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Desinformation durch falsche Studien und Co-Autoren

Hadmut Danisch
12.10.2011 14:14

Ein Leser weist mich gerade auf diesen bemerkenswerten Bericht in PolitiFact hin. Angeblich vaganbundieren durch den Social-Networks-Raum, besonders in den USA, gerade Zahlen, wonach die Firmenvorstände enorm viel mehr verdienen als normale Mitarbeiter, was natürlich gerade bei den aktuellen Protesten dort wirkt.

Nur: Angeblich war das eine Murks-Studie von Studenten, die die Zahlen nicht belegen konnten, die dann durch die übliche Methode, andere, höhere Wissenschaftler als Co-Autoren einfach mit daufzuschreiben, „geadelt” wurde, und sich als virale Information verselbständigt hat. Jeder zitiert jeden, alle glauben es, weil es überall steht, und keiner hinterfragt es mehr.

(Hinterfragen ist auch bei uns in Deutschland gerade total out…)

3 Kommentare (RSS-Feed)

yasar
12.10.2011 18:51
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Ich denke mal, es hinterfragt keiner, weil es einfach zu schön in die “politische Agenda” derjenigen paßt, die es benutzen. mit echten Zahlen könnte man vermutlich nicht so viele Leute mitreißen.


rjb
12.10.2011 20:51
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“Angeblich war das eine Murks-Studie von Studenten, die die Zahlen nicht belegen konnten, die dann durch die übliche Methode, andere, höhere Wissenschaftler als Co-Autoren einfach mit daufzuschreiben, „geadelt” wurde…Hinterfragen ist auch bei uns in Deutschland gerade total out”
Dann fragen wir mal ein bißchen nach. In dem verlinkten PolitiFact-Artikel findet sich ja wiederum ein Link auf die “Murks-Studie”. Deren Titelblatt trägt die Überschrift
CEO Pay Rates
U.S. vs. Foreign Nations
und danach folgen in Normalschrift seitenmittig die Zeilen
Management 510
Dr. Mark Kroll
November 17, 2005
und am Schluß steht
Presented By:
Adam C.
Dana R.
Jerrod T.
Es handelt sich offensichtlich um eine Hausarbeit oder Vortragsausarbeitung der drei am Ende genannten Studenten in der Lehrveranstaltung “Management 510” (US-üblich mit Fachbereich und einer Nummer gekennzeichnet) des Dozenten Dr. Mark Kroll.
Für einige Zahlenangaben in der Arbeit, darunter die fragliche Tabelle, fehlen Quellenangaben, für andere sind Quellen genannt. Dafür haben die Autoren hoffentlich einen Abzug bei der Note bekommen, aber deshalb alleine ist ihre Arbeit noch lange nicht schlechthin Murks. Ob sie diese Zahlen, die nach dem PolitiFact-Artikel jedenfalls nicht vollkommen abwegig sind, nicht belegen konnten, oder hier nur geschlampt haben, ist offen. Die Behauptung, “höhere Wissenschaftler als Co-Autoren einfach mit daufzuschreiben” ist aus der Luft gegriffen und offenkundig falsch.


Hadmut Danisch
12.10.2011 21:32
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@rjb: Anscheinend hast Du großes Interesse daran, mir hier Fehler zu unterstellen, die da nicht sind.

Ich habe nicht geschrieben, daß die Studenten es waren, die den Co-Autor draufgeschrieben haben. Im Paper ist jedoch eindeutig die Rede davon, daß die Leser getäuscht wurden:

„The paper’s cover sheet fooled us — as it fooled others — because the professor’s name appears in the middle of the page, and the three students’ names appear together at the bottom in a less prominent spot.”

Und es wird auch nicht nur gesagt – wie Du mir fälschlich unterstellst – daß da lediglich die Quellen fehlen. Es steht drin, daß die Zahlen nach den vorliegenden Quellen niedriger und die Angaben im Paper falsch sind:

„The most recent chart from the Economic Policy Institute shows a ratio of 185 to 1 for 2009. According to the group’s calculations, the peak since the mid 1960s was almost 299 to 1. But it was never as high as high as 475 to 1.

Meanwhile, the most recent ratio from the Institute for Policy Studies is also smaller — for 2010, it was 325 to 1. In previous years the ratio on two occasions has exceeded 475 to 1 — to be specific, 516 to 1 in 1999 and 525 to 1 in 2000.”

Du schmeißt mir also hier bewußt unrichtige Fehlervorwürfe ins Blog. Geht es hier wieder mal um den Versuch, mich unglaubwürdig zu machen?