckt:
forschungsmafia.de/blog/2010/11/26/peer-review-institutionalisierte-borniertheit/
Dafür braucht man aber nicht die behaupteten Hokuspokus-Wirkmechanismen untersuchen.
Nee, hatte ich kurz weggeschaltet. Siehe Anmerkung.
Ganz verteufeln sollte man die Sachen nicht. Zumindest eine Placebo-Wirkung dürften die Sachen haben. Und daß manche Dinge auch als Placebo Wirkung ist ja nun wissenschaftlich erforscht. 🙂