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Chaos im Studentenbüro

Hadmut Danisch
25.8.2011 14:21

Mir trägt gerade jemand zu, es gäbe erhebliches Chaos im Studentenbüro der Uni Karlsruhe („KIT”). War das je anders?

Nun, ich habe das Studentensekretariat der Uni Karlsruhe schon immer als Sauhaufen erlebt. Als ich mich als Doktorand damals (einige Jahre nach dem Studium) neu immatrikulieren wollte, meinten sie, das ginge nicht und wäre auch nicht notwendig. Nach einiger Lamentiererei, daß man sich selbstverständlich immatrikulieren kann, und zwar auch dann, wenn es nicht notwendig ist, gaben sie zu, daß sie eigentlich nur keine Lust hatten, weil sie dazu meine alte Studentenakte wieder herausholen müßten, und sie diese irgendwo im Keller in irgendeinem Archiv tief vergraben hätten. Tolle Begründung für die Ablehnung einer Immatrikulation.

Generell habe ich die Verwaltung von Studenten in Kalrsruhe immer als peinlich-chaotisch erlebt. Ihr glaubt nicht, wieviele Systeme zum Anmelden zu Lehrveranstaltung ich habe kommen und gehen sehen, von denen kein einziges zuverlässig und brauchbar funktioniert hat. Wieso bilden sich solche Leute eigentlich ein, andere Informatik und Softwaretechnik lehren zu können?

Jedenfalls geht wohl angeblich eine E-Mail unbekannten Ursprungs durch diverse Mailinglisten, deren Inhalt ich hier mal wiedergeben möchte, um ihn durch Leserkommentare verifizieren oder falsifizieren (vulgo: Weiß jemand, ob das stimmt?) zu lassen:

1) Dieses Jahr lief mit der neuen Zulassungssoftware bzw. dem Bedienen dieser wohl extrem viel schief, so dass bei den E-Techs, Architekten (und evt. noch anderen!?) für die Zulassung falsche Rankings verwendet wurden!!! So sei bspw. bei den Architekten ein Bewerber mit einem 4,0 Abi!!! auf Platz 1 gestanden und wurde natürlich zugelassen. Viele Bewerber mit 1,0 Abi wurden aber nicht zugelassen. Der Fehler ist im Studienbüro mittlerweile bekannt, doch will die Chefin oder dort Zuständige das wohl nicht öffentlich machen, da das ja wohl schlecht für den Ruf oder Ähnliches wäre. Für mich und auch für die Damen dort ein absoluter Skandal, denn das kann man gegenüber den Bewerbern nicht verantworten!! Es ist meiner Meinung auch völlig egal, wer den Fehler begangen hat, wichtig wäre nur, dass dieser glatt gezogen wird. Prof. Becker weiß wohl anscheinend noch nichts von der Sache, es wäre aber vielleicht gut, wenn er das mitbekommen würde, weil das kann es wirklich nicht sein!!

Bei den WiWi-Zulassungen wäre dies im Übrigen fast auch passiert und falsche Rankings gingen wohl schon an die Druckerei. Zum “Glück” hat dann aber wohl der Drucker gestreikt und alles ist eine Woche gestanden. In der Zeit hat man den Fehler dann wohl Gott sei Dank bemerkt und das Ranking nachgezogen und die Zulassungen gingen richtig raus.

Ärgerlich bei uns war dann nur, das schon bekannte Problem, dass die Mint-Einladungen vor der Einladung zu unseren Vorkursen rausging. Darüber haben sich die Damen im Studienbüro übrigens ebenfalls aufgeregt.

2) Bei dem neuen Zulassungs-Onlinesystem gibt es wohl eine Art Ampel, die anzeigt, ob man alle nötigen Unterlage für die Einschreibung mitgeschickt hat. Anscheinend zeigt die bei allen per Default auf Rot, auch wenn alle nötigen Unterlagen mitgeschickt wurden, ihr könnt euch nun vorstellen, dass das Telefon ununterbrochen klingelt und das Postfach bei den Damen im Studienbüro überläuft und sie gar nicht mehr allen antworten können. Sie seien zurzeit hoffnungslos überlastet.

3) Allgemein ist es wohl so, dass die Damen im Studienbüro früher für 360 Zulassungen pro Jahr (Diplom) zuständig waren. Mittlerweile sind es 875 (Bachelor und Master) Zulassungen, die wohl mit dem gleichen Personalaufwand betätigt werden müssen. Für mich auch nicht Tragbar und man muss sich dann auch nicht wundern, wenn nicht alles glatt läuft…

Also falls das tatsächlich stimmt, müssen in Karlsruhe ja mal wieder echte „Kapazitäten” am Werk gewesen sein (und von denen haben sie ja wirklich genug…).

Und solcher Mist wiederholt sich ja nun wirklich häufig genug. Schon zu meiner Zeit damals im 3. Semester wurde mit so einem Anmeldesystem für Studenten herumdiletiert, und offenbar wurde das nie besser. Auf die Reihe bekommen die selbst nichst. Aber für Informatiker halten die sich da an der Informatikfakultät schon.

Und das verrückte daran ist ja, daß die großspurig auf Firma machen. Zu doof, ihre „Kundendatenbank” aufzubauen. Welche Firma kann sich sowas leisten? In der Realität wären die längst pleite. (Hoppla, hieß es nicht kürzlich, sie wären es schon?)

Wenn ich sowas lese, dann frage ich mich immer, warum es überhaupt einzelne Universitäten gibt? Das ist doch mit Einführung des IT-Zeitalters längst überholt.

Eigentlich dürfte es keine Universität Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim, usw. mehr geben, sondern nur noch die Universität Baden-Württemberg mit zentraler Verwaltung und einer Software für alle. Zugegeben, auch das hat seine Risiken, aber dadurch entsteht wenigstens mal die kritische Masse, um das wirklich professionell und brauchbar anzugehen und ein zentrales Call-Center für Studienangelegenheiten aufzubauen, in dem es klare Leistungsbeschreibungen gibt. Dieses Provinzgemurkse jeder einzelnen Universität mit deren Lokal-Imkompetenzen ist doch eine Blamage. Und bei einer 20.000-Leute-Uni scheinen eben nicht genug Geldmittel abzufallen, um da mal jemanden zu beauftragen, der sich mit sowas wirklich auskennt und der das kann. Nimmt man aber alle Studenten von Baden-Württemberg zusammen – keine Ahnung, wieviele das sind, aber mindestens 200.000 werden es wohl grob geschätzt schon sein, eher mehr, wenn man die FHs noch berücksichtigt – und auch die Geldmittel der einzelnen Hochschulen, dann bekäme man genug Schwungmasse, um das mal richtig zu machen – und mit einem zentralen Rechenzentrum und Callcenter. Da könnten die sogar abends und sonntags erreichbar sein. Und bei der Herstellung von Studentenausweisen würde man auch noch massig sparen – falls man die überhaupt noch braucht, der ePerso tät’s vielleicht auch.

Und den ganzen Verwaltungskram, Webseitengedöns usw. in eine zentral betriebene Cloud. Zugegeben, das ist auch nicht alles toll und birgt Risiken. Aber im Vergleich zu dem faktisch existierenden Kuddelmuddel und entsetzlichem Gepansche an deutschen Unis wäre das ein Riesenfortschritt. Zudem könnte man Energie sparen und einige Institute und Einrichtung von der Last befreien, sich selbst zu administrieren.

17 Kommentare (RSS-Feed)

anonym
25.8.2011 15:22
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“Zu doof, ihre „Kundendatenbank” aufzubauen.”

Ich dachte, den Job soll jetzt das Campus-Management-System von CAS erledigen?


Hadmut Danisch
25.8.2011 15:26
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Erzähl mir mehr davon…


anonym
25.8.2011 15:35
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Phil
25.8.2011 18:10
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+1 für die Idee einer übergreifenden Universität.

So eine NRW Uni wäre schon nett. Vielleicht wäre dann ja auch mal ein UI/UX Experte drin, welcher die ganzen Tools und Webseiten benutzbar macht.


karbau
26.8.2011 0:27
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LOL. Das gibt’s an anderen Unis auch – und wie. Da sind das dann andere Fremdfirmen, die da pre-alpha-Software ausrollen dürfen und das “Campus-Management” nennen. Eine der vielen “Neuerungen” die uns die BSc/MSc-Reform gebracht hat … jetzt braucht jeder ein failed IT-System zum Stundent-zum-Verzweifeln-bringen.

Und zudem: ohne ein “Campus-Management”-System könnte man doch nicht die Verwaltung um weitere 100% Dauerstellen im administrativen Bereich aufblähen – auf Kosten der Wissenschaft; aber darum geht’s ja auch nicht, sondern um das kleine Reich des Abteilungsleiters auf Steuerzahler, Stundenten, und Dozenten Kosten und die vielen daraus resultierenden Powerpoint-Folien, die man dann an CHE schickt um zu beweisen, wie “effizient” und BWL-orientiert man jetzt “Lean-Admin” macht. Oder so ähnlich ….


anonym
26.8.2011 8:54
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Ich denke nicht, dass es in Karlsruhe am Geld liegt. Erhellend dazu ist Punkt 2 von http://www.usta.de/archiv/newsletter/2010-10-22-usta-newsletter-oktober-2010

Leider gibt es, wie für Karlsruhe üblich, wieder keine belastbaren offiziellen Zahlen.


yasar
26.8.2011 12:22
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Mal was ganz anders:

360 Zulassungen/a heißt für mch cat 1,8 Zulassungen/d und 875 Zul./a sind 4,375 Zul/d wenn man von ca. 200 Arbeitstagen ausgeht.

Ich weiß zwar nicht, wieviel Arbeit eine Zulassung wirklich macht, aber die Zahlen scheinen mir doch etwas niedrig zu sein um jemanden auszulasten oder die sind schlecht organisiert.


Hadmut Danisch
26.8.2011 12:25
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Naja, man weiß nicht, was die noch alles machen, und ob die überhaupt ganztags da sind.

Aber daß sie schlecht organisiert sind, darauf würde ich wetten. Könnte mich nicht erinnern, daß an der Uni Karlsruhe jemals etwas gut organisiert war.


Sylvia
26.8.2011 17:42
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@yassar – Das Problem ist ja eher, dass sich das eben nicht schön auf ein Jahr verteilt, sondern meist in 2-3 Monaten geregelt sein muss.
Und die bereits immatrikulierten Studenten verschwinden ja auch nicht plötzlich.

Diese Hochschulmanagementsysteme sind der neue Trend und mehr oder weniger unbrauchbar. Wie oben schon geschrieben werden die in pre-alpha oder maximal alpha ausgeliefert und müssen dann von der jeweiligen Hochschule in Kleinstarbeit an die jeweiligen Studiengänge/Prüfungs- und Studienordnungen angepasst werden.
Das ist manchmal so umständlich bis unmöglich, das auch mal ne Prüfungsordnung so umgeändert wird, das man sie dann auch im System abbilden kann.

Bei uns an der Uni wird das System “aus Sicherheitsgründen” über die Oster- und Weihnachtsfeiertage auch mal gern komplett abgeschalten.
Dann ist nix mehr mit Prüfungsanmeldung oder Studienbescheinigung oder Notennachweis drucken falls man vielleicht in der freien Zeit mal Bewerbungen schreiben will.

Ich muss z.B. regelmäßig immer noch Papieranmeldungen abgeben, da einige Prüfungen nicht im System auffindbar sind.

Und die Profs sind natürlich meist komplett ahnungslos wie das System funktioniert (es gibt Schulungen, aber da müsste man halt auch mal hingehen) und nutzen dann meist noch ein separates System (und jeder Prof sein Lieblingssystem) um die Vorlesungsmaterialien/Übungen etc. tatsächlich zu verwalten.

Das ganze kostet die Uni wohl auch jede Menge Asche plus ein mehrköpfiges IT-Team.


Hadmut Danisch
26.8.2011 17:59
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So ein Schwachsinn…. (aber der Steuerzahler zahlt’s ja…)


anonym
26.8.2011 21:58
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“Das ganze kostet die Uni wohl auch jede Menge Asche plus ein mehrköpfiges IT-Team.”

So ähnlich wie das CMS (ehemals hieß es Reddot, jetzt wohl OpenText oder so).


Someone Else
27.8.2011 1:21
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Ich glaube nicht, dass Sie sich dass nehmen lassen würden.

Es mangelt wohl am Durchsetzungswillen soetwas zu zentralisieren.


KIT Info
27.8.2011 16:43
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Als ich neulich meine Anmeldung zum Master im Studienbüro vorbeigebracht habe, wurde ich gefragt, ob ich das Geld schon überwiesen hätte. Hatte ich schon. Anscheinend hätte ich mich aber über das Studierendenportal als Bachelor zurückmelden sollen. Das wurde aber in den Unterlagen nicht so kommuniziert. Da es laut deren Aussagen schon einige solche Fälle gab, werden die damit wohl noch einigen Spaß haben. Eventuell kommt das Geld mit neuen Anweisungen zurück.


anonym
28.8.2011 10:46
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Bei allfälligen Exmatrikulations- oder Master-Nichtzulassungsbescheiden halt nicht vergessen, fristgerecht zu klagen …


Hadmut Danisch
28.8.2011 11:03
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“allfällig” ? Bist Du Schweizer?


Someone Else
29.8.2011 18:03
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Soo abwegig ist “allfällig” nun auch wieder nicht.


M.
30.8.2011 23:08
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Macht euch mal keine sorgen, für solche Probleme gibts am KIT den Chief Higher Education Officer, der wird das schon wieder richten 😉