Universitäts-Franchising
Was ist denn das jetzt?
Mehrere Leser (Danke!) haben mich gestern auf Artikel hingewiesen (Financial Times, gefunden über Fefe), wonach die Hochschulen inzwischen damit anfangen, sich „Franchise”-Nehmer zu suchen.
Die Uni wird damit zu einer Art Dienstleister für private Bildungsträger wie TÜV oder Siemens, die im Prinzip ihre eigene Ausbildung maßschneidern, die Durchführung aber dann an Hochschulen „outsourcen”, die das dann quasi für die durchführen.
Wobei „Franchising” eigentlich der falsche Begriff ist. Outsourcing wäre richtiger, wie man das bei Callcentern macht. Die Uni wird damit quasi zu einem Auftragnehmer und Zeitarbeitsvermieter.
Eigentlich wollte ich gestern schon was drüber schreiben. Ich wußte nur nicht, was. Soll ich das nun gut finden oder nicht?
- Zunächst mal führt es den Beamtenstatus von Hochschullehrern ad absurdum. Es kann nicht angehen, daß die da wie Putzfrauen an Firmen vermietet werden, aber der Steuerzahler dann die hohen Pensionen zahlt. Ich bezweifle, daß so etwas mit Beamtenrecht vereinbar ist.
- Es ist natürlich wieder ein Schritt in Richtung Korruption – Professoren werden immer weiter darauf abgerichtet, nur noch das zu tun, wofür von außen Geld („Drittmittel”) reinkommt.
- Die Gefahr, daß das zu ge-/verkauften Abschlüssen und faulen Promotionen führt, ist natürlich enorm hoch. Weil die Uni sich natürlich nach dem Geldfluß richtet und auch ein gutes „Preis-Leistungsverhältnis” bieten will.
- Damit haben die Firmen natürlich nicht nur enormen Einfluß auf den für sie erstellten Studiengang, sondern – allein schon über die natürliche Faulheit der Professoren, die nicht zwei unterschiedliche Studiengänge bearbeiten wollen – auch auf den regulären Studiengang.
- Professoren sollen das als Nebentätigkeit machen. Wie soll das gehen? Nebentätigkeiten dürfen nur außerhalb der Dienstzeite ausgeführt werden. Abendvorlesungen? Glaub ich nicht. Es wird auf jeden Fall dazu führen, daß sie ihre regulären Dienstaufgaben vernachlässigen. Wehe dem, der sowas als Doktorvater hat.
- Auf der anderen Seite ist es aber gar nicht verkehrt, wenn da mal eine externe Firma sagt, wo da der Boden unter den Füßen ist. Viel zu viele Hochschulen lehren nur irgendwelchen Quark, der den Professor gerade persönlich interessiert, und den er dann nur deshalb lehrt, weil er keine Lust hat, zusätzlich guten Vorlesungsstoff zu erstellen.
Wenn da ein Auftraggeber ist, der das überwacht und mal ein paar ordentliche inhaltliche Anforderungen stellt und verlangt, daß die Leute hinterher tatsächlich was können (und nicht nur Übungsaufgaben lösen), ist das sicherlich sehr gesund.
Mmmh, ich weiß trotzdem noch nicht, ob ich das in der Summe eher für gut oder für schlecht halten soll. Da muß ich noch ne Weile drüber nachdenken oder abwarten, was sich da entwickelt.
ich kann zwar den letzten Punkt vollständig unterstüzen, immerhin haben mich meine damals erworbenen Kentnisse über die Strucktur von Borhydriden im Arbeitsalltag auch nicht wirklich vorangebracht, aber wo bleibt da die Freiheit von Forschung und Lehre?
Es besteht ja nicht nur die Gefahr, dass Leute nur so ausgebildet werden wie das Unternehmen dies möchte – mit Scheuklappen. Sonder auch, dass im Zuge der Ausbildung erstellte wissenschaftliche Arbeiten auftraggeberfreundlich ausgefertigt werden.
Ich halte das eher für etwas fragwürdig…