Leitbild der “Unternehmerischen Hochschule” für gescheitert erklärt
Laut der ZEIT haben Grüne und SPD in ihrem Koalitionsvertrag in Baden-Württemberg das Leitbild der »Unternehmerischen Hochschule« für gescheitert erklärt. Im Koalitionsvertrag ist es allerdings etwas anders formuliert:
Da steht nämlich
Wir setzen uns für selbstbewusst handelnde Hochschulen ein: Sie sollen mehr Gestaltungsfreiheit erhalten und mehr Verantwortung für die gesellschaftliche Entwicklung wahrnehmen können, für die sie im Gegenzug umfassende Transparenz herstellen. Das Leitbild der „Unternehmerischen Hochschule“, das dem aktuellen Landeshochschulgesetz zugrunde liegt, hat noch nie zu den Hochschulen gepasst. Gemeinsam mit den Hochschulen wollen wir das Landeshochschulgesetz neu ausrichten und dabei demokratische Strukturen stärken. Anstelle der bestehenden Aufsichtsräte wollen wir externe Hochschulbeiräte etablieren, die die Hochschulen mit Blick von außen beratend begleiten.
Da steht, daß es nicht paßt und man es wieder abschaffen will. Von gescheitert steht da so nichts – freilich kann man die Tatsache, daß es Rot-Grün nicht überzeugt und sie es deshalb wieder abschaffen wollen, selbst für das Scheitern halten. So richtig klar und eindeutig ist es nicht.
Und was genau der wesentliche Unterschied zwischen einem Aufsichtsrat und einem externen Hochschulbeirat sein soll, ist mir da auch noch nicht so ganz klar, riecht eher nach ideologisch-antikapitalistischer Begriffssubstitution. Aus Raider wird jetzt Twix.
Ob sich tatsächlich etwas ändert, bleibt abzuwarten. Die Richtung, die sie andeuten, liefe aber darauf hinaus, Universitäten wie der in Karlsruhe ihr Crede, ihr Konstruktionsprinzip, ihre Strategie zu entziehen. Und das wäre an sich gut. Fragt sich, was danach kommt.
Auf die Änderungen des Hochschulgesetzes bin ich ja mal gespannt.
2 Kommentare (RSS-Feed)
> Und was genau der wesentliche Unterschied zwischen einem Aufsichtsrat und
> einem externen Hochschulbeirat sein soll, ist mir da auch noch nicht so
> ganz klar,[..]
Es gibt da keinen großen Unterschied. In NRW hat man diese “unternehmerische
Hochschule” auch eingeführt und dieses Organ dann “Hochschulrat” genannt.
Weder die hochschulinternen noch die externen Mitglieder solcher Räte werden
großes Interesse daran entwickeln, sich durch ernsthafte Kontrolle der
Hochschulleitungen Arbeit und Ärger einzufangen. Solange man die Macht der
Rektorate nicht wieder einhegt, ist da Hopfen und Malz verloren. Auch die
(im Artikel erwähnten) in ihrem Einfluss gestärkten Dekane sind da eher Teil
des Problems, denn deren Machterweiterung richtet sich gegen die Fakultäten
und verstärkt damit die Kommandostruktur.
Wobei der Vergleich mit Unternehmen noch schmeichelhaft ist, denn normale
Unternehmen treten der Außenwelt nur selten als Korperschaften öffentlichen
Rechts gegenüber. Das eigentliche Vorbild waren da wohl eher die
öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten — und wenn man Universitäten wie
Fernsehsender organisiert, braucht man sich nicht zu wundern, wenn es dort
manchmal zugeht wie beim ZDF.
Daß Universitäten nie und nimmer nach den Strukturprinzipien einer Marmeladenfabrik funktionieren können, ließe sich bei Humboldt mühelos aus der Lektüre des Klappentextes erschließen.
Ach, es ist traurig. Es macht eben leider keinen Spaß, nach Jahren fruchtlosester Diskussionen mit Flippcharts-BWL-Fuzzis am Ende Recht zu behalten.
Erinnert mich an eine Karikatur, die ein banales Stück Wiese zeigte. Darunter der Satz: “Hier entstand ein zugeschüttetes Loch.”