Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Die Wissenschaft von den Nymphen

Hadmut Danisch
23.12.2011 17:57

Ach Herrje. Die Sueddeutsche schreibt über Esoterik an Hochschulen, Spezialfach Nymphen und Geomantie. Eine „ganzheitliche Erfahrungswissenschaft” über die energetischen, seelischen und geistigen Qualitäten eines Ortes, Wünschelruten und Pendel. Hellsehen, esoterische Vorlesungen und so. Die Bundesregierung hätte ein den achtziger Jahren sogar eine Studie über Erdstrahlen finanziert. Und es gibt sogar eine Doktorarbeit der Uni Innsbruck, in der mit Rutengängern festgestellt wurde, daß Kirchen und Kultstätten auf besonderen Plätzen stehen.

Und ich Idiot quäl mir da einen in Informatik ab und prügel mich mit Professoren über fachliche Details, während man sich woanders einfach irgendeinen Firlefanz ausdenken und das als Wissenschaft auszugeben. Wäre ich mit der Wünschelrute auf die Suche nach Sicherheitslöchern und Datenleitungen gegangen, wäre ich wohl durchgekommen.

Was mich ärgert. Denn um Forschungsgelder zu beantragen braucht man einen Doktor. Da würde ich jetzt glatt einen Antrag für ein mehrjähriges Forschungsprojekt zur Suche nach Nymphomaninen stellen, um die Wirkung meiner Rute empirisch zu untersuchen. Würde vermutlich genehmigt.

4 Kommentare (RSS-Feed)

Guy Incognito
23.12.2011 21:05
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Kannst du erfolgreiche Vorarbeiten vorweisen?


Hadmut Danisch
23.12.2011 21:48
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Naja, mit der Veröffentlichung war ich etwas nachlässig…


Hanz Moser
23.12.2011 21:48
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Esoterik boomt wie blöde in Deutschland. Damit lässt sich mehr Geld verdienen als mit ehrlicher Arbeit. Einer der Gründe ist unser restlos rückständiges Heilpraktikergesetz, dass jedem nicht vollkommen Debilen nach einer nicht unbedingt schweren Prüfung, die auch nur ausschließen soll, dass von ihm eine Gefahr ausgeht, erlaubt zu praktizieren.

Die Charité in Berlin hat übrigens schon länger einige Einrichtungen, die sich nur mit solchem Mumpitz befassen und Forschungsgeld in Geschwurbel verwandeln.

Die genannte, von der Regierung finanzierte, Studie war übrigens die Grundlage eines ministeriellen Erlasses, der Rutengänger und Pendler als Mittel der Bestimmung irgendwelcher Dinge seitens der Behörden untersagt hat. Frag mich jetzt aber nicht genau, welches Ministerium das damals war.

Übrigens habe ich dein Blog ausgependelt und dabei festgestellt, dass es ein Kraftort ist. Es hat sagenhafte 28000 Boviseinheiten!


tom
23.12.2011 23:19
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Also ich hab in meiner Promotionszeit mehrere Praktika zum wissenschaftlichen Arbeiten in der (Sozial-)Psychologie geleitet und war eigentlich sehr froh darüber, dass es solche “Forschungsbereiche” gibt.
Damit konnte man Studenten (mittels Analogien) ganz gut veranschaulichen wie hanebüchen teilweise unsere Theorien in der Psychologie sind und das ein Positivbefund im Experiment noch lange kein Beleg für irgendwas im “richtigen” Leben ist (und selbst nicht mal ein Beleg für die “Wahrheit” einer Theorie sein muss). Also ich hab das immer ganz gern benutzt um Leuten die Fallstricke der Verküpfung von Theorie und Empirie zu zeigen, grade weil wir Psychologen, zumindest von Ingenieuren und Informatikern (;-)), auch gerne mal in den Esoterikbereich gesteckt werden (teilweise auch zurecht). Ich find solche “Forschung” gar nicht mal so schlecht, weil sie mir geholfen hat in meinem Bereich den Studenten wissenschaftliches Arbeiten und Theoriebildung beizubringen, und wie man Ergebnisse interpretiert.

Wir Psychologen hatten ja vor kurzem den Fall, dass in einem unserer Top-Journals eine Studie veröffentlicht wurde, die offenbar Präkognition “beweißt” (Daryl Bem, “Feeling the future”, http://caps.ucsf.edu/wordpress/wp-content/uploads/2011/02/bem2011.pdf). Dass hat dann ne ziemlich krass geführte Methodendiskussion ausgelöst, die btw. längst überfällig war.

Und wie gesagt: Ich find die Esoterik-Studien total gut. Nicht weil sie inhaltlich gut sind, sondern weil man damit Leuten Wissenschaft und wissenschaftliches Arbeiten vermitteln kann. Und halt auch wo Pferde das Kotzen anfangen oder wo man gerade in der Psychologie den Grenzbereich überschreitet.