Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Ein promovierter Philosoph beschimpft die Plagiatsjäger

Hadmut Danisch
17.7.2011 13:22

Ein Leser schickt mir gerade den Link auf diesen Artikel bei derFreitag, wo ein Doktorand auf die Plagiatsjäger schimpft. Der Text ist ein wissenschaftlicher Offenbarungseid.

Um es vorweg zu sagen, ich habe lange gezweifelt, ob der Text überhaupt ernst gemeint ist, oder eine Glosse, mit der sich jemand über die Wissenschaft lustig macht. Denn wenn der Autor des Textes schon „Magnus Klaue” heißt, ist das so ähnlich als würde er „Lang Finger” heißen oder am 1. April schreiben. Und als Titel seiner eigenen Dissertation wird „Poetischer Enthusiasmus. Else Lasker-Schülers Ästhetik der Kolportage” angegeben, was mir zunächst wie herrliche Wissenschaftssatire vorkam, über die ich herzlich gelacht habe.

Erschreckend daran ist, daß es wohl doch keine Satire war, die Dissertation gibt es als Buch bei Amazon zu bestellen, laut deren Angaben der Autor ebenfalls wirklich existiert und Lehrbeauftragter am Institut für Philologie der Uni Oldenburg sei. Laut Namensregister der Uni Oldenburg ist es jedoch ein Institut für Philosophie, in dessen Namensverzeichnis er aber nicht auftaucht. Was aber wiederum nichts heißen will, denn „Lehrbeauftragte” sind normalerweise keine Mitarbeiter sondern Dozenten denen soviel Wertschätzung entgegengebracht wird, daß sie gar nicht bezahlt werden. (Einen Arbeitsmarkt für Philosophen gibt es meines Wissens außerhalb der Universität aber auch nicht.) Ich vermute aber doch, daß der Autor existiert und das nicht satirisch sondern ernst gemeint hat.

Ob man die Philosophen überhaupt als Wissenschaftler im engeren Sinne ansieht und ihnen ein Werturteil über sauberes wissenschaftliches Arbeite zutraut, mag der Leser selbst beurteilen. Mit meiner Auffassung von Wissenschaft und wissenschaftlichem Arbeiten hat ein Dissertationstitel wie „Poetischer Enthusiasmus. Else Lasker-Schülers Ästhetik der Kolportage” jedenfalls überhaupt nichts zu tun, und ich traue jemandem, der etwas unter diesem Titel als wissenschaftliche Arbeit abgibt oder annimmt, auch nicht viel wissenschaftliche Kompetenz zu. Da sind einfach zu viele Begriffe auf einem Haufen, die für mich außerhalb der Wissenschaft liegen.

Absurd erscheint mir schon seine Eingangsfragestellung:

„Wer, außer Betriebswirtschaftlern und intellektuellen Masochisten, liest freiwillig ein Buch mit dem Titel Prozessorganisation und Prozesskooperation in der öffentlichen Verwaltung? So heißt die Doktorarbeit des niedersächsischen Kultusministers und Präsidenten der Kultusministerkonferenz, Bernd Althusmann (CDU)…”

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Und wer selbst ein so dämlichen Titel wie den mit dem Poetischen Enthusiasmus wählt, ist wohl kaum in der Position und befähigt, einen Titel über Prozessorganisation und Prozesskooperation zu rügen. Beispielsweise ich bin Informatiker, und für mich sind solche Themen ebenfalls wichtig.

Insofern kommt mir der Artikel Klaues schon als unqualifiziert vor, bevor ich überhaupt zum Inhalt vorgedrungen bin.

Geradezu dubios werden die Anwürfe Klaues aber, wenn er auf das Thema der wissenschaftlichen Redlichkeit kommt:

„Abgesehen davon, dass Qualifikationsarbeiten schon immer die Funktion hatten, betriebsgerechten Konformismus zu demonstrieren, zeugt das Pochen auf „Redlichkeit“ von einem kleinbürgerlichen Ressentiment, das der Sphäre des Geistes ebenso feindlich gegenübersteht wie Guttenbergs und Koch-Mehrins Textrecycling. Wer denkt, ist nicht redlich. Jeder Gedanke, der so genannt zu werden verdient, kündigt der Verantwortungsethik, die ihm im Namen von Fleiß und Redlichkeit verordnet werden soll, zugunsten seiner eigenen Konsequenz den Dienst. Doch gerade um solche Freiheit des Gedankens geht es den selbsternannten Plagiatsjägern nicht.”

Das ist doch der wissenschaftliche Offenbarungseid: Die Demonstration betriebsgerechten Konformismus als Funktion von Qualifikationsarbeiten. Das ist zwar zutreffend beobachtet um den Universitätsbetrieb zu beschreiben. Aber mit Wissenschaft und dem Zweck der Promotion hat es gar nichts zu tun. Das heißt, daß das eigentliche Problem in der Divergenz von Ist und Soll im Promotions- und Universitätsbetrieb liegt, und nicht in denen, die die Divergenz aufdecken. Klaue jedoch vertritt hier effektiv – Nomen est Omen – die Position der Plagiatoren, indem er das Abschreiben als die geforderte Demonstration des Konformismus ausgibt.

Und dann kommt wieder der der übliche Universitäts-Denkfehler, daß nicht die Kritik betrachtet, sondern dem Kritiker die Befugnis zur Kritik abgesprochen wird:

„Es ist kein Zufall, dass der bevorzugte Ort für die Anprangerung „geistigen Diebstahls“ ausgerechnet das Internet ist, dessen intellektuelle Avantgarde dem Begriff des geistigen Eigentums sonst eher kritisch gegenübersteht. Plattformen wie GuttenPlag oder VroniPlag bieten allen, die sich beteiligen wollen, unter dem Schutz der Anonymität die Möglichkeit, beliebige Qualifikationsarbeiten nach vermeintlich unausgewiesenen Zitaten zu durchsuchen. ”

Nicht die Plagiate betrachtet er, sondern den Umstand, daß sie im Internet aufgedeckt werden. (Wo auch sonst? Letztlich kritisiert er unter dem Vorwand der Internet-Schelte doch nur die Tatsache, daß die Plagiate überhaupt aufgedeckt werden.)

„Die Plagiatsjäger dagegen müssen in nichts anderem qualifiziert sein als in der Nutzung des Internet.”

Auch hier wieder der Versuch, den Kritikern die Befugnis abzusprechen. Als ob es beim Nachweis eines Plagiats darauf ankäme, welche Qualifikation der hat, der es gefunden hat. Welche Ausbildung muß man denn haben, um Plagiate finden zu dürfen?

Was soll der Unfug? Und was sind „vermeintlich unausgewiesene Zitate”, von denen er redet? Es geht aus seiner weiteren Aussage hervor:

„Sie müssen nicht einschätzen können, welchen Stellenwert Zitate in den unterschiedlichen akademischen Disziplinen haben. Sie müssen den Text, den sie durchsuchen, nicht geistig durchdringen, um die Bruchstücke zu finden, auf die allein es ihnen ankommt. Sie suchen nicht auf Grundlage der Sache, sondern auf gut Glück. Gerade in dieser Beliebigkeit ähneln sie den Plagiatoren, die sie anprangern.”

Das ist schon eine ziemliche Frechheit. Plagiatsjäger dürfen Plagiate nicht aufdecken, weil sie nicht einordnen könnten, welchen Stellenwert Zitate in den unterschiedlichen akdemischen Disziplinen haben.

Was sagt der da? Plagiatsjäger dürften Plagiate nicht öffentlich aufdecken weil sie nicht verstünden und nicht die philosophischen Gepflogenheiten (oder weiterer Fächer) berücksichtigten, daß das korrekte Zitieren da keinen hohen Stellenwert hat. Weil es ja, wie er sagt, auf das Demonstrieren von Konformismus ankäme, man also geradezu zum Abschreiben gezwungen ist.

Das ist bemerkenswert. Denn wenn man es genau betrachtet, spricht aus diesem Artikel nicht die wissenschaftliche Empörung (die er vortäuscht), sondern die schiere Panik. Denn letztlich gibt er zu, daß eigene Disziplinen, auch die Philosophie, aus kaum mehr als dem gegenseitigen Abschreiben und Konformismuserklärungen bestehen. Und daß sie deshalb in ihrem Bestand bedroht sind, wenn man Plagiate aufdeckt.

Es sieht also alles so aus, als würde von Disziplinen wie der Philosophie nichts mehr übrig bleiben, wenn man ihnen das Abschreiben nimmt.

Na, dann los. Feuer frei!

Der SPIEGEL empfiehlt den Plagiatsjägern übrigens, sich nicht zu stellen. Ich überwiegend auch, weil es bei einem aufgedeckten Plagiat im Normalfall nicht auf die Person, Qualifikation, Befangenheit des Kritikers ankommt.

Leute wie diesen Magnus Klaue halte ich für äußerst wissenschaftsschädlich. Noch schädlicher sind aber die, die ihm dafür Doktor und Lehrauftrag gegeben haben.

Und letztlich halte ich seinen Vortrag auch für ebenso dumm wie unredlich. Denn einerseits wirft der den Plagiatsjägern vor, daß sie anonym agieren. Andererseits vergleicht er das Aufdecken von Plagiaten mit dem Plagiieren. Damit widerspricht er sich selbst, denn Plagiatoren tun das ja, um sich selbst unberechtigt hervorzutun, um fremde Leistungen als die eigenen anzugeben. Genau das tun die Plagiatsjäger aber gerade nicht, denn weil sie anonym bleiben, streichen sie ja gerade keine Lorbeeren ein, obwohl sie die Arbeit leisten. Und Plagiatsjäger erbringen auch keine Leistungs- oder Befähigungsnachweise. Insofern ist Klaues Vergleich nicht nur verfehlt, sondern geradezu verlogen und/oder dumm. Schon erstaunlich, was für Leute bei den Philosophen Doktor und Lehrbeauftragter werden können.

41 Kommentare (RSS-Feed)

anonym
17.7.2011 13:27
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In den Kommentaren beim Freitag wird er auch ziemlich auseinandergenommen …


Hadmut Danisch
17.7.2011 13:30
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Oh, die hab ich noch gar nicht gelesen. Ich hab nicht gemerkt, daß da inzwischen schon viele Kommentare eingegangen sind. Danke!


Hadmut Danisch
17.7.2011 13:35
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…kommt davon, wenn man Artikel in der Druckansicht liest…


Plaqueiator
17.7.2011 13:43
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“Magnus Klaues Dissertation … liegt seit Anfang Juli im Böhlau Verlag zur Plagiatsprüfung bereit”.

..nur ein verzweifelter Versuch, ein paar Käufer für seine Diss zu fischen. Und seien es “Plagiatsjäger”. 😉


Robert
17.7.2011 13:56
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Ein wichtiges Argument fehlt IMHO: die anonym agierenden Plagiatsjäger haben ja keine Autorität, irgendwem den Doktortitel wegzunehmen oder jemanden eine öffentliche Position streitig zu machen. Sie weisen nur auf ein Plagiat hin. Daraufhin wird dann ggf. ein Ausschuß einer Universität tätig und prüft die Vorwürfe. Dieser Ausschuss ist dann keineswegs anonym (bzw. wenn sie es wären könnte man dies den Universitäten zurecht vorwerfen und sie auffordern, die Anonymität aufzudecken), und die Beteiligten müssen sich rechtfertigen.

Ein Vergleich: ich kann auch anonym eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft aufgeben, die diese dann verfolgen muß.


anonym
17.7.2011 14:00
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Also bei der Diss vom Althusmann kann ich mir auch vorstellen, dass die jemand (BWLer, Verwaltungswissenschaftler, Juristen) liest, weil der Titel sich ja doch recht vielversprechend anhört. Und selbst als geballte Ansammlung von Selbstverständlichkeiten kann ich mir bei so einem Buch noch einen Nutzen vorstellen.

Aber wer sich freiwillig eine Diss namens „Poetischer Enthusiasmus. Else Lasker-Schülers Ästhetik der Kolportage” durchlesen sollte, übersteigt mein Vorstellungsvermögen. Vermutlich jemand, der selbst eine Arbeit über Else Lasker-Schüler schreibt.


Hadmut Danisch
17.7.2011 14:01
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@Robert: Stimmt, ja, das war mir auch durch den Kopf gegangen. Aber ihm ging’s wohl weniger um den konkreten Entzug des Doktors, sondern mehr gegen das Anprangern im Internet. Eine anonyme Anzeige bei der Staatswaltschaft ist damit ja noch nicht öffentlich bekannt.


Hadmut Danisch
17.7.2011 14:06
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@anonym: Das kapier ich ich auch nicht. Und sie nicht nur liest, sondern sogar noch 60 Euro dafür zahlt.

Ich könnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, außerhalb einer Kerkerhaft (oder einer Dauerbeamtenstelle als Philosophieprofessor) jeweils genug Langeweile aufbringen zu können, um sowas zu lesen.


Hindemith
17.7.2011 14:23
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Man muss noch dazusagen, dass der Artikel sich bisweilen in aeusserst hochtrabenden pseudo-intellektuellen Froumlierungsblasen verliert.

Eine klare Ausdrucksweise, die sich auch dem interessierten, und etwas allgemein-gebildeten Normalbuerger erschliesst, ist meiner Ansicht nach Grundvorraussetzung fuer eine sinnvolle Debatte. Bei solchen Formulierungsblasen wie in Klaue’s Artikel habe ich immer den Verdacht, dass da nicht sehr ueberzeugende Einsichten zutrage treten, wenn sich der Nebel verzogen hat. Muss nicht so sein, ist aber meiner Erfahrung nach meistens so.


Hadmut Danisch
17.7.2011 14:25
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@Hindemith: Das ist halt so bei vielen Geisteswissenschaftlern, daß die so schwafeln müssen, weil man sonst merkt, daß sie nichts zu sagen haben.


KMS
17.7.2011 15:36
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“Jeder Gedanke, der so genannt zu werden verdient, kündigt der Verantwortungsethik, die ihm im Namen von Fleiß und Redlichkeit verordnet werden soll, zugunsten seiner eigenen Konsequenz den Dienst.”

Also der Satz ist schon irgendwie herrlich, selbst für einen professionellen Schwafler.

Warum wird in den Geisteswissenschaften logische Stringenz bzw. Begründheithet der Aussagen einfach unter den Tisch gekehrt?

Da werden Worthülsen wie “Verantwortungsethik” in den Raum geworfen und dann so getan, als ergäbe sich allein durch die Aufstellung einer Behauptung “Jeder redliche Gedanke kündigt der Verantwortungsethik den Dienst”, der eine darauf zugschnittene zweite Behauptung folgt, eine Logik.
Klar, wenn ich sage, (2+5)= 9, dann ist (2+5)+4 =13 und innerhalb meiner Anfangsbehauptung schlüssig. Dadurch habe ich trotzdem Unrecht.

Wenn an geisteswissenschaftliche Publikationen mal die formalen Maßstäbe knallharter Logik angelegt würden, sähe es aber ganz düster aus.

Jetzt kann man einwenden, dass es keinen übergeordneten Bezugsrahmen für Meinungen gibt, weil sonst ja wie in den exakten Wissenschaften alle dieselbe haben müssten.
Aber zumindest könnte man dann festhalten, dass alles, was seine Grundaussage nicht auf ein irgendwie sinnvoll erklärbares Fundament stellt, wertlos ist.

Ich lese es aber immer genau anders rum: die Grundaussage ist immer eine Behauptung, aufgrund derer dann weitere Behauptungen folgen, die vielleicht bezogen auf die erste Aussage schlüssig sind. Da die erste Aussage aber nie begründet wird, bleibt alles falsch.


KMS
17.7.2011 15:54
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ach und aktuell zum Thema:

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,774884,00.html

Noch peinlicher gehts wohl nicht.


Hadmut Danisch
17.7.2011 15:59
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Wieso?

Daß sie sich zu wehren versucht, ist ihr gutes Recht. Wir wollen ja ein Rechtsstaat sein.

Und daß sie es für ungerecht hält, falls die das damals wirklich wußten, hielte ich auch für angebracht.

Und daß sie sich denkt, warum soll nur ich da bluten, wenn schon Aufklärung, dann richtig, ist eigentlich auch in Ordnung.


KMS
17.7.2011 16:08
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Ja, das ist natürlich ihr gutes Recht, das ganze vor Gericht klären zu lassen.

Aber sie könnte ja mal etwas gesunden Menschenverstand einsetzen: angenommen, sie bekäme ihren Titel zurück, weil der Verwaltungsakt des Titelentzugs nicht zulässig war. Glaubt sie, sie wäre dann rehabilitiert als Mensch und Politikerin? Glaubt sie, irgendjemand nähme dann ihren Titel ernst?

Im Kontext ihrer bisherigen Handhabung der Affäre (kein Mandatsverzicht, Angriff auf die Fakultät, Schuld von sich gewiesen – auch ihr gutes Recht, ja) wirft das aber ein wirklich düsteres Bild auf ihren Charakter.
“Ich weiß, dass ich betrogen habe, aber vielleicht komm ich ja doch noch irgendwie damit durch, denn andere haben ja auch Fehler gemacht.”


Hadmut Danisch
17.7.2011 16:14
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Möglicherweise geht es ihr gar nicht darum, den Grad zurückzubekommen.

Und formalrechtlich könnte sie unter Umständen sogar wirklich damit durchkommen.


KMS
17.7.2011 16:47
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Klar, in gewisser Weise ist es ja auch wünschenswert, wenn dieser Prozess der Titelvergabe mal genauer beleuchtet wird und das Gemauschel ans Licht der Öffentlichkeit gebracht wird.

Es war eher meine Privatmeinung, dass sowohl aus meiner Wählersicht die Frau ob mit oder ohne Titel nicht mehr tragbar ist und es aus ihrer Sicht auch ganz sinnvoll wäre, die Affäre schnell zu beenden und aus der Öffentlichkeit zu verschwinden.

Der Betrüger sieht sich nie (alleine) schuldig, wenn er ein System ausnutzt, das zum Betrügen animiert.
Zb Siehe auch, wie es bei den EU- Subventionen lief: die wurden oft ausgenutzt, um sich persönlich zu bereichern, statt Strukturinvestitionen zu tätigen (zb in der Agrarwirtschaft Griechenlands). Schuldig fühlt sich jetzt trotzdem keiner, da das System ohne Kontrolle gerade zu dazu einlud.

Betrüger betrügen, weil sie es können. Das macht sie aber nicht zu unschuldigen Opfern des Systems, so wie sich der ein oder andere überführte Plagiator darzustellen versucht.


Chris
17.7.2011 21:05
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Von Plagiatsjägern eine wissenschaftliche Qualifikation (welche Form ist hier eigentlich gemeint/verlangt?) zu fordern ist ja doppelt dreist, wenn man bedenkt, dass die hochqualifizierten (?) Professoren – die ausserdem aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung und (man korrigiere mich falls ich falsch liege) ihrer Position als Beamte einer besonderen Verpflichtung zu Ehrlichkeit, Korrektheit und Sorgfalt unterliegen – die Plagiate nicht erkannt haben.

Ich denke, dass sogar umgekehrt ein Schuh draus wird. Gerade weil die Plagiatsjäger sich auf einfache Textvergleiche beschränken, kann man ihre Ergebnisse schwer widerlegen. Eine inhaltliche Überprüfung, bzw. kritische Ausseinandersetzung mit dem Thema bzw. Ergebnis der Arbeit sollte durchaus den entsprechend Qualifizierten vorbehalten sein, aber nur weil Fehler durch eine “einfache” Methode gefunden wurden, sind sie nicht weniger falsch.

bb Chris


Hadmut Danisch
17.7.2011 21:11
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Stimmt. Ich halte es schon deshalb für blöd, weil man im Prinzip auch fordern könnte, daß jeder seine Diss elektronisch einreicht und dann Software nach Plagiatsstellen sucht. Und von Software würde man das ja auch nicht fordern.

Aber es ist eben das alte Universitätsmuster, daß man nicht von unten nach oben, sondern immer nur von oben nach unten kritisieren darf und deshalb der Kritiker erst nachweisen muß, daß er oberhalb steht. Es geht nicht um Argumente, sondern um Rangordnungen.


Wolle
17.7.2011 21:30
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KMS, ich meine die, nicht den Poster oben, pinkelt die Professoren an. Für ihren Dr. keine gute Idee, für die Auseinandersetzung was ein Dr. ist/sein soll, gut. Es kann keine gute Idee sein, zu argumentieren: Es gab da Mängel und dafür gab es eine schlechte Note. Und wenn da jetzt Plagiate gefunden werden, wurde das ja schon durch die schlechte Note gewürdigt.
Neue Plagiatsfunde(vor 10-12 Jahren war da einschlägige Software nicht wirklich existent) rechtfertigen immer, die Arbeit neu zu bewerten. KMS ist immer noch nicht klar, was sie da angerichtet hat. Sie ist da nicht allein, Althusmann, Guttenberg, …, scheinbar gibt es da mehrere.
Schade um die Leute, die ehrlich und mit eigenen Arbeitsaufwand eine Diss. hinter sich bringen. Da gibt es IMHO nicht nur irgendwelche Dr. abzuerkennen, da ist auch im Wissenschaftsbetrieb teilweise der Wurm drin. An den Selbstreinigungswillen des Wissenschaftsbetriebes/der Profs. hab ich da einige Zweifel. Die Abhängigkeit von Drittmitteln ist da ein Hindernis/Hemmschuh. Da faselt man einerseits von Freiheit der Forschung, aber ist anderseits total abhängig von Drittmitteln. Gut ist das nicht!


Granado
17.7.2011 23:35
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Nur mal zur Erinnerung:
Philologie, Literaturwissenschaft etc. bleibt nun mal in der Philosophischen Fakultät, ergibt also einen Dr. phil(osophiae); daneben waren die klassischen Fakultäten Theologie, Jura, Medizin.
Unbenommen, ob Klaues Dissertation Geschwafel ist wie sein Freitag-Beitrag – dem Attribut “exakt” der Naturwissenschaften steht “streng” in anderen Wissenschaften gegenüber. Mathematik ist keine Naturwissenschaft – von Plato her, als einzig sichere Kenntnisse (mathemata) gerade unter Ignorierung störender Materie. Die Philosophie stellt unter anderem das Werkzeug Logik bereit. Beweisen wird überschätzt (vgl. Abduktion). Axiome (“Werte”) werden nicht begründet – manchmal wird ihr Status verändert. Eher als um Definitionen geht es um relevante Unterscheidungen, Profil kriegt eine Aussage (ob Protokollsatz oder Argument) erst gegenüber anderen Positionen/Autoren, muss ggf. weiter differenzieren. Daher ist “Verantwortungsethik” keine Worthülse (KMS) – außer bei Klaue -, sondern von Max Weber einer “Gesinnungsethik” gegenübergestellt, letztere aber keineswegs verhöhnt; anders heute: VE wird von “Realpolitikern” in Anspruch genommen zur Fortsetzung des “business as usual” gegenüber rebellischer GE. Selbst Einsteins Dissertation enthält Zitate: “Maxwell-Hertzsche Gleichungen” etc.
Zahlen/Formeln machen noch keine Wissenschaft, auch keine exakte – wie die “postautistischen” Ökonomen erläutern.
Zitate-Statistik wurde zuerst in Naturwissenschaften eingeführt zum Beleg der Relevanz: Science Citation Index.


Anna Freud
18.7.2011 18:10
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Es liegt außerhalb meiner Logik, wie die Plagiatsforscher für den Betrug verantwortlich sein können/sollen/müßten, dessen Indizien sie sammeln – oder wieso sie bezüglich der Tat eine gesondert zuschreibbare Verantwortung haben sollten? Oder wieso das kollektiv-anonyme Nachforschen nicht eben gerade denkende und bedachte Verantwortungsübernahme ist und nicht deren Aufgabe oder Zurückweisung? Die Plagiatsforscher übernehmen jedenfalls für das marode akademische System mehr Verantwortung als der große Rest, selbst mehr als viele derer, deren Aufgabe das eigentlich ist. Wieso wohl im Gegenteil das systematische gute Funktionieren dieser Vorteilsnahme-Industrie nicht viel mehr Grund zu enthusiastisch-poetischer Empörung für Herrn Klaue ist? Ob es ihm noch nicht aufgefallen ist??

Zu der Mehrin: wenn die Uni, aus welchem Grund auch immer, so dämlich ist, ihr trotz besseren Wissens einen Grad zu verleihen, dann hat sie keinen anderen Gegner als die verärgerte, verbissene Mehrin verdient. (vielleicht will sie, dass sie kriegt, wofür sie gezahlt hat…) Von mir aus kann die einen mehrjärigen Rechtsstreit vom Zaun brechen. Dann bleibt das ganze Thema jedenfalls immer schön gegenwärtig in den Köpfen der Menschen und es ist viel leichter klar zu machen, wo der Unifilz überall seine Arme hingestreckt hat.


Gnapf
19.7.2011 9:13
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Eine kleine Anmerkung zu dem Satz
“Ob man die Philosophen überhaupt als Wissenschaftler im engeren Sinne ansieht und ihnen ein Werturteil über sauberes wissenschaftliches Arbeite zutraut, mag der Leser selbst beurteilen.”

Die Methodik der Wissenschaft ist Teil einer philosophische Disziplin (Wissenschaftstheorie) und von Philosophen erdacht und begründet. Die Methodik von Fächern wie Physik, Chemie oder Informatik ist nicht Teil des Fachs, sondern immer Wissensachaftstheorie und somit Philosophie. Und in dem Augenblick, in dem Du Dich damit befasst, handelst Du nicht mehr als z.B. Informatiker, sondern als Philosoph.

Also ja, GERADE (seriöse) Philosophen sollten in der Lage sein, ein Werturteil über sauberes wissenschaftliches Arbeiten abgeben zu können.

Aber wie in allen Bereichen gibt es auch hier Dampfplauderer. Typen wie Klaue sind ne Schande für die Philosophie.


Hadmut Danisch
19.7.2011 12:52
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@Gnapf: Nur weil ein Teil der Methodik der Wissenschaft von Philosophen erdacht wurde, heißt das noch lange nicht, daß jeder, der sich so nennt, auch eine Leuchte ist.

Deutschland nennt sich auch das Land der Dichter und Denker, weil sie davon eine Handvoll hatten. Deshalb sind noch lange nicht alle Deutschen Dichter und Denker…


Gnapf
19.7.2011 13:55
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@Hadmut:
Ich habe aber auch nix anderes gesagt. 😉

Die Folgerung ist:
Wenn sich jemand kenntnisreich und korrekt über Wissenschftstheorie oder Methodik äußert, betreibt er Philosophie – und ist in dieser Tätigkeit eben Philosoph.

Auf der anderen Seite:
Nur weil sich jemand Philosoph nennt bedeutet das nicht, dass er nicht dummes Zeug redet.

Worauf ich hinaus wollte ist, dass das Problem nicht im Fach Philosophie liegt, sondern an den Idioten, die behaupten, diese Disziplin auszuüben.
Ich finde es sehr schade, dass die Philosophie durch diese Laberaffen in Verruf geraten ist, obwohl sie als Fach ebenso streng logisch ist wie beispielsweise Mathematik.


Paul
19.7.2011 14:30
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Der Streit über die Wissenschaftlichkeit der verschiedenen Disziplinen ist m.E. müßig. Man kann die Philosophie als Ausgangspunkt unterschiedlicher wissenschaftlicher Fragestellungen ansehen. Viele herausragende Naturwissenschaftler (von Archimedes bis v. Weizecker) beschäftigten sich intensiv mit der Philosophie und umgekehrt.

Schwarze Schafe und unseriöse Vertreter gab es immer in allen Bereichen. Wichtig ist doch, dass endlich mal einige Kungeleien im Wissenschaftsbetrieb durch die Plagiatsjäger an die Öffentlichkeit gelangen. Damit sind nun einige ach so ehrwürdige Vertreter ihrer Zunft endlich mal gezwungen sich zu erklären.

Die Einlassungen von Herrn Klaue sind in all ihrer Lächerlichkeit leider sehr typisch für den Wissenschaftsbetrieb. Frei nach dem dem Motto: Wer sind Sie eigentlich, dass Sie mich kritisieren dürfen! Geben Sie sich gefälligst zu erkennen! Und überhaupt! Legen Sie erst mal ihren Magister, Diplom, Doktor oder besser noch Nobelpreis vor bevor wir Sie überhaupt als satisfaktionsfähig erachten!

Leuten wie Klaue scheint offenbar entgangen zu sein, dass die Zeit des Biedermeier vorbei ist und dass man heute mittels Internet und Wikipedia schnell zwischen heißer Luft und ernstzunehmenden Inhalten zu unterscheiden lernt.


Hadmut Danisch
19.7.2011 14:36
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@Paul: Genau das habe ich auch immer wieder und so oft beobachtet, nämlich daß man auf Kritik nicht inhaltlich reagiert, sonderm dem Kritiker die Befugnis und die Hierarchiestellung abspricht, um Kritik überhaupt äußern zu dürfen, und sie damit als unwissenschaftlich und unbeachtlich abtut. Ganz typisch und charakteristisch.


Granado
19.7.2011 18:59
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Nichtsdestotrotz ist die Überschrift vermutlich falsch und Klaue beansprucht gar nicht, Philosophie zu betreiben, sondern Literaturwissenschaft. Fakultät ist nicht Fach.


honk
21.7.2011 21:00
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@granado Der erste vernünftige und richtige Satz in diesem Brei von Dummheit und Hass, den Ihr anrührt


Hadmut Danisch
21.7.2011 21:58
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@honk: Geisteswissenschaftler? (Bei der Begründungstiefe…)


andy
22.7.2011 7:46
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guten Morgen, mir gefällt vor allem dieser Sarkasmus im “…liegt seit dem … zur Plagiatsprüfung bereit”

Man hätte auch sagen können, “die Diss ist so perfekt da werdet ihr nichts finden”.
Oder (*) “so gekonnt umgeschrieben, dass eure Software nichts finden wird” 😉

Aber halt…jetzt würde ich ja selbst zum Thema der Diss: KOLPORTAGE, weil ich genau das ansatzweise eben gemacht habe (*).
Tja, so schnell geht’s.


honk
23.7.2011 11:36
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Nur eins (wird mir sonst zu doof und zu lang hier):

Enthusiasmus ist eine der wichtigsten ästhetischen Kategorien seit Platon, wer das nicht weiß, sollte zu solchen Themen einfach das Maul halten, statt großkotzig Dinge schlechtzureden, von denen er nie gehört hat


Hadmut Danisch
23.7.2011 13:04
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@Honk: Typisches Möchtegern-Geschwätz Deinerseits.

Hier geht’s nicht um Enthusiasmus und nicht um Platon, hier geht es um Zitieren und wer fehlende Zitate aufdecken kann.

Außerdem ist es genau solches Fehlbenehmen wie Deines, worüber ich hier schreibe, nämlich der (durchaus unwissenschaftliche) Ansatz, daß nur Fachinsider Kritik üben dürften und alle anderen das Maul halten sollten. Du bist genau die Sorte Unwissenschaftler, gegen die sich die Kritik richtet und die man meines Erachtens aus den Universitäten werfen sollte, weil sie anderen den Mund verbieten bzw. sie für irrelevant erklären wollen.

Außerdem vermute ich mal schwer, daß Du Geisteswissenschaftler sein mußt, den die Ästhetischen Kategorien seit Platon sind hier sowas von irrelevant, da muß man schon Geisteswissenschaftler sein um mit solcher Irrelevanz argumentativ daherzukommen. Man muß weder Platon noch Enthusiasmus kennen, um den Artikel Klaues als groben Unfug zu entlarven.

Davon abgesehen heißt Wissenschaft selber zu denken und nicht nur das nachzuplappern, was seit Platon geplappert wurde.


honk
23.7.2011 16:30
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Mit meiner Auffassung von Wissenschaft und wissenschaftlichem Arbeiten hat ein Dissertationstitel wie „Poetischer Enthusiasmus. Else Lasker-Schülers Ästhetik der Kolportage” jedenfalls überhaupt nichts zu tun, und ich traue jemandem, der etwas unter diesem Titel als wissenschaftliche Arbeit abgibt oder annimmt, auch nicht viel wissenschaftliche Kompetenz zu. Da sind einfach zu viele Begriffe auf einem Haufen, die für mich außerhalb der Wissenschaft liegen.

—Wer sowas schreibt, prätendiert, EINSCHÄTZEN zu können, was mit Wissenschaft zu tun hat und was nicht.
ER KANN ES NICHT. QED

Also ist er ein anmaßender Schwätzer, der, s.o., sein Maul halten sollte.


honk
23.7.2011 16:45
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Mit meiner Auffassung von Wissenschaft und wissenschaftlichem Arbeiten hat ein Dissertationstitel wie „Poetischer Enthusiasmus. Else Lasker-Schülers Ästhetik der Kolportage” jedenfalls überhaupt nichts zu tun, und ich traue jemandem, der etwas unter diesem Titel als wissenschaftliche Arbeit abgibt oder annimmt, auch nicht viel wissenschaftliche Kompetenz zu. Da sind einfach zu viele Begriffe auf einem Haufen, die für mich außerhalb der Wissenschaft liegen.

———Wer das schreibt, maßt sich an zu WISSEN, was “außerhalb der Wissenschaft” liegt und was nicht. Er weiß es nicht, QED. Also sollte er, s.ob., das Maul halten, statt sich als Gralshüter von einer “Kompetenz” aufzuspreizen, die er nicht besitzt.

Ihr seid dilettantische Großkotze.


quarc
25.7.2011 21:03
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@Hadmut: ich vermute, “honk” wollte lediglich darauf hinweisen, dass der
Begriff “Enthusiasmus” durchaus auch eine fachspezifische Bedeutung besitzt,
und er deshalb diese Absätze aus Deinem Text

| Und als Titel seiner eigenen Dissertation wird „Poetischer Enthusiasmus.
| Else Lasker-Schülers Ästhetik der Kolportage” angegeben, was mir zunächst
| wie herrliche Wissenschaftssatire vorkam, über die ich herzlich gelacht habe.
|[…]
| Mit meiner Auffassung von Wissenschaft und wissenschaftlichem Arbeiten
| hat ein Dissertationstitel wie „Poetischer Enthusiasmus. Else
| Lasker-Schülers Ästhetik der Kolportage” jedenfalls überhaupt nichts zu
| tun, und ich traue jemandem, der etwas unter diesem Titel als
| wissenschaftliche Arbeit abgibt oder annimmt, auch nicht viel
| wissenschaftliche Kompetenz zu. Da sind einfach zu viele Begriffe auf
| einem Haufen, die für mich außerhalb der Wissenschaft liegen.

als Ausdruck Deiner Ignoranz auffasst (zumal sie zur Bewertung des Artikels
von Klaue ohnedies nichts beitragen). Er war nur nicht in der Lage, diese
Ansicht im ersten Versuch bereits präzise und zivilisiert zu formulieren.


Hadmut Danisch
26.7.2011 11:38
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@quarc: Sein zweiter Versuch war ja auch nicht besser.

Und ja, ich maße mir an, gewisse Anforderungen daran stellen zu können, was Wissenschaft und was wissenschaftliches Arbeiten ist.

Wissenschaft ist – wie auch das Bundesverfassungsgericht klarstellte – die systematische Suche nach Wahrheit und muß daher – meines Erachtens – Ergebnisse bringen, die verifizierbar oder falsifizierbar sind. Und das sind solche Themen nicht.

Und darunter fallen Poesie und Ästhetik wegen ihrer subjektiven und geschmacksabhängigen Komponente schon mal nicht, und Kolportage ist per se schon mal kein wissenschaftsträchtiges Thema.

Das ist für mich so ein typischer Versuch der Geisteswissenschaftler, allgemeines Meinungsgerede zur Wissenschaft zu verklären. Deshalb auch diese Aggressivität, die wollen halt unbedingt Wissenschaftler sein, obwohl sie engeren wissenschaftlichen Anforderungen nicht standhalten.

Und wissenschaftliches Arbeiten (wozu auch das Promovieren gehört) hat auch was damit zu tun, daß man etwas neues untersucht oder erarbeitet. Wenn das Thema Enthusiasmus (was ich allenfalls der Psychologie als wissenschaftlich zubilligen würde, es gehört wohl er in die Religion) seit Platon in der Diskussion ist, dann heißt das auch, daß es nicht wissenschaftlich ist, denn wenn sie da immer noch dran rumnagen, ist es weder neu, noch haben sie die letzten 2300 Jahre da wesentliche Fortschritte erzielt, sind also auch nicht so gerade doll wissenschaftlich unterwegs.

Wie gesagt, ich halte einige der geisteswissenschaftlichen Bereiche für Quacksalberei und Schwindel, die tun nur so, als wären sie Wissenschaft. Und solche Aggressoren wie Klaue oder solche Schwätzer wie „honk” belegen meine Ansicht ja sehr deutlich. Offenbar haben sie beide nur sehr wenig Ahnung vom Begriff der Wissenschaft. Macht ja aber nichts, unsere Universitätslandschaft ist voll von solchen Leuten, die sie alimentiert.


quarc
27.7.2011 21:33
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Natürlich kannst Du “Wissenschaft” so wie im englischsprachigen Raum
verstehen, wo “Science” für “Natural Science” steht und von “Engineering”,
“Humanities” etc. abgegrenzt ist. Wenn es aber darum geht, systematisch
auf Wahrheitssuche zu gehen und neue Erkenntnisse zu liefern, dann kann
das auch eine literaturwissenschaftlichen Arbeit über einen Aspekt im Werk
von Else Lasker-Schüler.

Das muss natürlich nicht bedeuten, dass die Arbeit von Klaue dies leistet.
Ich habe sie nicht gelesen und werde es wohl auch nicht. Wer im Jahr 2011
seine Arbeit nicht frei verfügbar macht, will sowieso nicht gelesen werden.
Im Gegenteil vermute ich bereits nach Lektüre seines Artikels, dass die
Arbeit auch nicht besser ist und die Originalität des Autors sich vielleicht
in der Wahl des Titels erschöpft. Aber dies am Titel seiner Arbeit
abzulesen, vermag ich nicht.


schalk
29.7.2011 9:23
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Der Verfasser dieses Artikels hat einfach den Gedanken von Klaue nicht verstanden. Wenn man einen so fetischisierten Begriff von Wissenschaft hat wie Herr Danisch, kann man solche Gedanken auch kaum verstehen. Man müsste in der Lage sein, Widersprüche auszuhalten, zum Beispiel den, daß sowohl die Plagiatsjäger als auch deren Zielpersonen eine rein instrumentelle und inhaltsleere Vorstellung von Wissenschaft haben. Daß eine Krämerseele von informatiker da nicht folgen kann ist freilich nachvollziehbar.
Ich habe die Diss. von Klaue auch nicht gelesen, aber der Titel ist sehr vielversprechend, sofern man etwas mit dem Gegenstand anfangen kann. “Kolportage” bedeutet übrigens nicht nur das, was es umgangssprachlich heißt, sondern ist eine Art Gattung der Trivialliteratur und überdies ein hochinteressantes kulturelles Phänomen.
Dass die Arbeit im Böhlau-Verlag erscheint, lässt darauf schließen, daß sie sehr gut sein muss und nicht nur für einen begrenzten Kreis von Fachleuten interessant. Böhlau gehört nicht zu den Verlagen, die alles annehmen (kaum ein Politiker hätte mit seiner Diss. dort eine Chance…)


Hadmut Danisch
29.7.2011 9:46
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Oh, was ein dämliches Verteidigungsgeschwurbel.

Zeigt doch gerade, mit welcher Beliebigkeit der Begriff der Wissenschaft überdehnt wird.

Sie wollen halt alle unbedingt Wissenschaftler sein, egal was sie machen. Man kann Wissenschaft aber nicht zur Anspruchslosigkeit auf Null runterfahren, nur damit sich Hinz und Kunz auch als Wissenschaftler fühlen können.


quarc
1.8.2011 20:37
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> Der Verfasser dieses Artikels hat einfach den Gedanken von Klaue
> nicht verstanden. Wenn man einen so fetischisierten Begriff von
> Wissenschaft hat wie Herr Danisch, kann man solche Gedanken auch
> kaum verstehen. Man müsste in der Lage sein, Widersprüche auszuhalten,
> zum Beispiel den, daß sowohl die Plagiatsjäger als auch deren
> Zielpersonen eine rein instrumentelle und inhaltsleere Vorstellung
> von Wissenschaft haben. Daß eine Krämerseele von informatiker da nicht
> folgen kann ist freilich nachvollziehbar.

Es besteht kein Verständnisproblem. Der Verfasser des Artikels müsste lediglich
in der Lage sein, seine Behauptung zu begründen. Dann würde auch der
Informatiker seinen Gedanken als folgenswert einschätzen.

> Ich habe die Diss. von Klaue auch nicht gelesen, aber der Titel
> ist sehr vielversprechend, sofern man etwas mit dem Gegenstand
> anfangen kann.[…]
> Dass die Arbeit im Böhlau-Verlag erscheint, lässt darauf schließen,
> daß sie sehr gut sein muss […]

Naja, wenn das nun die Kriterien sind …
Ich werde jedenfalls nicht 60 Euro ausgeben, um zu erfahren, ob das
Versprechen des Titels eingelöst wird.


quarc
3.8.2011 21:13
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Nur um Verwechslung auszuschließen, mit “Verfasser des Artikels” hatte
ich natürlich den den Verfasser des Artikels im Freitag.