Wenn die Gerüchte aus dem Netz so stimmen, (siehe hier und hier) dann wäre vielleicht Bijan Djir-Sarai von der FDP der nächste, hinter dem die Plagiatsjäger her sind.

Ich hab mich ja schon immer über die seltsame Diskrepanz zwischen den vielen Doktorgraden, die Politiker mit sich herumtragen, und der Flachheit des Geredes, das sie in ihrer Arbeit von sich geben, gewundert. So langsam wird mir klar, wie die alle zu ihren Doktorgraden gekommen sind – und warum damals partout kein Politiker zu finden war, der sich an der Promotionspraxis in Karlsruhe gestört hat.

Die Sueddeutsche berichtet (und gleich mehrere Leser machen mich darauf aufmerksam, Danke! 🙂 ) , daß in Würzburg aufgeflogen sein soll (warum eigentlich erst jetzt? Wie kann das sein?), daß die dort stapelweise in Medizin Leute für etwas promoviert haben, was selbst für Medizin zu flach ist. Mal schnell so 40 Seiten über historische Heilblumen abgegeben.

Wobei mich nicht überrascht, daß es so war. Mich überrascht eher, daß es tatsächlich etwas gibt, was sogar den Medizinern noch zu flach ist. Mir wurde mal berichtet, daß einer in Medizin dafür promoviert wurde, daß er für ein Krankenhaus günstigere Bezugsmöglichkeiten für Klopapier und Papierhandtücher ausfindig gemacht hat.

Nun berichtet auch der SPIEGEL („Kauf Dir einen Prof”) über den schrägen Deal zwischen der Deutschen Bank und den Berliner Universitäten. Ein Detail daran gefällt mir nicht. Weiterlesen »

Eigentlich hat es mir gerade ein Leser als Kommentar zu einem anderen Artikel geschrieben, aber es erscheint mir so wichtig und erschreckend, daß man es separat erwähnen muß. Weiterlesen »

Auf Telepolis gibt es einen Artikel über die Weiterungen des „Geheimvertrags” zwischen der Bayer AG und der Universität Köln. Weiterlesen »

Neues gibt’s hier. Ein Gutachten von Stefan Weber findet zu 17,2 % der Arbeit Plagiatsstellen. Und wie immer im Wissenschaftsbereich, wird Kritik wieder damit abgetan, daß die Kritiker unlautere Absichten hätten.

Artikel dazu in der ZEIT von Hermann Horstkotte.

Im SPIEGEL erschien ein Interview zu einem Scherz der Kunsthochschule Hamburg, die einfach zum Spaß mal angekündigt haben, daß sie jetzt offiziell Doktorgrade verkaufen, nur um mal zu sehen, wie die Leute darauf reagieren. Ich hab ihnen geschrieben, daß sie da von der Realität längst überholt worden sind, beispielsweise war ja Hildesheim im Fall Maschmeyer der Auffassung, daß man Doktorgrade legal verkaufen kann. Waren etwas überrascht darüber, daß ihr wissenschaftskritischer Scherz längst Realität ist.

Daß Professoren nicht in der Lage sind, ordentliche Gutachten zu schreiben (oder jede ihrer Äußerungen für ein „Gutachten” halten), hatten wir hier ja schon öfters. Aber das da ist schon bizarr. Da sieht man auch, wie gefährlich das werden kann, sich mit Professoren anzulegen. Die lassen einen einfach so in die Klapse einweisen. (Schon was älter, hat mir gerade ein Leser geschickt…)

Ein Leser schickt mir gerade den Link auf ein Gerichtsurteil vom April 2011, also frisch. Eine Universität hatte einer Frau den Doktorgrad entzogen, weil sich herausgestellt hatte, daß sie abgekupfert hatte. Dagegen hat sie geklagt und verloren.

Die Besonderheit an dem Fall ist, daß die Plagiatrix hier nicht Politikerin, sondern Professorin (!) ist.

Bedenkt man, daß der Doktor als Einstellungsvoraussetzung für Professuren angesehen wird (als ich mich für eine Professur beworben habe, hat man mir als einzigen Hinderungsgrund das Fehlen des Doktors entgegengehalten), müßte sie nun eigentlich nicht nur aus dem Dienst entfernt, sondern sogar wegen Anstellungsbetrug verfolgt werden (wobei möglicherweise die Verjährung eine Rolle spielen könnte). Ich glaube, da müßte ich mal Strafanzeige erstatten um zu sehen, was rauskommt.

Nachtrag: Sind nach den Politikern dann die Professoren mit der Entlarvung dran?

Pfffrrr. Eine neue Webseite namens „Doktorarbeitendomino” bringt eine Liste der „bis vor kurzem promovierten Mitglieder des 17. Bundestags der Bundesrepublik Deutschland” und anderer statistischer Daten zur Promotionsquote. Haha, was es nicht alles gibt (gefunden hier).

Immerhin wird mir so langsam klar, warum ich bei keiner der großen politischen Parteien Gehör gefunden habe, als ich damals gegen die Schmiergeldpromotionen in Karlsruhe anzukämpfen versucht habe. Was ich damals schon vermutet habe: Zu viele Politiker stecken da in der Sauerei mit drin, als daß man da etwas ausrichten könnte. Deshalb gucken auch die Staatsanwaltschaften alle so angestrengt weg – die unterliegen der politischen Weisung und werden den Teufel tun, da Tretminen hochgehen zu lassen.

Oder anders gesagt: Deutschland ist korrupt bis zur Oberkante.

Wie wurde der vor seiner Plagiatsaffäre doch als der Superminister und Tausendsassa hingestellt. Mr. summa cum laude mit Haargel und Blondine von BILD-Zeitungs Gnaden, der einfach alles kann, Weiterlesen »