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Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben

Hadmut Danisch
9.1.2012 14:16

Heise Online berichtet darüber, daß das BMBF beabsichtigt, die IT-Abteilung der HIS GmbH zu privatisieren, weil sie das Hochschulzulassungssystem nicht auf die Reihe bekommt. Das dürfte das Problem aber schon in doppelter Hinsicht nicht lösen.

Erstens, weil die deutsche IT generell in solchen Projekten nicht gut ist, siehe auch Autobahn-Maut, Krankenkassenkarte, ePerso. Zweitens, weil es ein organisatorisches Problem ist.

Wie sich zeigte, war das Problem die Anbindung der Hochschulsysteme, und damit deren Wildwuchs. Durch Föderalismus, politisch gewollte fehlende zentrale Organisation, Willkür, Inkompetenz und Eigenbrödlerei ist ein Dickicht an Filz- und Murkslösungen und individualen Erweiterungen entstanden, der das eigentliche Problem darstellt. An den Universitäten gibt es weder die IT-Kompetenz, noch die Management-Qualifikation, sowas in ordentliche Bahnen zu lenken. Trotzdem ist es die gewollte Politik, jede Universität für sich alleine da rummurksen zu lassen. Und dann wundert man sich, wenn es nicht zusammenpaßt.

Letztlich ist das aber auch vom BMBF mitverschuldet, weil deren Förderpolitik nicht darauf ausgerichtet ist, IT-Kompetenz zu züchten. Insofern muß sich das BMBF schon fragen lassen, wieso sie eigentlich im IT-Bereich hunderte von Millionen oder gar Milliarden an Wissenschaftler mit der Gießkanne vergeben, die nicht mal die eigene Universität ordentlich mit IT ausstatten können.

(Danke für den Link)

Ein Kommentar (RSS-Feed)

“Erstens, weil die deutsche IT generell in solchen Projekten nicht gut ist, siehe auch Autobahn-Maut, Krankenkassenkarte, ePerso.”

Naja, warum haben sie es denn nicht hinbekommen? Waren denn diese Projekte jemals dazu gedacht, Probleme zu lösen? Oder vielleicht doch eher getarnte Industriesubventionen für die üblichen Verdächtigen? Beispiel Autobahnmaut, da hätte es sehr viel einfachere Lösungen gegeben, die in anderen Ländern erprobt sind. Wenn man es kompliziert macht, sind die Anforderungen so hoch, dass erstens so ein Projekt nicht mehr von einer Winz-Firma gestemmt werden kann, sondern nur noch die üblichen Großkonzerne in Frage kommen. Es wird also Wettbewerb verhindert. Und wenn hinreichend viele Leute mitmischen, gibt es zweitens dann auch keinen Hauptverantwortlichen, der die Schuld trägt, sondern das Ding geht halt einfach schief, und die Zuständigkeiten sind unklar.

Ich weiß nicht, ob man bei so etwas direkt Absicht unterstellen darf, aber das pragmatische Lösen eines Problems ist sicher nicht das primäre Ziel von solchen Großprojekten.