Hadmut Danisch
29.2.2012 11:33
Gibt gerade wieder ein Sonderangebot, Doktor für 39 Euro, Professor für 49 Euro.
Und wenn man sie vollständig nennt wie „Max Mustermann, Dr. h.c. of Metaphysical Sciences, MLDC Institute (USA)“ sogar legal.
Und weil bei uns in Deutschland bei Graden ohnehin nicht die Qualität, sondern die Breite auf der Visitenkarte oder in der Anwesenheitsliste zählt, wäre das doch echt mal was. Gibt auch günstige Druckereien, die einem Visitenkarten zum Aufklappen drucken, die sind dann doppelt so breit.
Werde ich nun Ufologe? Exorzist? Voodoo-Doktor? Ach, bei dem Preis kann man sie eigentlich alle nehmen…
Nachtrag: Und wißt Ihr, was das besonders schöne daran ist? Man geht damit – besser noch zu zweit oder zu dritt – auf irgendeine dieser überheblich-eingebildeten Akademiker-Veranstaltungen, wo sie alle mit Lametta und rausgeputzt rumlaufen, mit Dr. Dr. habil. h.c.weiß nicht was und all dem Popanz, und läßt sich dort mit so einem 39-Euro-Doktor oder -Professor in extrem peinlicher Lächerlichkeit blicken und schreibt sich den aufs Namensschild, irgendwie sowas wie außerirdische Parapsychologie. Und schon ist die ganze Veranstaltung ins Lächerliche gezogen und entwertet. Dazu am besten noch extrem hässliche unpassende Klamotten. 70er-Jahre-Krawatten vom Flohmarkt kommen gut. Und schwätzt dann dort so typischen Akademiker-Mist daher. Dann ist die ganze Veranstaltung im Eimer.
Hadmut Danisch
27.2.2012 14:07
SPIEGEL Online berichtet über den Hokus Pokus an der FH Weihenstephan-Triesdorf. Da rennen sie jetzt mit Wünschelruten herum.
Der verantwortliche Professor meint, wenn es einen Markt dafür gibt, muß es auch ins Vorlesungsverzeichnis.
Wissenschaft hat nichts mehr mit Wissen oder Überprüfen, sondern nur noch mit Verkaufen zu tun. Und weil Esoterik Geld bringt, ist das jetzt in.
Soviel zu der Verantwortung, dem Ansehen und der Ausbildung, die das Bundesverfassungsgericht als Grund für die Gehaltsanhebung für Professoren unterstellt hat…
Hadmut Danisch
27.2.2012 13:07
Immer wenn ich denke, man muß doch irgendwann mal an einem Tiefpunkt angekommen sein, wird’s noch schlimmer. Mir schreibt gerade jemand zu einem anderen Blog-Artikel, daß es bei ihm im Studium Dozenten gibt, die mit den Studenten via Facebook kommunzieren. Wer sich beim Daten-Sumpf Facebook nicht anmelden will, ist vom Material abgeschnitten und muß andere Studenten anbetteln.
Was für Idioten sind da eigentlich als Dozenten unterwegs? Sind die Universitäten nicht mehr (waren sie es jemals?) in der Lage, eine ordentliche Kommunikationsinfrastruktur anzubieten? Sind die Dozenten nicht in der Lage, ne Webseite zu bauen?
Zu meiner Zeit kamen die Apple-Grafik-Iditioten in Mode, als es den Macintosh plötzlich gab. Plötzlich waren die Vorlesungsskripte keine Skripte mehr, sondern nur noch ein unglaublich fetter Stapel von irgendwelchen schnell hingepfuschten Grafiken, endlose Wüsten von Kästchen und der Mac-typischen hässlich asymmetrischen Pfeile. Mausklicker, die intellektuell nicht mehr in der Lage waren, eine Vorlesung zu gestalten.
Später kamen dann die Powerpoint-Deppen.
Sind dann jetzt die Facebook-Schwachköpfe dran? Eine Vorlesung auf dem Niveau eines Social-Media-Geschwätzes?
Oder paßt das am Ende sogar, weil Vorlesungen nicht mehr über ein Social-Event hinauskommen?
Hadmut Danisch
24.2.2012 21:16
Die DFG bekommt Milliarden von Steuergeldern, und die Forschung schreit ständig, daß sie immer mehr Geld braucht. Gleichzeitig herrscht da üble Schlamperei und Verschwendung.
Über Schlamperei bei der DFG habe ich hier schon öfters berichtet, aber das ist jetzt mal Extraklasse.
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Hadmut Danisch
21.2.2012 0:04
Manchmal könnte man echt meinen, daß Professoren der Beamtenstatus nicht bekommt und daß die vor lauter Langeweile und ohne Kündigungsrisiko auf immer schrägere Schnapsideen kommen. Die kommen immer wieder auf Ideen, die Menschen mit Echt-Welt-Erfahrung abtrus vorkommen müssen. Irgendwie sind die da im Elfenbeinturm zu sehr vom wahren Leben abgeschnitten.
Hadmut Danisch
20.2.2012 1:09
Fast hätte ich gestaunt. Hat die ETH Zürich am Ende doch noch Rückgrat entwickelt? Oder schlagen nur die Finanzinteressen mal in eine positive Richtung aus?
Ein Leser schreibt mir gerade, daß Elsevier, Thieme und Springer in der Schweiz gegen die ETH klagen, weil die da einen Kopierdienst unterhält, bei dem sich Wissenschaftler für ein paar Kröten Artikel scannen und zumailen lassen können. Paßt den Verlagen natürlich gar nicht, die wollen selbst an dem verdienen, was andere geschrieben haben. (Links zu den Quellen und weiteren Informationen: hier und hier).
Da fällt mir ein, daß es hier in Deutschland vor ein paar Jahren auch genau so einen Dienst gab. Weiß gar nicht mehr, wie der hieß, aber ich habe – als ich damals in Dresden gewohnt habe – mir einige Papers von denen schicken lassen, an die ich sonst nicht oder nicht rechtzeitig gekommen wäre. In Deutschland ist der aber still und leise begraben worden, als die Wissenschaftsverlage dagegen begehrt haben. Sollte da ausgerechnet die ETH Zürich (von der ich bekanntlich gar nichts außer Abstand halte) sich gegen die Verlage wehren?
Oder war es wieder mal nur die Mischung aus Geldgier und akademischer Doofheit, das Zeug mal so ganz naiv zu kopieren und gar nicht damit zu rechnen, daß jemand urheberrechtlich was degegen haben könnte?
Man wird sehen. Wenn zwei sich streiten, freut sich der Danisch. Und bloggt drüber. (Danke für den Hinweis und die Links!)
Hadmut Danisch
18.2.2012 17:19
Sehr hörens-/lesenswertes Interview im Deutschlandradio mit dem Politikpsychologen Thomas Kliche darüber, wie sich die GEsundheitsforschung durch finanzielle Abhängigkeit von der Industrie korrumpiert, und daß Plagiate gegenüber Fälschung das viel kleinere Problem sind.
(Danke für den Link!)
Hadmut Danisch
15.2.2012 14:46
Ich wußte ja schon immer, daß die Universitäten so manche Leiche im Keller haben. Aber daß sie es so wörtlich nehmen…
Hadmut Danisch
13.2.2012 11:14
Ach, guck an. Rot-Grün verabschiedet sich in Baden-Württemberg vom Leitbild der „Unternehmerischen Hochschule”, das nie zu den Hochschulen gepaßt habe. Die Erkenntnis ist richtig. Wie sie sich auswirken wird, darüber darf man gespannt sein.
Würde mich auch interessieren, ob sie die Landesaufsicht über das KIT wieder zurückholen. Schavan und Frankenberg hatten das KIT ja noch schnell aus der Landesaufsicht entlassen als absehbar war, daß die CDU die Wahl in Baden-Württemberg verlieren wird. Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß es zwischen KIT und Landesregierung so die ein oder andere Meinungsverschiedenheit gibt.
Hadmut Danisch
13.2.2012 9:32
SPIEGEL Online spottet über die Wichtigtuer und Fernsehschwätzer unter den Professoren.
Könnte allerdings das Problem verfehlen. Auf einer Journalistenkonferenz über Sachverständige erklärte mir mal eine Fernsehjournalistin, daß sie zwar weiß, daß das Schwätzer sind, sie aber nur noch Schwätzer zu sich einlädt. Sie ist mal mit einem seriösen Professor auf die Schnauze gefallen: Die erste Frage hat er so präzise und tief beantwortet, daß er die Zeit überzogen hat und es niemand verstand. Zu der zweiten Frage hat er kurz und trocken gesagt, daß er sich da nicht auskennt und sie nicht seriös beantworten könne. Da stand sie blöd da. Sowas solle ihr nie wieder passieren. Deshalb nimmt sie nur noch die Profi-Schwätzer, die ihr zu jeder beliebigen Frage stets ein kamerataugliches 30-Sekunden-Statement abliefern.
Die Frage ist also, ob die Gattung der Fernsehschwätzer von den Professoren oder von den Journalisten hervorgebracht wird.