Kritik an Hochschulräten
Ursprünglich als Allheilmittel angepriesen, werden die Hochschulräte (vulgo: Universitätsräte) inzwischen deutlich kritisiert, wie z. B. in der ZEIT. (Danke für den Link!)
Das finde ich vor allem deshalb interessant, weil es zeigt, wie verfehlt unsere Hochschulpolitik ist. Wenn ich mich recht entsinne, stand doch hinter diesem Umbau der Universitäten in Korruptionshochöfen vor allem das Centrum für Hochschulentwicklung, eine Tarnorganisation von Bertelsmann, die den Politikern ins Ohr flüsterte, daß man doch gerne mehr Korruptionseinfluß auf die Hochschulen hätte. Und unseren industriehörigen Politikern ist nichts besseres eingefallen, als genau das dann zu tun. Und jetzt wundert man sich, warum das schief geht. Schönes Zitat aus dem Artikel:
Warum sollten ausgerechnet Menschen wie der Daimler-Chef Dieter Zetsche, der im Hochschulrat der Uni Karlsruhe sitzt, wissen, was für eine Hochschule das Beste ist? Stürzen die Vertreter finanzkräftiger Unternehmen die Universitäten nicht in neue Abhängigkeiten?
Die Frage hätte man auch vor 10 oder 15 Jahren schon stellen müssen. Es konnte mir noch nie jemand erklären, welchen Nutzen die Hochschulräte haben oder wie die bei ihrer oft fragwürdigen Zusammensetzung und Funktionsweise überhaupt effektiv funktionieren können sollen. Dahinter steckt aber die abstruse Denkweise, daß automatisch alles gut und optimiert werde, wenn man es nur in den Industrieinteressen treiben ließe.
Und selbst wenn es theoretisch funktionieren könnte: Es sitzen eine Menge Vorstandsvorsitzende und Milliardäre in den Hochschulräten. Die Quandts sind beispielsweise da gut vertreten. Ich habe noch nie verstanden, was einen Milliardär bewegen könnte, seine Lebenszeit damit zu verbringen, in einer drögen Uni herumzusitzen und Bewerbungsunterlagen von Rektorkandidaten oder so zu lesen, wenn der nicht massive Eigeninteressen hätte.
Also dieses System der Hochschulräte wird doch schon seit längerer
Zeit kritisiert, man braucht bloß mal auf den Nachdenkseiten
zu stöbern. Ich vermute, dass mancher auch ohne besonderes Interesse im
Hochschulrat sitzt, weil es für die gesellschaftliche Anerkennung eine
preiswerte Alternative zum Ehrendoktor ist.
Es war von der Politik auch nicht unbedingt gewollt, dass der jeweilige
Hochschulrat das Präsidium effektiv kontrolliert. Es ist kaum mehr als
eine Ablenkung davon, dass man die Hochschulleitungen zu Kommandozentralen
umgebaut hat und die anderen Organe der Universitäten oft nur noch der
Dekoration dienen.