Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Deutsche Politik zu doof die Studentenzahlen vorherzusehen?

Hadmut Danisch
9.2.2012 11:43

Was ist das denn wieder für ein Schwachsinn? Die ZEIT berichtet darüber, daß die Unis in Finanzprobleme rutschen, weil man die Studentenzahlen nicht richtig prognostizieren kann.

Für 2011 hätte man 414.000 prognostiziert, gekommen wären 516.000. Immerhin um 25% daneben.

Warum liegen die so daneben? Was spricht dagegen, in der Schule einfach mal vorher die Oberstufenschüler zu fragen, was sie vorhaben?

Und warum muß die Immatrikulation überhaupt immer so dämlich kurzfristig erfolgen? Da bekommen die Leute im Sommer (bei mir war’s Ende Juni) ihr Abi, und sollen dann im Schweinsgalopp ihre Entscheidung treffen, sich an x Unis oder der ZVS bewerben, und dann in zwei oder drei Runden auf die Unis verteilt werden, sich ne Bude suchen, umziehen usw. damit es dann im Oktober losgehen kann. Und regelmäßig geht’s schief, die Zeit reicht nicht für die Studienplatzvergabe, die Software tut nicht, es gibt Nachzügler. Was auch an diesem bekloppten Numerus-Clausus-Verfahren hängt, für das man die Abi-Noten braucht.

Warum hält man an einem so dämlichen System fest?

Warum läßt man sich die Schüler nicht schon im Schuljahr Abi-2 mit Fächern und Unis beschäftigen und die, die wollen, ihren Studienantrag schon im Jahr Abi-1 einreichen, damit die dann schon frühzeitig über ihre Studienplatz Bescheid wissen und die Uni sich drauf einstellen kann? Heißt ja nicht, daß man sich dann schon entscheiden muß, aber daß die, die sich frühzeitig bewerben, den Vorzug bekommen. Und wer sich erst nach dem Abi entscheidet, muß halt sehen, was übrig bleibt. Zumindest käme man so an mehr Zeit und genauere Prognosen.

Matheprüfung durch Kälte bestanden?

Hadmut Danisch
9.2.2012 11:30

SPIEGEL Online berichtet von einem seltsamen Vorgang an der Uni Stuttgart: Weiterlesen »

Total debt from student loans is about $1 trillion

Hadmut Danisch
9.2.2012 11:21

USA Today berichtet, daß die Studienschulden von Studenten in den USA gerade explodieren. Weiterlesen »

Rabatt-Portal bewirbt Doktortitel

Hadmut Danisch
5.2.2012 12:50

Akademische Inflation: Laut Wiener Zeitung hat ein Rabattportal neben Yoga-Schnupperkursen, Hotelschnäppchen und Massagegutscheinen als „Deal des Tages” auch Ehrendoktortitel im Angebot. Kosten nur 39 statt 150 Euro. Dafür bekommt man dann sowas wie „Doctor of Alternative Health”, „Doctor of Exorcisms” oder „Doctor of Feng Shui”. Für 200 Euro wird man sogar „Professor”.

Produziert werden die Dinger in den USA, die US-„Kirche” verkauft die Dinger wie ehedem Ablaßbriefe (wobei ich mich gerade frage, ob das nun mehr über Doktorgrade oder mehr über Kirchen sagt…). Obwohl, wenn ich’s bedenke, wäre für das, womit ich mich zu deutschen Universitäten beschäftige, ein „Doctor of Exorcisms” doch eigentlich ganz passend.

Das kuriose daran ist, daß die Österreicher spitz bemerken, daß sowas in den USA und möglicherweise in Deutschland kein Problem sei (Hihi!), aber in Österreich eine Straftat.

Ich muß denen unbedingt mal stecken, daß die Deutschen Universitäten ganz offiziell und nach Promotionsordnung Ehrendoktorgrade verkaufen. Das Führen so manchen deutschen Doktorgrades wäre in Österreich dann nämlich auch strafbar. 😀

Joseph Weizenbaums Kritik an Wissenschaft

Hadmut Danisch
4.2.2012 0:22

Auf Golem.de ist ein überaus lesenswerter Artikel über die Kritik von Joseph Weizenbaum an Informatik und Wissenschaft allgemein erschienen.

Und das deckt sich genau mit meinen Beobachtungen und Erfahrungen: Es werden planlos formale Modelle ohne Realitätsbezug geschaffen, damit völlig willkürlich festgelegt, was „wahr” sein soll, und alles, was nicht in das Schema paßt, als falsch abgelehnt. Mangels Realitätsbezug ist „Wahrheit” damit letztlich willkürlich festgelegt.

Er erklärt(e) dies am Beispiel einer Spielerrunde, für die ein Spiel nur dann ein Spiel sei, wenn es Karten hat.

Einen solchen Effekt habe ich bei Informatikern (und auch anderen theoretisch orientierten Fächern) sehr häufig beobachtet. Die denken sich irgendein Modell aus und dann genügt es ihnen, daß man in diesem Kalkül irgendwie rechnen und in sich irgendwelche Schlußfolgerungen beweisen kann. Und schon allein, weil sie in einem willkürlichen Konstrukt irgendwelche geschlossenen und konsistenten Rechenregeln finden, stellen sie das als Wahrheit hin, obwohl es überhaupt keinen Bezug zur Realität hat.

Ein schönes Beispiel ist die BAN-Logik. Da hat jemand gezeigt, daß man da schöne Regeln ableiten und Formeln anwenden kann. Es geht um Authentifikationsprotokolle. Schon rennt eine Mehrheit los und hält es für „Sicherheit” oder eine Methode, Sicherheit nachzuweisen, wenn etwas innerhalb dieser BAN-Logik und unter Anwendung ihrer Regeln zu einem Ergebnis kommt. Daß die BAN-Logik aber in sich sicher ist, und daß sie Sicherheit überhaupt irgendwie beschreibt, was das überhaupt ist, hat man nicht definiert, nicht bewiesen, nicht nachgeprüft. Nicht das Modell bildet Sicherheit nach, sondern man baut sich irgendein Spielzeug mit hohem Spielwert und definiert dann kraft Hierarchie, daß das Sicherheit sein möge und alles falsch ist, was davon abweicht.

Nur an einer Stelle stimme ich mit Weizenbaum so gar nicht überein. Ausgerechnet Religion als Beispiel für eine solche „Wahrheit” zu bringen, die die Wissenschaften nicht anerkennen, halte ich schlichtweg für blöd. Nicht nur, weil es ein lausiges Beispiel ist, sondern weil es so angreifbar ist. Denn damit stellt man dieses Verhalten nicht in Frage, sondern leistet ihm noch Vorschub, denn man wird nicht ernstlich von einem Wissenschaftler erwarten, daß er die Religion als alternative Wahrheit anerkennt – denn das würde den Verzicht auf jegliche Wissenschaft bedeuten und nicht sie voranbringen oder verbessern.

Bayern ändert Promotionsordnungen

Hadmut Danisch
1.2.2012 19:17

Nach zu Guttenberg: In Bayern müssen die Doktoranden künftig eine eidesstattliche Versicherung ablegen, nicht geschummelt zu haben.

Eine Versicherung der Prüfer, die Dissertation überhaupt gelesen zu haben, wird nicht verlangt.

Widerstand gegen Wucher-Verlage – The Cost of Knowledge

Hadmut Danisch
31.1.2012 12:36

Ein Leser schickt mir gerade einen Link auf diese Wiki-Seite über gesammelte Hinweis zu Ärger und Widerstand gegen die Wissenschaftsverlage. Dazu paßt ganz gut The Cost of Knowledge, eine Seite über organisierten Boykott des Wucherverlags Elsevier. Nachtrag: Und einen Bericht über üble Lobbyarbeit in den USA gegen Internet-Publikationen, hinter denen ebenfalls Elsevier vermutet wird.

Dazu muß man verstehen, Weiterlesen »

Die Titelsucht der Wirtschaftselite

Hadmut Danisch
25.1.2012 12:21

Im Manager Magazin ist ein schöner böser Artikel über die Geltungsssucht von Managern erschienen, und darüber, wie die sich mit Doktorgraden und Professorentitel wie Pfauenfedern schmücken, diese einkaufen und darüber, wie sich Universitäten auf dieses Geschäft einstellen. Zitat:

Doch warum in die Ferne schweifen? Auch in Deutschland war es für finanzstarke Manager und Unternehmer nie leichter als heute, an einen schmucken akademischen Titel zu gelangen. Mehr denn je verlassen sich Unis bei ihrer Finanzierung auf Drittmittel aus der Wirtschaft und sind im Gegenzug recht freigebig geworden mit Ehrenbezeugungen für ihre Big Spender. Die Kategorie der Großmäzene bedienen zahlreiche Hochschulen durch den Titel des Ehrensenators: Der wird in der Regel für nicht wissenschaftliche Verdienste um die Hochschule vergeben – was finanzielle Verdienste ausdrücklich einschließt.

Aber wie schon bei den außereuropäischen Doktores gilt auch beim Ehrensenator: Sobald ruchbar wird, dass sich so ein Titel für Geld kaufen lässt, sinkt sein Renommee schlagartig.

Gekauft oder geklaut: Selbst die einstige Hartwährung eines Doktortitels made in Germany ist mittlerweile ins Gerede gekommen. Wer in der deutschen Wirtschaftselite wirklich glänzen will, der muss nachrüsten. Der braucht vier Buchstaben vorm Namen, und zwar ohne peinlichen Dragomanodingsda-Zusatz.

Und darin liegt auch der einzige Ausweg aus der Misere. Es muß so bekannt werden, daß die deutschen Universitäten ihre Doktorgrade verhökern, daß deren gesellschaftlicher Wert sinkt, am besten unter Null. Wir müssen dahin kommen, daß die Öffentlichkeit bei einem Manager, der mit Forschung eigentlich nichts zu tun hat, aber einen Doktor oder Professor trägt, die a priori-Vermutung aufstellt, daß es sich um einen Lametta-Behangenen Hochstapler und ein Großmaul handelt, daß das also ins Peinliche abdriftet. Denn Selbstreinigungskräfte oder ein Aufräumen von oben sind nicht zu erwarten. Universitäten müssen damit gestraft werden daß sie als das angesehen werden, was sie (geworden) sind: Titel-Hehler, nicht mehr Wissenschaftler.

iTunes U

Hadmut Danisch
21.1.2012 22:05

Eigentlich wollte ich ja was über iTunes U schreiben. Weiterlesen »

Wissenschaftliche Rotwein-Studie gefälscht

Hadmut Danisch
19.1.2012 11:47

*Seufz* Das dann auch noch. Wissenschaftler sollen eine Studie über den Nutzen von Rotwein gefälscht haben. Allein der Untersuchungsbericht über das Fehlverhalten hat 60.000 Seiten.

DFG fordert Mehrwertssteuererhöhung

Hadmut Danisch
19.1.2012 10:37

Ich habe ja hier schon öfters berichtet, daß DFG, BMBF usw. das Geld nach dem Gießkannenprinzip verschleudern und mehr Geld haben, als wie um sich werfen können. Das BMBF fördert gerade per Millionen-Schleuder alles, was halbwegs Anträge schreiben kann, und die DFG gibt auf Anträge sogar grundsätzlich mehr Geld raus, als beantragt wurde. Und sie bezahlen Leute für Gastprofessuren in Deutschland, obwohl die Leute nicht da sind.

Obwohl die DFG im Geld geradezu schwimmt und es grotesk verschleudert, fordert deren Präsident Matthias Kleiner, die Mehrwertssteuer um einen Prozentpunkt zu erhöhen, damit nochmal 8 bis 10 Milliarden Euro mehr in die Forschung gehen.

Forschung als Vorwand für Gier und Selbstbedienungsmentalität?

Gegenvorschlag von mir: Vergnügungssteuer auf Professuren erheben.

Flucht der Studenten ins Ausland?

Hadmut Danisch
9.1.2012 15:52

Was ist das denn? Erst stöhnen die Schweizer und die Österreicher, daß zu viele deutsche Studenten an ihren Unis studieren, und jetzt auch die Holländer (spell: Niederländer).

Was sind die Ursachen für diese Auslandsflucht deutscher Studiosi?

  • Haben wir zuwenig Studienplätze?
  • Oder studieren mehr Deutsche als studieren sollten?
  • Sind unsere Universitäten zu schlecht und die Konkurrenz in den Nachbarländern einfach besser?
  • Oder ist es dort leichter (anspruchsloser)?
  • Oder sind wir vielleicht nur einfach zu dämlich, unsere Studienplätze vernünftig an die Bewerber zu verteilen?
  • Will man unbedingt ein „Auslandsstudium” im Lebenslauf haben und wählt deshalb das Schummelausland? (Denn so richtig Ausland sind Österreich und Schweiz ja nicht, und Niederlande auch nicht so richtig, das ist ja alles so ähnlich.)
  • Soll’s die Vorbereitung für das Auswandern sein? Ein allgemeines „weg aus Deutschland!” ?
  • Oder hat es andere Gründe? Wohnung, Kosten, Studiengebühren,…?