Der AStA und die Freiheit von Forschung und Lehre
Diesen AStAs sollte man pausenlos in die … treten.
Die Sueddeutsche berichtet darüber, daß man an der Uni Trier einen Kriegshistoriker vorzeitig entlassen hat, weil er gesagt hat, dass es „ohne Frauen, die sich verführen lassen, weder Kriege noch Kriegsspiele” gegeben hätte. Wer etwas Bildung hat, denkt da gleich mal an die berühmte Schlacht um Troja, bei der das Pferd nur das Ende, aber die Frau der Grund und Auslöser war. Auch anderenorts habe ich schon die These gelesen, daß verblüffend viele Kriege zwar von Männern geführt aber von Frauen betrieben würden. Was unter anderem auf den erstaunlichen Umstand zurückzuführen sei, daß viele Kriege historisch um Land, Boden, Wasser geführt wurden und historisch betrachtet solche Güter in vielen Völkern Eigentum der Frauen waren, die natürlich den Eigentum mehren wollten.
Das kann man nun für falsch oder richtig halten, man kann trefflich darüber streiten und es für Unsinn erklären.
Aber es ist zumindest nicht so völlig aus der Luft gegriffen, daß es nicht mehr der Wissenschaftsfreiheit unterläge. Vielleicht ist die These falsch, aber sie ist zumindest vertretbar (den meisten Leuten ist nämlich nicht bewußt, daß zwischen falsch und unvertretbar ein erheblicher – auch verfassungsrechtlicher – Unterschied besteht). Und die Freiheit von Forschung und Lehre ist schließlich nicht auf das beschränkt, was irgendein selbsternannter Sittenwächter für falsch oder richtig hält, denn genau dagegen soll sie ja schützen.
Der Asta forderte nun laut SZ seine Entlassung:
In einem offenen Brief forderten der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) sowie acht Hochschulgruppen daraufhin, den Gastforscher zu entlassen. Seine Thesen seien “frauenfeindlich, militaristisch, latent antiisraelisch”, zudem habe der Militärhistoriker “vulgärwissenschaftlich und methodisch primitiv” gearbeitet.
Einem israelischen Forscher Antiisraelismus vorzuwerfen ist beachtlich. Es fällt aber auf, daß diese Vorhaltungen vornehmlich politischer Natur sind, daß man also hier politischen Einfluß darauf nimmt, was gelehrt werden darf und was nicht. Und wenn der AStA der Uni Trier schon Karl Marx im Logo führt, dann ist nicht schwer zu raten, wo die politisch stehen. Zumal deren Sprecher Christian Lehberger laut deren Webseite zur „Linken Liste” gehört. Und die Wortwahl der Vorwürfe gehört ja nun auch ganz eindeutig zum linksaußen-Instrumentarium.
Und wenn man den Artikel verfolgt, ging es da ja auch nie um eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, um ein Diskutieren, Verifizieren, Falsifizieren, sondern nur darum, wer – nach Auffassung des AStA – überhaupt in einem Hörsaal lehren dürfen soll und wer nicht. Also um den direkten Eingriff in die Freiheit von Forschung und Lehre.
Das bestätigt wieder mal zwei Aspekte, die schon häufig Gegenstand meiner Blog-Artikel waren:
- Nämlich daß viele AStAe nur für politische (oder manchmal auch pekuniäre) sachfremde Zwecke mißbraucht werden, und die Leute da nur ihr eigenes wissenschaftsfremdes Ding durchziehen, statt ihren Aufgaben für die „Studierenden” nachzukommen, mithin also grobe Fehlbesetzungen sind. Und auffällig oft auch noch als Meinungs- und Gesinnungswächter auftreten.
Da die AStA-Leute aber von den Studierenden gewählt werden, muß man durchaus mal fragen, von welcher Gesinnung und Wissenschaftsbefähigung eigentlich unsere Studenten so sind, wenn sie sich von solchen Leuten in dieser Weise vertreten lassen. Daß anhand linken Gedankenguts entschieden wird, wer was lehren darf, das hatten wir doch in der DDR zu genüge.
Wenn ich sehe, daß solche Leute gewählt werden, hätte ich ab und zu mal Lust, an einer Universität für 1-2 Semester mal jegliche Vorlesungen auszusetzen und nur über Wissenschaftsmethodik und die Wissenschaftsfreiheit zu lehren, als Zwangsveranstaltung, so lange, bis es alle kapiert haben.
- Was mir immer wieder (auch anhand der Kommentare und E-Mails, die ich zu meinen Blogs bekomme) extrem negativ auffällt und was ich für brandgefährlich halte ist, daß in Deutschland Meinungen und Reden, die nicht in linke Schemen passen, aggressiv angegriffen werden und man versucht, Leute mundtot zu machen. Es gibt ein Arsenal an politischen Axiomen und Sprechweisen (vor allem, was die Geschlechterrollen betrifft), die mit extremer Aggressivität durchgesetzt und jeder Anderdenkende persönlich bekämpft wird. Da wird im großen Maßstab daran gearbeitet, die Meinung der Öffentlichkeit auf Linie zu bringen.
Wie ich schon oft gesagt habe: Deutschland ist ein Zensurland. Nur ist bei uns nicht der Staat, sondern die Gesellschaft der gefährlichste Zensor. Bei uns erfolgt die Zensur von unten heraus. Und diese Zensur kommt allzu häufig aus dem politischen linken Bereich.
Wären sie nämlich Wissenschaftler, hätten sie ihn nicht rausgeworfen sondern dabehalten, um seine Thesen zu untersuchen und gegebenenfalls zu widerlegen. Darum ging es aber offenbar nicht. Da ging es darum, gleich allen zu zeigen (so wie man im Mittelalter Diebe vor den Stadttoren sichtbar aufgehängt hat) wie es Leuten ergehnt, die es wagen, linke Axiome wie die Rolle der Frau in Frage zu stellen.
Und deshalb wieder mal die Standardfrage: Wer ist eigentlich schlimmer? Die Leute, die den AStA für ihre persönlichen Belange mißbrauchen, oder die, die sie wählen?
Die Uni Trier ist übrigens vornehmlich in den „Geisteswissenschaften” aufgestellt. Sagt ja auch schon was, denn die haben oft weder mit Geist, noch mit Wissenschaft viel zu tun.
Danke übrigens für den Link.
10 Kommentare (RSS-Feed)
Also wenn ich mich an meine Studentenzeit erinnere, war die Wahlbeteiligung für AStA/UStA imme rrecht klein.Ich denke, das wird heute auch nicht besser sein. Insbesondere wenn man sieht, daß man da meist nur die Wahl zwischen Pest und Cholera hat(te).
In dieser Affäre hat sich keine Seite mit Ruhm bekleckert.
– Der AStA ist mit den Vorwürfen des Antiisrealismus und Militarismus übers Ziel hinausgeschossen.
– Das HKFZ lädt allen Ernstes einen Wissenschaftler ein, ohne sich wenigstens einmal einen Überblick über seine Publikationen.
– Martin van Creveld holt die die ganz große Keule raus, indem er den Vorgang mit den Bücherverbrennungen der Nazis vergleicht.
Das ganze ist eine Tragödie, weil es in einen ideologischen Grabenkampf ausgeartet ist. Von Zensur und Beschneidung der Meinungsfreiheit ist die Rede.
Aber um das ganze mal nüchtern zu betrachten. Unter anderem das hat Herr van Creveld gesagt:
“alle Frauen, oder zumindest sehr viele, genießen es, Männern dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig abschlachten”
“Ohne Frauen, die sich verführen lassen, hätte es weder Kriege noch Kriegsspiele gegeben. So war es, so ist es, und so wird es sein.”
Sie legen Wert auf Methodenlehre. Entweder sind das Hypothesen, die es zu untersuchen gilt. Dann verspricht die Wortwahl allerdings keine unvoreingenommene Untersuchung. Oder das sind die Ergebnisse der Forschung. In dem Fall ist Martin van Creveld aber Belege schuldig geblieben.
Meiner Meinung nach versucht van Creveld nur seinem Chauvinismus ein dünnes Mäntelchen an Wissenschaftlichkeit umzuhängen. Wollen Sie allen Ernstes solche “Thesen” wissenschaftlich untersuchen? Dann schlage ich als nächstes zur Forschung vor:
– “Die Deutschen sind alle Nazis.”
– “Muslime sind faul und dumm.”
– “Die AIDS-Todesrate in Afrika ist so hoch, weil Neger gerne schnackseln.”
Ach ja, die Wahlbeteiligung bei den letzten AStA-Wahlen an der Uni Trier lag bei stolzen 9,54 Prozent (http://www.uni-trier.de/index.php?id=14032). Darüber müsste man in der Tat mal reden.
Also ich habe die Erfahrung gemacht, daß man solchen Leuten am besten mit wissenschaftlichen Methoden beikommt und sie einfach mal „wissenschaftlich” belegen läßt, wie sie darauf kommen. Wenn sie das nämlich – wie bei einer Gastprofessur – in einer Situation müssen, aus der sie nicht herauskönnen, stehen die ziemlich schnell an der Wand. Und dann kann man darüber berichten.
Ich halte wissenschaftliche Methodik durchaus für ein scharfes und effektives Schwert.
Und davon mal ganz abgesehen:
Ich hatte jahrelang als Security-Heini mit Kunden zu tun und dabei auch völlig absurde Ansichten und Behauptungen auf den Tisch bekommen. Mir aber – im Gegensatz zu den meisten meiner Kollegen – die professionelle Disziplin auferlegt, das durchaus zu prüfen. Und erstaunlicherweise kommt man ziemlich oft darauf, daß an der Sache entweder tatsächlich irgendwas dran ist, was derjenige nur mangels Sachkunde irgendwie falsch verstanden hat, oder man kommt so weit, den eigentlichen Fehler desjenigen zu erkennen und ihm zu erklären, warum er falsch liegt und an welcher Ecke er falsch abgebogen ist.
Und selbst wenn man das nicht will: Solche Leute wissenschaftlich zu zerreissen ist immerhin auch eine Gaudi und eine schöne Art zu demonstrieren, daß man es selbst besser kann – falls man es denn besser kann, das ist dafür natürlich die Voraussetzung.
Ich kann Dir über Deine Analyse der linkslastigen volkszensur nicht zustimmen.
Sicherlich gibt es viele Formulierungen die man nicht verwenden “darf”, aber das würde ich eher weniger als von der Masse der Menschen durchgesetzt ansehen, als von einer Minderheit, die dafür umso lauter plärrt.
Und immerhin wirken diese Schreihälse im nachhinein, während die rechtslastige Welt durch Verbote und ähnlichem, also im Voraus agiert.
Hier nur den linken Studenten die Schuld zu geben ist aber auch nicht richtig.
Wo sind denn die anderen Studenten – wieso wählen die nicht, bilden keine Liste, oder protestieren nicht, wenn sie meinen der AStA betriebe eine Politik, die nicht einer liberalen Universität würdig ist.
Die einen missbrauchen ihre Macht, um Wissenschaft nach dem Wünsch-Dir-was-Prinzip zu betreiben, und die anderen üben schonmal das unauffällige mucksmäuschenstill sein, und verraten die Wissenschaft damit ebenso. Die Unileitung hat wohl auch keinen Arsch in der Hose.
Tja – und von der Presse habe ich auch nicht den Eindruck, dass sie den Finger in die richtigen Wunden legt.
Naja, unbeschadet der Idiotie des AStA und der beteiligten Hochschulgruppen ist
deren Ansicht nur eine unter vielen. Wie das Institut dies gewichtet, ist deren
Sache. In diesem Fall scheint man sich allzu eilfertig die Vorwürfe zu eigen
gemacht zu haben. Kein Ruhmesblatt.
Erstaunlich auch dieses Zitat:
| “Hätten wir diese Seite der Publikationsaktivitäten von Herrn van Creveld
| vorher gekannt, und das sagen wir durchaus selbstkritisch, wäre er nicht
| als Fellow eingeladen worden”, betont das HKFZ.
Die laden also jemanden ein, ohne dessen Publikationsaktivitäten zu kennen.
P.S.: die Formulierung eines Vorwurfs X als “latent X” bedeutet:
“nicht nur kann ich X nicht nachweisen, die Abwesenheit von X ist auch derart
offensichtlich, dass ich mich später darauf hinausreden will, X sei eben nur
latent und deshalb nicht nachweisbar”.
Für X sind “faschistisch” oder “antisemitisch” sehr beliebt, weil bei vielen
Leuten dann sofort das Denken aussetzt. Wenn man jemanden gegen einen solchen
Vorwurf in Schutz nimmt, muss man zuweilen damit rechnen, automatisch dem
gleichen Vorwurf ausgesetzt zu werden. Vor dem Vorwurf “antiisraelisch” sind
auch Israelis nicht geschützt; siehe etwa der Vorwurf “antiamerikanisch” der
natürlich auch gegen Amerikaner erhoben wird.
P.P.S.: Nebenbei halte ich die These, dass Frauen bei Kriegshetze eine wichtige
Rolle spielen, durchaus für vertretbar. Nur ist sie etwas vielfältiger, als es
in der Primitivformulierung des Professors erscheint.
Natürlich spielen Frauen in der Kriegshetze eine wichtige Rolle. Da muß ich mich nur in meiner Verwandtschaft und Bekanntschaft umschauen, von wo da die Kriege ausgehen…
Der AStA greift “nur” den Roten Faden, welcher sich durch unsere Geschichte schlängelt, auf.
Der Anfang von dem Zwirn ist an den Scheiterhaufen geknotet, auf dem Giordano Bruno zusammen mit’n paar Heiden und Hexen brutzelt. Dabei ließt er die Bücher, die die Kirche verboten hat, sofern diese noch nicht verbrannt sind.
Etwas später in der Zeit schlängelt sich der Faden nicht mehr auf der Erde entlang, sondern wird von vielen Leuten in der rechten Hand und mit ausgestrecktem Arm gehalten. Aus dem Faden wurde eine Stromleitung, welche die Leute alle mit dem gleichen Strom versorgt. Auch sind die Leute in ihren braunen Uniformen kaum von richtigen Holzmasten zu unterscheiden. Ein von ihren Holzköpfen ausgehender Echtholzduft – inklusive kleiner Moder-Nuance von den Gedanken – rundet das Bild ab.
Ein paar Jährchen später halten die Leute den Faden mit geballten Fäusten fest, die Arme sind jetzt abgewinkelt und die Uniformen rot. Aus der Stromleitung wurde die Richtschnur des großen roten Bruders. Auch hängt der Faden auf weiten Strecken durch, denn es gibt weniger Leute, die strammstehen, wenn das System sie ausnutzen will. Viele der ehemaligen Systemstützen haben umgeschaltet, ihre Uniform gegen einen schwarzen Anzug getauscht und wollen nie etwas mit dem System zu tun gehabt haben. Den Roten gefiel das jedoch irgendwie nicht. Und so zerstritten sich die Roten mit den Schwarzen, welche sich daraufhin ein paar Schritte vom Faden zurückzogen, ihn jedoch nie aus den Augen verloren.
Und als den Rotuniformierten später die Kraft ausging, waren die Schwarzen – unterstützt von Grünen, Gelben, anderen Roten, ein paar Hellbraunen und einem großen Haufen Farbloser (die dafür richtig übel nach Moder stinken) – zur Stelle, um den Roten Faden sicher in die Zukunft zu führen. Und alle eint sie der Geruch von Holz und Moder…
> Wenn ich sehe, daß solche Leute gewählt werden, hätte ich ab und zu
> mal Lust, an einer Universität für 1-2 Semester mal jegliche
> Vorlesungen auszusetzen und nur über Wissenschaftsmethodik und die
> Wissenschaftsfreiheit zu lehren, als Zwangsveranstaltung, so lange,
> bis es alle kapiert haben.
Amen.
Los! Petition! 🙂