Akademiker-Ebbe
Auf SPIEGEL Online ist gerade ein reißerischer Artikel über eine drohende Akademiker-Knappheit aufgetaucht. Merkels eigene „Weise” warnen sie vor den Mängeln unseres Universitätswesens.
Jetzt sollen die Universitäten für Ältere und Leute ohne Abitur geöffnet werden.
Welch ein Schwachsinn: Nach der Grundschule entscheiden irgendwelche knalldummen und mindergebildeten Grundschullehrer willkürlich, wer aufs Gymnasium darf und wer nicht. Auch wenn die Eltern ihr Kind ins Gymnasium geben wollen, geht das manchmal einfach nicht, weil irgendso ein Beamter nicht will.
Und dann gibt’s die Akademiker-Knappheit und nun wollen sie die Unis für Leute ohne Abi öffnen. Erst den Weg zum Abi versperren, und dann eine Notumgehung bauen.
Geht’s noch dämlicher?
Ein anderer da genannter Grund ist, daß man da alles in die Forschung gesteckt und die Lehre massiv vernachlässigt hat. Bitte, Ihr wolltet es doch so haben. Nun sind die Universitäten mit Forschungs-Idioten befüllt, und man kann es nicht mehr ändern, weil die alle verbeamtet sind.
16 Kommentare (RSS-Feed)
Oh ja, da hätte ich mal Lust drauf. Wahrscheinlich müßten sie mich dann mit einem extremen Lachkrampf einliefern…
gibts denn überhaupt eine akademikerknappheit?
bei der miesen bezahlung von doktorantenstellen erschließt sich mir eigentlich kein marktwirtschaftlicher mangel…
das selbe gilt für die arbeitsmarktchnacen älterer akademiker.
wenn dann gibts nen mangel an spezialisten – was ja aber in der natur eines spezialwissenden liegt.
zudem doch eigentlich auch alle unis bisher unter dem ansturm der massen stöhnen, mal von den NC-fächern ganz abgesehen.
hört sich eher wie das geschreie um den fachkräftemangel an (wird ja sogar explizit gesagt), den konnte bisher auch keiner empirisch belegen und kommt von leuten, die gerne die preise in dem segment drücken wollen.
da muss man auch aufpassen, dass man es nicht wie in den USA macht, wo ja auch jeder mal irgendwas studiert hat…
aber gegen ordentliche und aktuelle weiterbildungen für ein breites spektrum an leuten ist nichts einzuwenden – zumal betriebsinterne weiterbildungen immer mehr zurück gefahren werden.
Na, Na.
Will doch nicht hoffen, daß die Arbeitsagentur Dich zu einer Bildungsmaßnahme verdonnert.
Schöner Rant!
Mancher liebe und ehrbare Grundschullehrer möchte natürlich auch nur verhindern, dass Kinder, die mangels Geld (von Eltern/vom Staat) nicht genug Bildungschancen in unserem Schulsystem bekommen, am Gymnasium psychisch zu Grunde gehen.
Dass der Preis der Bildung entscheidend ist und nicht durch Öffnung für Spätberufene kompensiert werden kann, zeigt ein Buch über amerikanische Hochschulbildung: Why Does College Cost So Much? (gute Rezension) Kurze Antwort: Weil Bildung personalintensiv ist und zugleich die Warenproduktivität gestiegen ist.
Guter Hinweis auch auf die Arbeitsmarktchancen älterer Akademiker. Lustig, dass nun ältere Nichtakademiker in ältere Akademiker umgewandelt werden sollen, damit wir mehr davon haben.
Zumindest bei der Informatik gibt es mE eher eine Akademikerschwemme. Die meisten Informatiker landen auf Positionen als Anwendungsentwickler, wo ihre akademischen Fähigkeiten nicht im geringsten benötigt werden.
Auf dem Bau käme niemand auf die Idee, Bauingenieure und Architekten als Maurer oder Betongießer einzusetzen, in der IT ist das der Normalfall.
Das Problem scheint mir zu sein, das die formale Bildung immer mehr zum einzigen Kriterium der Qualifikation wird. Und da gilt wiederrum, je höher die formale Bildung desto besser. Egal ob das für das angestrebte Berufsbild nun sinnvoll ist oder nicht.
Das führt dann dazu, dass man in den Firmen einen Haufen Bewerbungen von formal super ausgebildeten Leuten bekommt, die aber real wenig können. Ich habe schon mehrere Bewerbungsgespräche mit Softwareentwicklern geführt, die zwar studiert haben aber überhaupt nicht programmieren konnten (was bitte sollen die für Software entwickeln?).
Letztlich entsteht im Bildungssektor ein Abwertungswettlauf, den keiner gewinnen kann. Durch immer mehr Studenten, wird jeder Abschluss immer weniger wert. Das führt dazu das sich die Leute am besten noch „höherwertig“ ausbilden lassen und das wiederrum führt dazu das man immer mehr Geld für Bildung ausgeben muss ;).
Dass Bildung kein Allheilmittel ist, kann man übrigens auch an der DDR sehen. Ich bin da selbst ein paar Jähren zur Schule gegangen und habe dann hautnah miterlebt wie sich die Schule mit dem Mauerfall geändert hat. Und ja Schule ist viel einfacher geworden und auch quantitativ wurde auch ziemlich viel gestrichen. Aber der DDR hat es nichts genützt, formale Bildung ist kein Garant für Wirtschaftswachstum oder eine funktionierende Gesellschaft.
Gibt es eigentlich in Deutschland ein ähnliches Konstrukt wie die Berufsreifeprüfung (Ö)?
Was ist das?
Als Abi Jahrgang 1988 kann ich nur schwer beurteilen ob und inwieweit die Schulbildung früher besser war. Ebensowenig inwieweit das System in der ehemaligen DDR eine bessere Bildung ermöglichte. Auf alle Fälle konnte man früher noch mit einem Realschulabschluss eine Lehrstelle als Bankkaufmann machen und mit einem Hauptschulabschluss eine Handwerkerlehre absolvieren. Dies scheint heute so nicht mehr möglich zu sein.
Bedenkt man, dass vor nicht all zu langer Zeit noch vermehrt die Rede von der Akademikerschwemme war, so kommen mir die heutigen Schlagzeilen zum “Fachkräftemangel” reichlich absurd vor.
“Bedenkt man, dass vor nicht all zu langer Zeit noch vermehrt die Rede von der Akademikerschwemme war, so kommen mir die heutigen Schlagzeilen zum “Fachkräftemangel” reichlich absurd vor.”
Akademikerschwemme damals : Angst vor zu vielen Häuptlingen
Fachkräftemangel heute : Angst vor zu wenigen Indianern
Meines Wissens gibt es in BW keine Aufnahmeprüfungen oder Auflagen mehr für das Gymnasium. Nach der vierten Klasse können Eltern ihre Kinder ohne Aufnahmeprüfungen oder ähnlichem auf ein Gymnasium anmelden.
siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Lehrerempfehlung , leider ohne Quellenbeleg.
Wer will denn nicht sein Kind auf das Gymnasium anmelden, egal wie “schlecht” es in der Grundschule war. Ob die ersten vier Jahre einer Grundschule aussagekräftig sind, schon zu bestimmen, ob es später vorraussichtlich Akademiker wird oder nicht, ist ja eigentlich der springende Punkt..
Oh, ich bin durchaus der Meinung, daß die Grundschule fast nichts über die Leistungsfähigkeit eines Schülers aussagt und zudem die Leistungen mehr von der (fehlenden) Befähigung des Lehrers abhängen.
Ich kenne Fälle von Leuten, die auf der Grundschule sehr schlecht dastanden. Bei einem davon meinte die (wie mir erzählt wurde extrem inkompetente und intrigante) Lehrerin sogar, der würde nicht mal auf die Grundschule packen, der müßte auf die Sonderschule. Der Mann hat inzwischen studiert. Andere, die in der Schule Bestnoten hatten, sind dann intellektuell völlig verkümmert oder reines Muttertier geworden.
Ich bin durchaus der Meinung, daß man das frühestens nach der Pubertät, eigentlich erst mit dem Eintreten der Adoleszenz einigermaßen beurteilen kann.
Davon abgesehen widerstrebt es mir, wenn sich Menschen als Grundrechtsträger von einem einzigen inkompetenten Beamten nach Lust und Laune ihren Lebensweg vorgeben lassen sollen.
Zum Thema “minderausgebildete Grundschullehrer”: http://www.ksta.de/html/artikel/1329917456523.shtml
Wie sollen solche Grundschullehrer jemandem was beibringen? Die werden schon an der Uni von Leuten ausgebildet, die dort ihnen offenbar nichts beibringen können…
Ein Manifest zur Bildungsreform aus den USA:
http://theinnovativeeducator.blogspot.com/2012/02/stop-stealing-dreams-seth-godins-new.html
Das E-Book wurde vom Apple Store abgelehnt, weil im Literaturverzeichnis einige Links zu Amazon steckten.
Spannende Lektüre, insbesondere kannte ich den Erfinder des “multiple-choice”-Testverfahrens nicht.
In the words of Professor Kelly, [1914] “This is a test of lower order thinking for the lower orders.”
Während man in den USA über Alternativen nachdenkt, wird hierzulande die Industrialisierung des Bildungswesens vorangetrieben. Deutschland kommt irgendwie immer zu spät.
“Akademikerschwemme damals : Angst vor zu vielen Häuptlingen
Fachkräftemangel heute : Angst vor zu wenigen Indianern”
Ich denke das trifft es nicht – zumindest passt es so nicht zur befürchteten Akademiker-knappheit.
Als ich 1990 anfing zu studieren hieß es noch: “Informatik das ist die Zukunft!”. Als ich dann 1996 mein Informatikdiplom in den Händen hielt sah es dann mal gar nicht so rosig aus, so dass ich froh war als wissenschaftlicher Mitarbeiter eine zeitlich befristete Stelle zu bekommen. Bio-Informatik war zudem noch eine absolute Nischenangelegenheit und interessierte außerhalb von MPI und einigen wenigen Unis niemanden. 1998/99 war dann plötzlich die 1. Internetblase wo jeder, der nicht zu dumm war einen Rechner anzuschalten plötzlich gesucht wurde. Vielleicht erinnern sich einige noch an die Diskussion um die “Green-Card” um Fachleute aus Indien anzuwerben. Als die Blase dann platzte gab es dann wieder zahlreiche arbeitslose Akademiker.
Dieses Auf- und Ab verfolge ich nun seit einiger Zeit und ehrlich gesagt nerven mich inzwischen diese Meldungen von wahlweise Akademiker/Fachkräfte-Schwemme oder Mangel gewaltig. Natürlich sind einige Entwicklung nicht immer vorhersehbar bzw. planbar wodurch es immer mal wieder zu einem gewissen Über- bzw. Unterangebot kommt.
Andererseits sind aber insbesondere die Mangel-Situationen auch überwiegend hausgemacht. Was mich dabei wirklich auf die Palme bringt ist die aus meiner Sicht inzwischen reichlich unverfrorene Erwartungshaltung die seitens verschiedener Wirtschaftsverbände und deren Lobbyisten an Politik und Gesellschaft herangetragen wird. Demnach wäre vor allen Dingen der Staat für die bedarfsgerechte Ausbildung bzw. Bereitstellung (GreenCard) von adäquaten Fachpersonal zuständig. Eine Bringschuld seitens der Unternehmer bzgl Ausbildung oder gar nachhaltiger Planung scheint einigen dieser Herrschaften offenbar völlig fremd zu sein.
Offenbar ist es viel bequemer den eigenen Lobbyverband medienwirksam krach schlagen zu lassen und falls das alles nichts hilft dann erinnert man den einen oder anderen Abgeordneten mal an den Sponsor der letzten Parteipartys etc.. So bekommen dann z.B. Banken und Versicherungen passgenau billige Bachelorabsolventen (womit wir beim eigentliche Grund der Bolognareform wären) . Falls dann mal wieder eine Blase platzt setzt man die Leute halt wieder auf die Straße – die Ausbildung hat ja der Staat bezahlt -also kein Verlust fürs Unternehmern. Der Steuerzahler rettet dann freundlicherweise noch das an die Wand gefahren Unternehmen und sichert so die Boni dieser “Top-Manager”.
Solange aber die Politik sich einzig und allein (und nach meiner Beobachtung mit steigender Tendenz) als Erfüllungsgehilfe der Wirtschafts- und Finanzlobby versteht werden wir weiterhin erleben wie in immer kürzeren Abständen eine neue Bildungs-politische Sau (Pisa, Bologna, …) durchs Dorf getrieben wird. Unser föderales Bildungssystem mit seinen einzementierten Strukturen und Betonköpfen trägt zudem zuverlässig dazu bei, das die Lage nicht verbessert wird.
Wie an anderer Stelle schon mehrfach erwähnt bin ich froh, dass ich seit längerem meine Abschlüsse sowie einen recht ordentlichen Job habe. Denn unter den heutigen Bedingungen wollte ich weder zur Schule gehen müssen noch studieren.
Erwachsenenweiterbildung. LOL.
Da bin ich mal gespannt darauf, was passiert, wenn die ersten erwachsenen Informatiker zur Weiterbildung an die Unis kommen…