“Viertmittelkonten”
Da ist ein Professor mit einer Art Schwarzgeldkonto aufgeflogen, einer Art akademischer Geldwäsche, mit der er sich von Studenten seinen teuren Lebensstil zahlen ließ. Eine Methode, die mir überaus bekannt vorkommt.
DER SPIEGEL berichtet über einen Dresdner Professor, der sich’s teuer schmecken lässt ohne zu zahlen. Studenten müssen da eine Software gegen Gebühr leihen, und die Gebühren landen auf einem dubiosen Konto, von dem der Professor wiederum seinen feinen Lebensstil finanziert. Ach ja, und ein Helfer hat dort gleich die Promotion bekommen. Mit Auszeichnung.
Kommt mir sehr bekannt vor, kenne ich von der Uni Karlsruhe und meinem „Doktorvater” Beth (und anderen Doktorvätern), die auch bei jeder Gelegenheit abkassierten. Da wurden für Promotionen Schmier- und Schutzgelder gefordert, die dann als Softwareleihgebühren oder Beratungshonorare getarnt und auf das „Sonderkonto” überwiesen wurden. Von dem wiederum wurde Luxus finanziert. Beth reiste etwa zu Konferenzen in London, auf Hawaii und nach Australien, blieb dort ausgiebig, und fiel manches Mal damit auf, dass er auf der jeweiligen Konferenz nie gesehen wurde. Was nicht nur Veruntreuung, Erpressung, Geldwäsche und Vorteilsannahme, sondern auch Steuerhinterziehung ist.
Und von einem anderen Professor weiß ich, dass er von jedem „erfolgreichen” Doktoranden nach der bestandenen Prüfung (aber eben vor der Freigabe der Druckversion der Dissertation) eine „freiwillige” Spende über DM 5.000,- oder höher verlangte. Ratet mal, was der damit gemacht hat. Bei einem Durchsatz von 6 bis 10 Doktoranden pro Jahr reichte das für ein oder zwei sehr nette Reisen im Jahr. Was ja auch möglich ist, weil »Dienstreisen« bei Professoren ja nicht auf die Urlaubszeit angerechnet werden. Da kann man in der vorlesungsfreien Zeit, im FreiForschungssemester oder ganz frech auch während der Vorlesungszeit ein paar schöne Wochen an so richtig teuren Orten gönnen. Natürlich geht man dazu ins Konferenzhotel (auch wenn man gar nicht auf die Konferenz selbst geht), denn die sind meist ziemlich gut. Nicht die absolute Spitze, aber ziemlich gut, da kann man’s angenehm aushalten. Business-Klasse und so.
Und dass man dafür Studenten abkassiert, ist auch nicht selten. In Adele habe ich im Anhang beschrieben, wie mir dort mal 10 Euro ohne Quittung und ohne nachvollziehbaren Geldweg für angebliche „Druckgebühren” flitzen gegangen sind, aber Uni-Kasse und Rechenzentrum angaben, dass man da keine Druckgebühren verlangen würde. Die wussten noch gar nichts davon, dass da einer kassiert. Da hatte irgendwer ganz rotzfrech einfach ein Mensakarten-Zahlterminal an das Drucksystem angeschlossen und Studenten abkassiert, die dachten, dass das so richtig sei. Ich habe da kein Zweifel, wo die angeblichen Druckgebühren hingegangen sind. Ich hab ja genug korrupte Profs dort erwischt, von denen da einer voll in Frage kam und an der richtigen Stelle saß.
9 Kommentare (RSS-Feed)
Im BWL-/VWL-Studium in Münster in den Neunzigern gab es Klausurvorbereitungskurse, die von den Assistenten gehalten wurden, die zufälligerweise auch die Klausuraufgaben erstellten. Diese Klausurvorbereitungskurse standen nicht im Vorlesungsverzeichnis und es wurde eine “Kursgebühr” fällig, die, sofern ich mich richtig erinnere, irgendwo zwischen 30,- und 50,- DM lag. Die Klausur bestand dann aus einer Untermenge der während des Klausurvorbereitungskurses behandelten Aufgaben, bei denen hier und da einige Zahlen geändert wurden.
Was ja faktisch Korruption und Geldwäsche (=Verkaufen der Musterlösungen) ist.
@Hadmut: Bei diesen Klausurvorbereitungskursen müsste auch noch Geheimnisverrat hinzukommen, oder? Die Geldwäsche kann ich nicht nachvollziehen.
Wäre zu überlegen, aber ich glaube erst mal nicht, dass ein einfacher Mitarbeiter zu den Personen gehört, die verpflichtet sind, und ob Prüfungsaufgaben schon solche Geheimnisse sind.
Anders könnte das allerdings bei dem Professor aussehen, der sowas gestattet. Denn der ist Beamter.
“Und von einem anderen Professor weiß ich, dass er von jedem „erfolgreichen” Doktoranden nach der bestandenen Prüfung (aber eben vor der Freigabe der Druckversion der Dissertation) ”
Welche Karlsruher Promotionsordnung soll das sein, die eine “Freigabe der Druckversion” erfordert?
“Wäre zu überlegen, aber ich glaube erst mal nicht, dass ein einfacher Mitarbeiter zu den Personen gehört,”
Dann Frage ich mich, warum ich bei der Einstellung förmlich für den öffentlichen Dienst besonders verpflichtet wurde, mit Merkblatt über die Straftatbestände, für die es dann Aufschlag gibt. OK, ging vermutlich hauptsächlich um die Gefangenenbefreiung.
@anonym: Das war (jedenfalls zu meiner Zeit) so, dass der Doktorand die Freigabe des Doktorvaters brauchte, um die Diss drucken zu lassen und dann seine Urkunde zu bekommen. Damit wurden viele Doktoranden erpresst, und ich weiß auch von vielen anderen Universitäten, dass damit Doktoranden nach der bestandenen Prüfung noch erpresst und am Institut gehalten wurden.
Bei Beth war das so üblich, dass der die Veröffentlichung noch mindestens 1, bis zu 2 Jahre verschleppt hat, um die Leute die Diss komplett umschreiben zu lassen und die Leute als Ghostwriter usw. zu verpflichten.
Davon abgesehen hat sich in Karlsruhe sowieso keiner an die Promotionsordnung gehalten, Stichwort „Promotionsfahrplan”.
“Das war (jedenfalls zu meiner Zeit) so, dass der Doktorand die Freigabe des Doktorvaters brauchte, um die Diss drucken zu lassen und dann seine Urkunde zu bekommen.”
Ja, einem Kollegen hat das Dekanat auch nach dieser Freigabe gefragt. Der hat darauf hingewiesen, dass die PO das nicht erfordert, und die haben es so geschluckt.
Herr Danisch. ich möchte Ihnen wirklich mal “Ueber die Zukunft unserer Bildungsanstalten” von Nietzsche ans Herz legen. Das ist eine eher unbekannte Schrift dieses Mannes, was aber nichts zu sagen hat. Er ist darin allerdings (Jungspund!) noch sehr polemisch, deswegen aber nicht minder weitblickend. In dieser Schrift finden Sie vielleicht noch interessante Fingerzeige…