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Über Mütter und Dozenten

Hadmut Danisch
29.3.2012 22:35

Da gibt es was, was mir nicht einleuchtet.

Frauen haben ein Rentenproblem. Sie verwenden Jahre ihres Lebens, um Kinder aufzuziehen, und in dieser Zeit erwerben sie keine brauchbaren Rentenansprüche (wer außer Politikern tut das schon…), sondern eine Anwartschaft auf Altersarmut. Deshalb haben sie viele Lobbyisten in allen politischen Lagern, die Linken meckern, und sogar unsere CDU-Bundessupermutti Ursula von der Leyen zetert über das Thema. Weil man damit herrlich Wählerstimmen holen kann. Deshalb haben Mütter Fürsprecher sogar dann, wenn sie kleine, verhaltensgestörte, aggressive, faule, unfähige Idioten züchten, die später zu arbeitsunfähigen Alkoholikern oder Kriminellen werden und für die Gesellschaft einen enormen Minusposten darstellen. Egal, was sich fortpflanzt wird als nützlich angesehen. So weit, so gut.

Schaut man sich aber die prekäre Situation von Doktoranden und Privatdozenten an (wie hier schon öfters im Blog betrachtet), die auf Arbeitslosengeld/Hartz4, eine Drittelstelle, ein Sozialabgabenvermeidungsstipendium oder auch mal ganz ohne Geld da jahrelang sklavenähnlich die Vorlesung halten müssen, die also auch ohne Rentenansprüche aufzubauen Jahre ihres Lebens in den Nachwuchs investieren, aber damit die Leute hervorbringen, die in Deutschland die Ingenieurleistung erbringen, die als Schlüssel dafür gilt, daß wir Exportweltmeister (oder zumindest in der Weltspitze) sind, dabei jedes Jahr ein paar hundert Leute ausbilden und nicht nur zwei oder drei, und das obwohl es nicht mal ihre Kinder sind, dann haben die überhaupt keine Lobby. Da regt sich niemand auf. Weder Ursula von der Leyen noch Annette Schavan noch Kristina Schröder.

Und das, obwohl man 10-15 Jahre und eine Berufsausbildung braucht um Dozent zu werden, aber nur 10-15 Minuten, gar keine Ausbildung und nix in der Birne, um Mutter zu werden. Und kein Schwein fragt, ob die „armen Mütter” überhaupt brauchbare Leistung bringen.

Warum werden schlechte Mütter da bejammert, gute Dozenten jedoch nicht?

8 Kommentare (RSS-Feed)

Guy Incognito
29.3.2012 22:52
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Ich wäre für „Sozialabgabenvermeidungsstipendium“ als Wort des Jahres.


Ja; es wird generell zu wenig langfristig gedacht und zu wenig darauf geachtet, worauf unsere relativ gute wirtschaftliche Lage eigentlich beruht. Beispielsweise habe ich den Verdacht, dass unsere relativ gut gebildete Gesellschaft viel dazu beiträgt. Dass unser Schulsystem eigentlich recht mies ist (kein Wunder bei den geringen Ausgaben im Vergleich zu anderen Ländern), und es bei uns ganz anders aussehen würde, wenn, wie in Entwicklungsländern, die Schulen die Bildung der Bevölkerung ganz alleine stemmen müssten, ganz ohne Zusatzwissen von Eltern und Freunden.


Sylvia
30.3.2012 0:52
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Und wer leistete die Erziehungsarbeit für die Armen Dozenten und die Ingenieure die die Welt retten?

Willst du jetzt Rentenansprüche danach vergeben wie nützlich ein Kind für die Gesellschaft war? Woran machste das fest? Ist Gutti auch ein Leistungsträger? Atombombenbauer? Soldaten? Professoren, die nur rumlabern? Was wenn jemand wirklich nur unnütze Kinder produziert? Verhunern lassen?

Warum haben Mütter im Zweifel eine größere Lobby? Weil jeder Depp und jede Deppin eine hat. Dozenten kennt aber nun mal nicht jeder.


Someone Else
30.3.2012 1:35
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@Christoph Moder: Wir zehren langsam aber sicher unsere Bildungsreserven auf?

(Andererseits lässt sich gute Bildung möglicherweise noch importieren.)


Steffen
30.3.2012 8:16
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Ganz stimmt es nicht, daß die ausgebeuteten Dozenten komplett ignoriert werden. Auf politischer Seite sind es vor allem die Grünen, die das Thema ab und zu mal aufgreifen.

(googelt einfach mal nach ‘Grüne wissenschaftlicher Nachwuchs’, die Blogsoftware hier lässt mich keine größeren Linklisten posten, weil es mich des Spammen verdächtigt 😉 )

Die ZEIT bringt in regelmäßigen Abständen Artikel zu dem Thema. So war dort bereits vor fast 15 Jahren ein Artikel, der schon fast ein Klassiker geworden ist:

http://www.zeit.de/1998/47/199847.professoren.neu_.xml

Auch der Süddeutschen Zeitung ist das Thema durchaus bewusst, und sie machen regelmäßig drauf aufmerksam:

http://www.sueddeutsche.de/karriere/prekariat-an-universitaeten-unterschicht-mit-doktortitel-1.484836

Also ganz ohne irgendwelche Lobby ist der ausgebeutete Mittelbau nicht, aber zugegebenermaßen haben die Mütter die größere Lobby. Nur ist das Thema schon seit Jahrzehnten in der Kritik, offensichtlich verpufft alles wirkungslos, vermutlich am massiven Widerstand der Professoren, für die der Status Quo sehr vorteilhaft ist.


der andere Andreas
30.3.2012 8:59
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hmm also ist es physikalisch unmöglich, dass weibliche dozenten mütter werden? das gleiche gilt doch auch für männer die während der kindererziehung nicht arbeiten?

bei aller gebotenen kritik am akademischen system aber die probleme dort sind weder durch frauen im allgemeinen noch durch ausländer oder mütter entstanden und werden auch nicht durch deren abwertung gelöst.


Hadmut Danisch
30.3.2012 9:18
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@Andreas: Das hat auch niemand gesagt, Du hast offensichtlich den Artikel nicht richtig verstanden. Es geht nicht um eine Kausalität der Frauen, sondern um die Ungleichbehandlung von Müttern und Dozenten durch die Politik.


Hadmut Danisch
30.3.2012 9:36
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@Steffen:

Naja, mein Klassiker ist

http://www.zeit.de/1998/24/199824.billig.xml

da scheint aber leider in der Datenbank von der ZEIT was kaputtgegangen zu sein, denn ein Teil des Textes fehlt, ausgerechnet da, wo der Forscher anfängt.

Nutzt aber nichts, darüber zu schreiben, solange es überhaupt nichts bewirkt.