Der seltsame Zusammenhang zwischen Wissenschaft, Sicherheit und Korruption
Jörg Tauss beschreibt in einem Artikel auf gulli.com bemerkenswerte Zusammenhänge.
Tauss beschreibt – mit der fragwürdigen Rede Uhls als Aufhänger – daß in Deutschland die Sicherheitsbehörden eine weitaus größere Rolle spielten und einen weitaus größeren Einfluß ausüben, als das nach außen hin sichtbar ist.
Nüchtern und Neutral betrachtet, ist das nicht einmal abwegig, denn wer ein Mindestmaß von Objektivität für sich beansprucht, wird nicht bestreiten können, daß ein Staat wie die Bundesrepublik Deutschland auf einem Planeten wie der Erde mit einer Bevölkerung wie dem „Homo Sapiens” gar nicht daran vorbei kommt, gewisse Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, so wie auch unser Organismus ohne ein effektives Immunsystem nicht lange Bestand haben würde. Sicherheit per se abzulehnen setzt eine erhebliche Realitätsverleugnung voraus.
Die Notwendigkeit von Sicherheit rechtfertigt jedoch nicht jede Form von Sicherheit, und noch weniger Beliebiges, nur weil es sich Sicherheit nennt. Als Sicherheitsspezialist vertrete ich die Auffassung, daß es Sicherheit als absolute, selbständige Eigenschaft nicht gibt, weil Sicherheit immer relativ gegen eine bestimmte Bedrohung, gegen eine bestimmte Art von Angriff sein muß. Sicherheit bedeutet nicht viel solange nicht dabeisteht, wogegen. Oder etwas anders gesagt: Die Notwendigkeit von Sicherheit ist keine Rechtfertigung von Sicherheit, solange sie nicht spezifiziert ist. Sicherheit als isolierte, kontextentleerte Worthülse ist nur ein populistisches Buzzword, ein Vorwand.
Ich habe hier schon öfters die Beobachtung beschrieben, daß die Sicherheitsforschung an den deutschen Universitäten keinen ernsthaften Zweck verfolgt, sondern lediglich den Vorwand für das Zuschieben von Forschungsgeldern, so wie ich generell die DFG und das BMBF für Geldschleudern halte, deren Forschungsaufträge überwiegend nur die Legende für die Überweisung darstellen.
Tauss wendet nun die ungefähr gleichen Gedanken auf die allgemeine Sicherheitspolitik an.
Auch hier gab es schon Überlegungen in diese Richtung. De-Mail erschien mir von Anfang an als nichts anderes, als die Generierung von Geschäft. Auch der e-Perso und die massenweise Verteilung subventionierter Kartenleser werfen Fragen auf. Ich habe bis heute nicht mal versucht, meine ePerso zu verwenden, denn ich wüßte nicht, wofür. Aber auch andere Fördergelder, wie etwa die Exzellenzinitiative, sind nichts anderes als das Einspritzen von Geld in bestehende Kreisläufe unter Vorwand.
Interessant wird es an der Stelle, an der Tauss die Verflechtung von Fraunhofer mit der Vergabe von Geldern an sich selbst aufzeigt. Denn Fraunhofer ist für mich ein rotes Tuch, seit ich mit der Fraunhofer-Professorin Clauda Eckert zu tun hatte, deren Verflechtung in Beratung der Bundesregierung, Nato und Gesundheitskarte für mich in einem frappierenden Widerspruch zu ihrer Sachkunde steht, die ich für bemerkenswert niedrig halte. Gleichwohl saß Eckert zusammen mit Vertretern des Innenministeriums in dem Gremium, das den von der Horst-Görtz-Stiftung ausgelobten Sicherheitspreis in fragwürdiger Weise an den Bewerber vergab, der deshalb in Karlsruhe die Professur in Sicherheit zugeschoben bekam, die zu den Empfängern des 17-Millionen-Geldregens gehörten, den das BMBF zur Sicherheitsforschung auskippte, ohne daß man so genau wüßte, wofür eigentlich. Leiter des „wissenschaftlichen Programmausschuss“ des BMBF, das die Bundesregierung in Sicherheitsfragen berät, ist laut Tauss aber wieder der oberste Fraunhofer-Sicherheitsforscher Klaus Thoma. Dieser Zusammenhang war mir bisher nicht bekannt – aber er erklärt eine ganze Menge. Er erklärt beispielsweise, warum die Fraunhoferin Eckert damals so schnell und bereitwillig ein Falschgutachten gegen mich erstellt hat, nachdem ich Korruption angeprangert habe, und es erklärt ebenso, warum das Fraunhofer-Institut SIT durch die Vergabe des Sicherheitspreises beeinflusst hat, wer auf die Professorenstelle kommen soll, die zu den „wichtigen” gehören würde.
3 Kommentare (RSS-Feed)
> Die „richtigen Forscher” ?
Die sind vernachlässigbar, die fallen in Deutschland nicht mehr so ins Gewicht.
> Die mit den beweisbar sicheren Protokollen, Verifikationssprachen und so was?
Ich bezweifle zudem stark, daß sowas den „richtigen” (Sicherheits-)Forscher ausmacht. Das ist eher das Gegenteil, solche Spirenzchen die denen, die sich als Sicherheitsforscher ausgeben wollen, aber nicht viel Ahnung vom Fach haben, durch ein extrem selektives, abstrahiertes und vom ganzen Rest getrenntes Thema helfen, sich als Sicherheitsforscher auszugeben, obwohl sie damit nicht mal auf 0,5% des Themas kommen. Das sind so typische Themen die verwendet werden, um so zu tun, als würde man ein Fach beherrschen, obwohl man davon so gut wie keine Ahnung hat. Obwohl das Thema an sich zwar durchaus interessant ist, ist es in meinem Erfahrungsschatz mit der Hochstapelei und nicht mit den „richtigen Forschern” assoziiert. Und damit durchaus eine Ursache der Softwarekrise, weil es zu viele Leute gibt, die lehren, daß sowas dann Programmieren wäre. Von den Typen hab ich mehr als genug erlebt.
Apropos e-perso – Zitat aus dem BMI:
“Ein Jahr elektronischer Personalausweis: Beantragung, Produktion und Auslieferung der neuen Ausweise laufen stabil.”
Aber kein Wort, daß er auch genutzt wird. Nur Hinweise, daß viele das nutzen wollen. 🙂
http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2011/mitMarginalspalte/10/npa.html
Wo stehen bei diesen Machenschaften eigentlich die richtigen Forscher?
Die mit den beweisbar sicheren Protokollen,
Verifikationssprachen und so was?
Klar wollen sie Fördermittel, aber wissen sie, was sie tun?
Den trivialen Teil, die Implementierung, die keine Wissenschaft ist,
überlassen sie den Studenten, die später in der Industrie einen Arbeitsplatz finden sollen. Bei Digitask und anderen Arbeitgebern.
Was bei dieser Machtverteilung herauskommt,
ist allgemein als Softwarekrise bekannt.