Die zehn Fische der Susanne Klatten
Oder: Warum Forschungsförderung gut überlegt sein will.
Der SPIEGEL berichtet, daß Susanne Klatten, reichste Frau Deutschlands, 25 Millionen Euro als Risikokapital für Start-Up-Unternehmen geben will, über einen Fond der TU München.
Der erste Reflex, den das auslöst, ist Mißtrauen. Denn über die Machenschaften ihres Bruders Stefan Quandt in Karlsruhe und fragwürdiges Verhalten von BMW habe ich schon berichtet. Das wäre aber zu kurz gegriffen. Gut, man müßte sich mal anschauen, ob durch die Vergabe da irgendwo schräger Einfluß ausgeübt wird.
Man könnte das auch wirtschaftlich anzweifeln, denn laut SPIEGEL peilt man eine Rendite von 10% an, das heißt, es müßten rund 27 bis 28 Millionen dabei wieder herausspringen. Da die meisten in der Regel pleite gehen oder jedenfalls keinen wesentlichen Gewinn erwirtschaften, heißt das, das die wenigen, bei denen der Laden in Schwung kommt, dann vom Investor auch wieder die Rechnung bekommen. Man könnte die Frage stellen, ob da außer dem Investor auch noch jemand von denen, die da dann hart und viel arbeiten, was abbekommt. Aber auch das wäre zu kurz gegriffen. Die Frau ist so reich, daß 25 Millionen für sie Kleinkram sind, das lohnt sie für sie nicht, damit kleine Firmengründer und ihre Ideen auszuplündern.
Nein, nach allem, was ich bisher über die Frau so gelesen habe, glaube ich (bisher) durchaus, daß das tastsächlich positiv und vielleicht philantropisch gemeint ist. Und das angesprochene Problem, daß im Technologiebereich Gründer von den etablierten Firmen nachgeahmt, überholt und plattgewalzt werden, existiert wirklich, da ist etwas Startkapital genau das, was gebraucht wird. Immerhin brauchen Firmengründer auch Lebensunterhalt, Büroräume, Material, Spesen und so weiter, bis sie erste Kunden gewinnen können. Das ist schon plausibel und hört sich gut an.
Trotzdem habe ich da Zweifel. Es gibt so eine Redensart. Gib einem Mann einen Fisch, dann hat er für einen Tag zu essen. Lehre ihn zu angeln, und er hat ein Leben lang essen.
Bei 25 Millionen und einer Höchstgrenze von 3 Millionen pro Firma bekommen da vielleicht 10 oder mehr Firmen einen Fisch. Und genau das ist das Problem. Damit kauft man sich Ansehen und Respekt an der TU München, aber wirklich erreicht hat man damit eigentlich fast nichts. Das riecht sehr nach einer Höflichkeitsspende, halt in den etwas anderen Dimensionen der Familie Quandt. Aber schade ums Geld (wie auch bei den 200 Millionen des Hans-Werner Hector in Karlsruhe).
Ich hätte es für sinnvoller und effektiver gehalten, wenn sie ihr Vermögen, ihre Zeit und ihren Einfluß dafür verwenden würde, die Situation für Gründer in Deutschland allgemein zu verbessern. Beispielsweise die rechtlichen Probleme mal ansprechen (OK, das wäre Lobbyismus, aber herrje, wir haben für alles und jedes Lobbyismus, warum nicht mal da, wo wir es brauchen?) und die Politik darauf hinweisen. Die Bürokratie abbauen, das absurde Patentrecht renovieren. Sowas, was allen und nicht nur den 10 oder 20 in München Begünstigten nutzt. Oder vielleicht eine kostenlose Rechtsberatung oder einen Softwarepool, den alle Firmengründer nutzen dürfen. Oder einfach Lehrgänge anbieten, wie man eine Firma gründet.
Nimmt man als Vergleich den Milliardär und Ubuntu-Finanzier Mark Shuttleworth her, dann hat der sein Geld (ich weiß nicht mal, wieviel er reingesteckt hat, aber es werden wohl mehr als 25 Millionen gewesen sein) meines Erachtens effizienter und nützlicher eingesetzt. Und mehr Bekanntheit hat es ihm auch gebracht.
Aber immerhin, es jungen Firmengründern zu geben halte ich immer noch für viel besser als es wie bei der Hector-Stiftung für die Erhöhung von Professoren-Gehältern zu vergeuden.
Schaun wir mal in 5 oder 10 Jahren, was daraus geworden ist.
2 Kommentare (RSS-Feed)
Ich bin vor kurzem über ein Buch gestolpert, welches dieses Thema anscheinend tangiert.
amazon.de/Philanthropy-Cultural-Imperialism-Robert-Arnove/dp/0253203031/
| Die zehn Fische der Susanne Klatten
Trollfütterung?
Bei Danisch können Trolle angeln lernen.
scnr
Carsten
—
Vertrauen Sie mir, ich weiß was ich mache!
Sledge Hammer