Anleitung zum Ablehnen von DFG-Anträgen
Ein Professor verspottet die DFG und deren Begutachtungspraxis.
Im Laborjournal (Druckversion vom 31.8.2011) gibt es einen herrlichen Artikel des Essener Humangenetikers Bernhard Horsthemke darüber, wie man einen DFG-Antrag als Gutachter ablehnt und Ablehnungsgründe findet, ohne daß es überhaupt irgendwie auf den Inhalt des Antrags ankommt – wozu auch, das Ziel der Ablehnung ist von vornherein vorgegeben. Er nennt schöne Universalgründe und Totschlargargumente, wie etwa indem man einfach behauptet, eine andere Methode wäre besser, die Qualifikation der Antragsteller nicht ausreichend, das Projekt zu riskant und so weiter. Herrliche Glosse, ein kaum verstecktes Verspotten der DFG-Praktiken.
Letztlich rügt er das gleiche, was ich hier auch schon so oft angeprangert und in so vielen Prüfungsgutachten gefunden habe: Daß sich in der (speziell der deutschen) Wissenschaftsszene ein unglaubliches Bewertungsgelaber verbreitet hat. Mit den immer gleichen hohlen Phrasen und leeren Universalargumenten wird alles plattgemacht, was nicht Mainstream ist, ohne überhaupt das Hirn einzuschalten. Und allzuoft hält man das dann auch noch für hohe Wissenschaft oder überlegene Erfahrung, dabei ist es nur leere Gerede. Darauf beruht beispielsweise auch die Willkührpraxis, Prüfungsgutachten über Diplom- oder Doktorarbeiten zu schreiben, die man nicht gelesen (oder nicht verstanden) hat. 97% des deutschen Wissenschaftsbetriebs bestehen aus Willkür, Korruption und Geschwätz, aufgebaut auf Worthülsen und Standardpositionen.
Oder wie Horsthemke es so schön auf den Punkt bringt:
Das Fachkollegium und die DFG-Referenten werden Ihrer Empfehlung mit Sicherheit folgen, denn die Gutachter haben immer Recht, der Antragsteller nie.
Typisch für flächendeckende Inkompetenz, wenn die Position der Person und nicht die Qualität der Aussage maßgeblich ist. Und diesem Saftladen blasen wir jedes Jahr Milliarden in den …., aber die Öffentlichkeit stört sich nicht daran, schreit über Kredite an Griechenland, aber nicht über die Geldverschwendung der DFG. Ob man Hartz-IV-Empfängern 5 Euro mehr gibt, ist Gegenstand monatelanger Debatten und jeder Menge Presseartikel. Aber wenn man dauerhaft jährlich Milliarden in einen Laden versenkt, in dem es zugeht wie im Saustall, dann interessiert das niemanden.
Auch eine Form von Doppelmoral.
10 Kommentare (RSS-Feed)
Ach, verdammter Mist, Schreibfehler, es sollte natürlich „Ablehnen von DFG-Anträgen” heißen.
Danke. (Und ärgern, und ärgern, und ärgern…)
Und was ist daran verwunderlich? Ist doch in allen anderen Branchen genauso. Ein Gutachter hat qua Amtes ein ziemlich letztes Wort. Wenn man das anders will muss man Fachexperten an der DFG anstellen. Und das ist praktisch unmöglich, weil die Experten lieber frei forschen…
wie wird man eigentlich gutachter?
Wie man es bei der DFG wird, weiß ich nicht. Vermutlich aber gar nicht so schwer, denn angeblich suchen die mehr, als sie haben.
Im Allgemeinen: Indem einen irgendwer damit beauftragt.
Nur eine Korrektur: Nicht: “Mit den immer gleichen holen Phrasen und leeren Universalargumenten wird alles plattgemacht, was nicht Mainstream ist, ohne überhaupt das Hirn einzuschalten” sondern “Mit den immer gleichen holen Phrasen und leeren Universalargumenten wird alles plattgemacht, was nicht Mainstream ist, um das Hirn nicht einschalten zu müssen.” 🙂
zumahl mir gerade aufgefallen ist, daß man hohl mit zwei h schreibt…
Nimm doch das vom *zumahl* im obigen Satz. Das ist es nämlich zuviel ^^
… und selbst vertippt. Smartphonewurstfinger.
Verdammt. Kommt davon wenn man die Buchstaben in der Familienpackung im Großmarkt kauft….
“Anleitung zum Ablehnen von DFG-Gutachten” – das steht aber nicht im Blog-Beitrag.
Aber ich glaube, wenn man es wirklich drauf anlegt, wird die DFG es nicht auf eine Klage ankommen lassen, sondern das strittige Gutachten mit irgendwelchen fadenscheinigen Ausreden zurückziehen.