Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Who’s Afraid of Peer Review?

Hadmut Danisch
8.10.2013 0:27

Ein Leser weist mich gerade auf dieses interessante Paper hin, in dem es darum geht, dass man durch ein gespooftes Paper (also eine Pseudo-Veröffentlichung) die Open-Access-Medien vorgeführt hat, bei denen das durchging.

Ich hab allerdings gerade Stapelüberlauf bei den noch abzuarbeitenden Sachen.

Kann jemand mal reingucken und ein paar Worte dazu kommentieren?

2 Kommentare (RSS-Feed)

R
8.10.2013 2:30
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Da gab’s die letzten Tage etwas Aufregung in der OpenAccess-Community, siehe z.B. http://bjoern.brembs.net/2013/10/science-magazine-rejects-data-publishes-anecdote/ und http://www.michaeleisen.org/blog/?p=1439

Grundsätzlich hat diese Studie eines gezeigt: es gibt besser reviewende (PLOS, Hindawi, …) und schlechter reviewende OpenAccess-Journals. Dass einige von den OA-Journals alles nehmen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, ist auch keine Überraschung.

Anders als Science glauben machen will, sagt die Studie aber nicht aus, dass OpenAccess-Journals schlechter als die Closed-Access-Journals wie Science, Nature, etc. sind.

Die erfundenen Artikel wurden nämlich nur an OA-Journals geschickt, nicht auch (wie es für einen fairen Vergleich sinnvoll gewesen wäre) auch an Closed-Access-Journals.

Das ist der primäre Kritikpunkt der OA-Leute.
Außerdem kritisiert Björn Brembs (Link s.o.) dass Science zwar so eine OA-Bashing-Studie veröffentlicht, aber in der Vergangenheit eine (bibliometrische) Studie zur Qualität von Science&Co. abgelehnt haben mit der Begründung “we feel that the scope and focus of your paper make it more appropriate for a more specialized journal.”


anonym
8.10.2013 7:33
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Ganz kurz:

– Es gibt anscheinend hunderte von Pseudo-Journals mit offiziell klingenden Namen (American Journal of xyz), die in Wirklichkeit aus Dritte Welt Ländern betrieben werden und jeden Schrott gegen Gebühr drucken.

– Der Author hat ein paar hundert Pseudo Papers an ein paar hundert Pseudo Verlage geschickt, und wie zu erwarten wurde eine erschreckend hohe Zahl angenommen.

– Der Artikel vergleicht *nicht* Open Access mit klassischen Verlagen. Da auch Elsevier viele ‘klassische’ Pseudo-Journals betreibt, wäre das Ergebnis vermutlich das gleiche gewesen. Elsevier war nämlich auch bei ein paar der Fake Open Access Journals dabei.

– Wissenschafsbetrug kann man das eigentlich nicht nennen, die Verlage betrügen ja eher die Autoren. Normalerweise zählen Veröffentlichungen in solchen komischen Journals nicht gerade viel, in den meisten Fachgebieten gibt es nur eine ganz kleine Handvoll akzeptierter Journals. Ich glaube nicht, das ein Autor solchen Verlag gezielt nutzt, um wissentlich Schrott zu veröffentlichen. Eher ist das ein Service an Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse nicht in richtigen Journals unterbringen können.

– Solche Studie ist natürlich im Bereich Gender überfällig, ich erkläre hiermit die Jagd als eröffnet.

– Extra credits gibt es für die Eröffnung eines Fake Open Access Gender Journals, mit den Gebühren könnte man dann z.B. dieses Blog finanzieren. $3000 pro Artikel ist doch gar nichts, zahlt übrigens unsere liebe DFG.

– Ich traue mich kaum, es zu erwähnen, aber wer das hier http://www.elsewhere.org/pomo/ auf Gender umbaut hat eine mächtige Waffe in der Hand. Ich hoffe nur, dass GenderleutInnen hier nicht mitlesen, sonst können die ihren Output verhundertfachen.