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Studieren? Lesen und Schreiben lernen? Wozu soll das gut sein?

Hadmut Danisch
10.4.2011 22:20

Ich war heute auf einer geführten Tour durch entlegene Stadtteile von Windhoek in Namibia. Dabei kamen wir auch wiederholt an Männern vorbei, die am Rande großer Straßen herumhocken und auf Arbeitsaufträge warten. Quasi eine Art Straßenstrich für Tagesarbeiter.

Der Tourguide erklärte, daß diese Leute in ihren Townships gegen vier Uhr morgens aufbrechen und dann viele Kilometer gehen, um dann den Tag über hier in der Hitze herumzusitzen und darauf zu hoffen, daß jemand einen Arbeitsauftrag für sie hat, mit dem sie ein paar Kröten verdienen können. Würde man nun mit einem Pickup dort anhalten und sagen, daß man drei Leute braucht, würde man blitzschnell 20 Leute auf dem Auto hocken und das Problem haben, die anderen 17 wieder loszuwerden. Es würden schließlich die den Job bekommen, die sich gegen die anderen durchsetzen könnten, also die stärksten. („Survival of the fittest“ ging mir so durch den Kopf.)

Der Guide erklärte auch, daß diese Leute Analphabeten seien und weder Englisch noch Afrikaans sprächen, sondern nur ihre eigenen afrikanischen Sprachen. Es wäre also gar nicht so einfach, den Leuten zu erklären, welche Arbeit man für sie habe, wenn man denn welche habe, und man könne sie nur zu sehr einfachen Arbeiten einsetzen.

Ich frage zurück, ob es für die Leute denn eine Ausbildungsmöglichkeit gäbe, um wenigstens Lesen, Schreiben und ein paar Brocken Englisch zu lernen. Das müsse doch im Interesse des Landes liegen. Liegt es auch, gab der Tourguide zurück. Diese Möglichkeiten gibt es. Jeder dieser Männer habe die Möglichkeit, eine Schule für solche Mindestkenntnisse
zu besuchen.

Nur: Sie wollten das gar nicht. Wozu die Mühe? Es nütze ihnen ja doch nichts, sie bekämen dadurch auch keine Arbeit. Sein eigener Bruder, sagte der Guide, habe an der Universität studiert. Und hocke nun genauso arbeitslos herum. Seine Ausbildung hätte sich damit als Zeit- und Geldverschwendung herausgestellt, womit der Analphabet in der
Bilanz sogar besser dasteht als der Studierte.

2 Kommentare (RSS-Feed)

anonym
10.4.2011 22:55
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Universität Windhoek? Das sind doch die, deren Internetanbindung so grottig ist, dass man nichtmal deren Webseiten ohne ständige Verbindungsabbrüche anschauen kann?


Weiterbildung
13.4.2011 11:41
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Warscheinlich leben sie einfach in den Tag hinein. Wenn sie zur Schule gehen würden, dann würden sie sich vielleicht einen job durch die Lappen gehen lassen